Quantcast
Channel: Planet Portugal
Viewing all 255 articles
Browse latest View live

Kreative Pause oder geistreiche Phase?...

$
0
0

Einige von Euch (Ihnen) haben mich in letzter Zeit angeschrieben und mich gefragt, warum ich mich in jüngster Zeit hier im „Planet Portugal“ so rar gemacht habe.

Nun, gerne würde ich Euch (Ihnen) sagen, das ich die lange Abwesenheit in diesem Blog dazu genutzt habe um eine kreative Pause einzulegen oder das ich mich in einer besonders geistreichen Phase meines Lebens befinde…

Weder noch!

Die traurige Wahrheit ist, dass ich im Moment mal wieder gesundheitlich nicht ganz auf der Höhe bin und ich so etwas angeschlagen bin.

Aber es geht mir schon wesentlich besser und so glaube ich, Euch (Ihnen) allen versichern zu können, das ich mich schon bald hier im „Planet Portugal“ mit „frischen“ Blogeinträgen wieder bemerkbar werde machen können.

Bis dahin verbleibe ich, mit all denen die meine Abwesenheit bemerkt haben und diese zu Recht bemängeln, in tiefer Verbundenheit

herzlichst Euer (Ihr)

Ângelo Paulo


Die „Heilige Woche“ in Portugal

$
0
0

Im streng katholischen Portugal nehmen kirchliche Feste, wie Ostern, natürlich einen besonderen Platz ein.
Von Palmsonntag (port.: domingo de Ramos), der an den triumphalen Einzug von Jesus Christus seinerzeit in Jerusalem erinnert, bis zum Ostersonntag (port.: domingo de Páscoa), dem Tag an dem die Christen der Auferstehung Jesu gedenken, feiert man hierzulande die Heilige Woche (port.: Semana Santa), in Deutschland Karwoche genannt.

An Palmsonntag ziehen traditionell katholische Christen hier in Portugal seit dem frühen Mittelalter in ihre Kirche mit Palm- und Olivenzweige ein, um sie dort vom Pfarrer oder Bischof segnen zu lassen. Nach der Segnung nehmen die Gläubigen die Zweige mit nach Hause und stellen diese, als Segenszeichen, in ihren vier Wänden auf.
In Deutschland werden, soweit ich mich noch erinnern kann, die Palm- und Olivenzweige von Buchsbaum und Weidenkätzchen ersetzt.

Dem Palmsonntag folgen dann der heilige Montag (port.: Segunda-feira Santa), der heilige Dienstag (port.: Terça-feira Santa) und der heilige Mittwoch (port.: Quarte-feira Santa).
Diese drei Wochentage der Karwoche, die auch als die „Stillen Ostertage“ bekannt sind, werden vor allem in der katholischen Kirche für die Besinnung und Einstimmung auf Ostern genutzt.

Der Gründonnerstag (port.: Quinta-feira Santa), ist der Tag der an das letzte Abendmahl von Jesus mit seinen zwölf Aposteln am Vorabend seiner Kreuzigung erinnert.
Hierzulande wird deshalb mancherorts dieser religiöse Tag auch „Abendmahldonnerstag“ (port.: Quinta-feira da Ceia) genannt.
In manchen Regionen Portugals war es früher üblich am Gründonnerstag sieben Kirchen aufzusuchen.
Dieser Brauch hat im heutigen modernen Portugal aber kaum noch eine Bedeutung.
Das liegt einerseits an der Tatsache dass man nicht mehr so religiös wie früher ist und anderseits haben die meisten Menschen heute kaum noch Zeit eine Kirche aufzusuchen, geschweige denn sieben…
Tsja, auch in der Kirche hat sich der Spruch von Benjamin Franklin – „Time is money“ – durchgesetzt.

Dem Gründonnerstag folgt der Karfreitag (port.: Sexta-feira Santa), der an das Leid, die Kreuzigung, den Tod und die Grablegung Christies erinnert, und der hierzulande ein strenger Abstinenztag ist.
So isst man hierzulande normalerweise an diesem Tag traditionell kein Fleisch, sondern nur Fisch oder Meeresfrüchte.
An Karfreitag wird üblicherweise hier in Portugal auch nicht gefeiert, getanzt, ins Kino oder ins Theater gegangen, obwohl es so etwas wie einen gesetzlichen „Veranstaltungsverbot“ für diesen Tag nicht gibt. Dafür wird an diesem Tag geshoppt was das Zeug hält…

Der Karsamstag (port.: Sábado de Páscoa) ist hier in Portugal unter mehreren Namen bekannt.
So bezeichnet man ihn in manchen Regionen als „Samstag des Halleluja“ (port.: „Sábado de Aleluia“), in anderen Gegenden heißt er „Schwarzer Samstag“ (port.: „Sábado Negro“) und in anderen Gebieten wiederum einfach nur „Heiliger Samstag“ (port.: „Sábado Santo“).
In der nordportugiesischen Stadt Montalegre begeht man an diesem Tag eine ganz besondere Ostertradition, die unter dem Namen „Queima de Judas“ (dt.: Verbrennung des Judas) über die Stadtgrenzen hinaus bekannt ist. Riesige Strohpuppen  werden überall in der Stadt angezündet, und so symbolisch der Verräter Judas verbrannt.
In Idenha-a-Nova, im Distrikt Castelo Branco, ist es Brauch in der Nacht von Ostersamstag auf Ostersonntag mit viel Lärm und Musik durch die Straßen und Gassen der Stadt zu ziehen, während zur gleichen Zeit die Pfarrer in den Kirchen ihre Gottesdienste abhalten.
Etwas weiter südlich im Alentejo, ziehen am Karsamstag viele Hirten mit ihren Herden in das Städtchen Castelo de Vide ein, um sich dort mit ihren Tieren segnen zu lassen.

Der letzte Tag der Kar- oder Osterwoche ist der Ostersonntag (port.: Páscoa), der im Christentum der Festtag der Auferstehung von Jesus (port.: Ressurreição de Jesus) und das Ende der achtwöchigen Fastenzeit ist.
Jeder Portugiese versucht an diesem Tag die Familie zusammenzubringen und in der Gemeinschaft zu feiern.
Das Essen spielt an diesem Tag eine große Rolle. Ein reich gedeckter Tisch, auf dem das traditionelle Osterlamm oder das Osterzicklein nicht fehlen dürfen, ist nach acht Wochen fasten und Enthaltsamkeit immer ein Festmahl.
Die zahlreichen Osterprozessionen (port.: procissões), die während der Osterwoche im ganzen Land stattfinden und bei denen zumeist Figuren des leidenden, Kreuz tragenden und auferstandenen Jesus Christus auf tragbaren Holzkonstruktionen durch die einzelnen Ortschaften getragen werden, erreichen am Ostersonntag ihren Höhepunkt.

Den Ostermontag als Feiertag, so wie man ihn in Deutschland kennt, gibt es hier in Portugal nicht.
Nur Regional, wie z.B. in Portel bei Évora, im Alentejo, wird der Montag nach Ostern gefeiert.

In unserer modernen Zeit hat sich Ostern auch hier in Portugal leider zu einem „kleinen Weihnachten“ entwickelt, bei dem der Kommerz langsam aber sicher die wahre Bedeutung der Auferstehung verdrängt hat.
Nichtsdestotrotz ist dieses Kirchenfest in vielen Regionen dieses Landes auch heute noch ein traditionsreiches und brauchvolles Familienfest.

Der Folar – das portugiesische Osterbrot

$
0
0

Vor einiger Zeit habe ich von Matthias, einem Leser meines Blogs, eine E-Mail erhalten indem er mich nach einem „typisch traditionelles Osternbrot“ fragt, von dem ihm sein Nachbar, der anscheinend öfters hier in Portugal Urlaub macht, wohl berichtet hat.

Nun, dieses Osterbrot, nach dem Matthias fragt und von dem ihm sein Nachbar erzählt hat, trägt hier in Portugal den Namen „Folar“ (port.: folar).
Der Folar ist ein Hefeteigbrot, der hierzulande traditionell in der Osterzeit gebacken wird und der kulturhistorisch den gleichen Stellenwert hat, wie wohl in Deutschland der Osterhase oder die Ostereier.

Der Basisteig dieses süßen, weichen und fluffigen Brotes besteht immer aus Weizenvollkornmehl, Hefe, Wasser, Eier und Schmalz, sowie aus Zucker (für die süße Variante) oder Salz (für die salzige Variation).
Da jede Provinz hier in Portugal ihr eigenes Folarrezept hat, unterscheidet er sich von Region zu Region durch die jeweiligen Zusatzzutaten die dem Teig beigemengt werden.

In Olhão, an der Algarve, fügt man z.B. dem Grundteig des Folar Honig und eine Menge Zimt (port.: canela) hinzu.
Im Alentejo gibt man dem Teig fast immer Anis (port.: anis) oder Fenchel (port.: erva doce) hinzu, um ihn geschmacklich zu verfeinern.
Vielerorts bereichert man den Folar z.B. auch mit Mandeln (port.: amendoas), Schokolade (port.: chocolate), Rosinen (port.: passas), Trockenobst (port.: frutas secas), Kürbismarmelade (port.: gila) und noch vieles mehr.
Im nordportugiesischen Trás-os-Montes, in der Umgebung von Chaves und Valpaços, fügt man dem salzigen Folarteig traditionell entweder Schweine-, Geflügel-, Lamm- oder Kalbfleisch, sowie Salami, Speck oder Wurst hinzu.

Aber, ob nun in der süßen oder salzigen Variation und egal wie er sich auch geschmacklich unterscheiden mag, eines sollte ein echter Folar stets haben: er sollte immer mit einem oder zwei hart gekochten Eiern verziert sein!
Nur dann ist er ein echter Folar!

Traditionell schenken am Ostersonntag der Patenonkel (port.: padrinho) und die Patentante (port.: madrinha) ihrem Patenkind (port.: afilhado) immer einen Folar.
Dies tun sie jedes Jahr, bis das Patenkind heiratet.
Dies ist seit Generationen so!
Da meine Patentante nie sehr viel von Traditionen gehalten hat und mein Patenonkel leider schon verstorben ist, muss ich mir in den letzten Jahren meinen Folar selber kaufen…

Wo der Folar zum ersten Mal gebacken wurde, woher sein Name kommt und wie er hierzulande zum traditionellen Osterbrot wurde, ist ein Geheimnis der Geschichte.

Der Legende nach soll einmal vor langer, langer Zeit, in einem abgelegenen Dorf die Tochter eines Schneiders mit Namen Mariana gelebt haben. Marianas größter Wunsch es war, zu heiraten.
Also betete Mariana zur Heiligen Katharina (port.: Santa Catarina), der Schutzpatronin der Näherinnen und Schneider, und bat diese um einen Ehemann.
Wie es das Schicksal so will, verliebten sich eines Tages zur gleichen Zeit zwei junge Männer in das junge Mädchen – ein armer Schafhirte und ein reicher Edelmann – und sowohl der eine als auch der andere machten ihr den Hof.
Da sich Mariana weder für den Hirten noch für den Edelmann entscheiden konnte, betete sie erneut zur Heiligen Katharina, diese möge ihr bitte bei der schweren Entscheidung helfen.
Da sie sich aber mit der Entscheidung Zeit ließ, klopfte eines Tages der junge Hirte an ihre Tür und forderte Mariana auf, sich für ihn oder den Edelmann zu entscheiden. Als Frist für sein Ultimatum nannte der Hirte ihr den Sonntag vor Ostern, den  Palmsonntag.
Am nächsten Tag klopfte auch der Edelmann an die Tür der jungen Schneidertochter und auch er stellte ihr eine Entscheidungsfrist für den nahenden Palmsonntag.
Als der Palmsonntag gekommen war und Mariana sich immer noch nicht für einen der zwei Freier entscheiden hatte, machten sich sowohl der Hirte als auch der Edelmann auf dem Weg zum Hause des Schneiders.
Vor dem Haus trafen sie sich.
Voller Wut und Eifersucht aufeinander zog der Hirte seinen Dolch und der Edelmann sein Schwert und beide waren sie bereit für die Gunst der jungen Schneidertochter bis zum Tode zu kämpfen.
Als das Mädchen vor die Tür trat und die beiden Männer um sie kämpfen sah, schrie sie auf und rief – ohne zwei Mal zu überlegen – den Namen des Hirten und umarmte diesen.
Als der Edelmann nun sah, dass sich Mariana für den Hirten entschieden hatte, steckte er sein Schwert in die Scheide, drehte sich um und räumte das Feld. Doch bevor er ging, drohte er dem jungen Paar am Tag der Hochzeit zurückzukommen und sich dann zu rächen.
Einen Tag vor Ostersonntag, ihrem Hochzeitstag, ging Mariana in die Kirche und betete noch einmal zur Heiligen Katharina.
Sie bat ihre Schutzpatronin um eine glückliche und friedliche Hochzeit mit dem Hirten, die am nächsten Tag stattfinden sollte. Bevor sie die Kirche verließ, legte sie einen Strauß Blumen für die Heilige Katharina am Altar nieder.
Wieder zuhause angekommen entdeckte Mariana auf ihrem Tisch ein rundes Brot stehen, den ein Ei zierte und welches von Blumen umgeben war – die gleichen Blumen,  die sie zuvor in der Kirche für dieHeilige Katharina niedergelegt hatte.
Da wusste Mariana, dass ihre Schutzpatronin sie erhört hatte und das ihr eine glückliche Ehe mit ihrem Hirten bevorstand.
Seitdem gilt der Folar traditionell an Ostern als ein Symbol von Freundschaft, Frieden, Glück und Versöhnung.

Zu erwähnen sei noch das der Folar im Mittelalter unter dem altportugiesischen Namen „folore“ in der Literatur oftmals Erwähnung findet.
Höchstwahrscheinlich leitet sich „folore“ wiederum vom lateinischen Wort „flora“ ab, was soviel wie Blumenblüte (port.: flor) bedeutet, und was wiederum erklären würde, warum in der Legende von Blumen die Rede ist, die um das Osterbrot gelegt werden.

Folar – ein altes Familienrezept

$
0
0


In meinem vorherigen Blogeintrag „Der Folar – das portugiesische Osterbrot“, vom 02. April 2015, schreibe ich über den traditionellen Folar, eine Backware die zu Ostern auf keinem Tisch hierzulande fehlen darf.

Nachdem mich nun einige Interessierte angeschrieben und mich nach einem Rezept des Folar gefragt haben, habe ich den heutigen Nachmittag dahingehend verwendet, um ein altes Familienrezept dieses typischen portugiesischen Osterbrotes ins Deutsche zu übersetzen (habe ja sonst nichts zu tun an Karfreitag ;-)

Dieses Backrezept, das ich hier niederschreibe, ist aus dem Backbuch meiner Tante Aida, einer Großtante meiner Mutter.
Er ist nur einer von vielen Folar-Rezepten die es hierzulande gibt, denn schließlich hat ja jede portugiesische Region, ja gar jede portugiesische Familie, ein anderes Rezept dieses süßen Brotes.
Hier nun also das Folar-Rezept meiner Großtante Aida:

Folar – portugiesisches Osterbrot

Zutaten:

1 kg Weizenmehl
70 g Bäckerhefe
250 g Zucker
200 g Schweineschmalz oder Margarine
250 g Rosinen
6 Eier
2 dl lauwarme Milch
2 dl lauwarmes Wasser
1 Messerspitze Salz
etwas geriebene Zitronen- oder Orangenschale
Zimt und Gewürzanis nach Geschmack
1 bis 4 hart gekochte Eier mit Schale, zur Dekoration

  1. Zu aller erst die Hefe in etwas lauwarmer Wasser auflösen und mit ein wenig Mehl zu einem Vorteig vermengen
  2. dann das restliche Mehl, den Zucker, die Milch, die ganzen Eier und den Hefevorteig in einer Schüssel zusammenrühren und zu einem Klumpen energisch kneten
  3. dem Teigklumpen nun das Schmalz, die Rosinen, das Salz, die geriebene Zitronen- oder Orangenschale, das Zimt und den Anis hinzufügen und weiter kneten, bis die Masse Brotteigqualität erreicht hat und sich von der Schüssel löst (wie normales Brotteig!)
  4. den Teigklumpen nun mit einem nassen Tuch zudecken und gut 3 Stunden ruhen lassen, damit er aufgeht
  5. nachdem der Teig aufgegangen ist, den Klumpen noch einmal durchkneten und als runde Form auf ein gefettetes oder mit Backpapier ausgelegtes Backblech geben
  6. dann eins bis vier hart gekochte Eier  (mit Schale!) als Dekoration auf den geformten Teig etwas vertieft auflegen
  7. wer will, kann mit etwas übrig gebliebenem Teig kleine Streifen formen und dieser über die Teigkugel und die gekochten Eier gitterförmig anordnen
  8. nun die Teigkugel wiederum abgedeckt an einem warmen Ort ca. 1 Stunde nochmals gehen lassen
  9. dann den Teigrohling vor dem backen mit einem Pinsel mit etwas Eigelb bestreichen
  10. in der Zwischenzeit heizt man den Backofen bei 200°C vor und schiebt dann den Teigrohling für gut 30 Minuten hinein, bis der Folar seine gold- bis hellbraune Farbe erreicht hat. Gegebenenfalls während des Backens mit Alufolie abdecken, damit der Folar nicht zu dunkel wird

Anmerkung: Da man hier in Portugal so etwas wie Eiermalfarben nicht kennt, färbt man sie hier auf natürliche Art und Weise, wie z.B. mit Zwiebelschalen oder Safran.
Ich habe noch nie bemalte Eier in den Backofen geschoben, und weiß daher nicht ob diese mit der Hitze nicht abfärben.

Wie ich schon hier erwähnt habe, gibt es hierzulande viele Rezepte dieses traditionellen Osterbrotes.
Aber die Variante mit Rosinen, die ich hier vorgestellt habe, esse ich am liebsten!

Allen Lesern von „PlanetPortugal“ und all meinen Freunden wünsche ich ein frohes und leckeres Osterfest!

Frohe Ostern 2015

$
0
0

Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben
(Johannes 3, 16)

Porque Deus amou o mundo de tal maneira que deu o seu Filho unigênito, para que todo aquele que nele crê não pereça, mas tenha a vida eterna
(João 3, 16)


Ich wünsche allen Lesern von Planet Portugal“, sowie ihren Familien und Freunden ein frohes, stressfreies und von Gott gesegnetes Osterfest 2015.

Frohe Ostern 2015 / Feliz Páscoa

Der Brand der Rua da Madalena in Lissabon

$
0
0

Brände haben seit jeher die Geschichte der Städte mitgeschrieben, sei es durch die immer wieder vernichtenden Feuersbrünste die oftmals immense materielle Schäden verursachten oder durch die manchmal zahlreichen Menschenopfer die die Brände forderten.
Die Stadt Lissabon ist da keine Ausnahme!

Oftmals in der Stadtgeschichte Lissabons mussten ihre Einwohner hilflos mit ansehen wie Teile der Hauptstadt Opfer wütender Flammen wurden und zusehen wie wichtige Gebäude ihrer Stadt durchs Feuer bis auf ihre Grundmauern zerstört wurden, so z.B. im Jahre 1996 als das Rathaus (port.: Câmara Municipal) brannte – davor hatte ein Feuer bereits 1863 das Gebäude völlig zerstört – oder im August 1988 als der halbe Stadtteil Chiado ein Opfer der Flammen wurde.
Im August 1959 versank die Barockkirche São Domingos (port.: Igreja de São Domingos) am Rossio in Schutt und Asche und wenige Jahre darauf, im Dezember 1964, brannte ein Flamenmeer das Nationaltheater D. Maria II (port.: Teatro Nacional D. Maria II), ebenfalls am Rossio liegend, nieder.
Als am 01. November 1755 nach einem verheerenden Erdbeben die Stadt völlig zerstört wurde, brannte sie tagelang lichterloh und auch 1363, als das Lissabonner Judenviertel (port.: Jadiaria) durch Brandstiftung ein Raub der Flammen wurde, brannte dieser  Teil der Stadt mehrere Tage.

Ein Großbrand, der den Bürgern Lissabons bis heute im Gedächtnis geblieben ist, auch wenn er schon vor über Hundert Jahre gewütet hat, ist ein Brand der unter dem Namen „Incêndio da Rua da Madalena“ (dt.: Brand der Rua da Madalena) bekannt ist und der sich damals in der Straße gleichen Namens, in der Lissabonner Unterstadt Baixa, ereignet hat.
In den Morgenstunden des 10. April 1907, also auf den Tag genau vor 108 Jahren, breitete sich in einem vierstöckigen Wohn- und Lagerhaus in der Rua da Madalena / Ecke Escadinhas de Santa Justa ein Brand aus, bei dem 14 Menschen starben.
Zehn der Opfer kamen in den Flammen um, die vier anderen wiederum starben, weil sie sich in den oberen Stockwerken befanden und sie auf die Straße sprangen. Ihnen war durch die lodernden Flammen der Fluchtweg auf die Straße versperrt gewesen.
37 Personen konnten sich aber, zum Teil schwer verletzt, retten.

Für den Brand wurden damals zwei spanische Bürger – Leandro Gonzalez und Antonio Fernandez – verantwortlich gemacht, zwei Männer die im Untergeschoß des Gebäudes ein kleines Stofflager betrieben.
Nach dem Brand kam heraus, dass die zwei Spanier nur drei Monate vor dem Brand eine hohe Versicherung für ihr Lager im Erdgeschoß des Gebäudes und die darin befindliche Ware abgeschlossen hatten. Außerdem fand man später in einem anderen Lager der beiden Spanier mehrere Kanister des Brandbeschleunigers Ethanol.
Nachdem Gonzalez und Fernandez der Brandstiftung überführt waren und sie die Tat gestanden, wurden die zwei festgenommen und zu lebenslänglichen Haftstrafen verurteilt.
Antonio Fernandez starb nach drei Jahren Zuchthaus im Jahre 1910.
Leandro Gonzalez reichte nach acht Jahren Haft – in der Zwischenzeit war aus dem monarchistischen Portugal eine Republik geworden – einen Gnadengesuch bei dem ersten verfassungsmäßig gewählten Staatspräsidenten Manuel de Arriaga ein.
Arriaga, der von Haus aus Jurist und als ehemaliger Generalstaatsanwalt für seine Kompromisslosigkeit in Rechtsdingen bekannt war, gab dem Gnadengesuch nicht statt und ließ den Häftling daraufhin wissen:
„Politische Systeme mögen kommen und gehen, das Rechtsbewusstsein eines Menschen aber sollte unumstößlich sein.
Ich kann einem Mörder keine Gnade vor Recht gewähren!...“.

Erst zehn Jahren später, 1917, gab der neue Präsident Bernardino Machado, auf Druck Spaniens, endlich dem Gnadengesuch von Leandro Gonzales statt, verwaiste ihn aber, sobald er das Zuchthaus verlassen hatte, des Landes.

Heute steht an der Stelle, an der vor über Hundert Jahren eine der größten Brandkatastrophen des modernen Lissabon stattgefunden hat, ein Wohn- und Geschäftshaus das nach Originalplänen des ursprünglichen Gebäudes errichtet wurde.

Aveiro

$
0
0





Etwa auf halber Strecke zwischen dem nordportugiesischen Porto und der Universitätsstadt Coimbra liegt die Stadt Aveiro reizvoll am Ostrand eines etwa 47 km langen und bis zu 11 km breiten fischreichen Haffs (port.: ria).
Dieses Haff, die Ria de Aveiro, ist ein verzweigter und artenreicher Brackwasserbinnensee der vom Fluss Rio Vouga und dem Atlantik gespeist wird und den die ortsansässige Bevölkerung oftmals wegen seiner vielen Seitenarme „Polipo aquático“ (dt.: Seepolyp) nennt.
Aveiro ist Distriktshauptstadt, Bischofsitz und einer der wichtigsten Hafenstädte an der Westküste Portugals.
Etwa 80.000 Menschen leben in und um Aveiro, und während sich früher die Bevölkerung hauptsächlich der Fischerei, der Meersalzgewinnung der Salinen der Ria de Aveiro und dem Seetank (port.: moliço) des Haffs, der als Dünger sehr geschätzt war und neuerdings wieder ist, widmete, sind die Hauptgeschäftszweige der Stadt heute die seit dem 19. Jahrhundert hier angesiedelte Porzellan- und Keramikerzeugung, die Papier- und Nahrungsmittelindustrie und der Tourismus.

Die Gegend um Aveiro war, so zeigen neuzeitliche Ausgrabungen, schon bereits in der Jungsteinzeit und in der Bronzezeit besiedelt.
Später ließen sich die Römer in der Gegend nieder und gründeten im heutigen Stadtgebiet von Aveiro die Siedlung „Talabriga“.
In der Schenkungsurkunde „Suis terras in Alauraio et Salinas“, die mit dem 26. Februar 959 datiert ist und den die damals einflussreichste Frau der Iberischen Halbinsel, Gräfin Mumadona Dias (port.: Condessa Mumadona Dias), an das Kloster von Guimarães verfasst, wird Aveiro zum ersten Mal urkundlich namentlich erwähnt.
Im Jahre 1434 erlaubt König Duarte I den Bürgern der Stadt fortan einen alljährlichen Markt abzuhalten, einen Markt, der noch heute jedes Jahr im März (port.: Feira de Março) abgehalten wird.
Ab dem Ende des 15. Jahrhundert wurde Aveiro, Dank seiner außergewöhnlichen Lage, zu einem der bestgeschützten Hafenplätze Portugals und erlebte zu Zeiten der Entdeckungsfahrten seine größte Blüte.

Der Hafen von Aveiro war so geschützt weil der Rio Vouga durch seine angeschwemmten Ablagerungen dafür sorgte, dass lediglich eine schmale Verbindung, die „barra“, zum Meer hin offen blieb.
Ein schweres Unwetter verwüstete 1575 den Ort und verschloss die „barra“, den einzigen Zugang zum Meer. Der nunmehr vom Atlantischen Ozean getrennte Hafen verlor rasch seine ursprüngliche Bedeutung. Alle Versuche, die verschüttete Passage freizuräumen, scheiterten kläglich.
Die Fischer wurden damals von einem Tag auf den anderen brotlos, erfolgreiche Entdeckungsfahrten von Aveiro aus waren ab da durch die Versandung auch nicht mehr möglich und so erlebte die Bevölkerung einen rapiden sozialen und ökonomischen Absturz.
Aveiro brauchte Jahrzehnte um sich von dieser Naturkatastrophe zu erholen. Von den ehemals 14.000 Einwohnern die damals die Stadt bevölkerten blieben lediglich nur etwas über 3.000 übrig.

In einem feierlichen Akt erhob König José I Aveiro am 11. April 1759 zur Stadt.
Wahrscheinlich tat er das, um die Bevölkerung der Stadt zu beruhigen, denn nur wenige Monate vorher, am 13. Januar 1759, hatte der König den letzten Herzog von Aveiro (port.: Duque de Aveiro), Dom José de Mascarenhas da Silva e Lencastre, wegen seiner angeblichen Teilnahme an einem Attentat gegen den König, öffentlich wegen Hochverrats auf grausamste Art und Weise in Lissabon hinrichten lassen.
Der Hass von König José und der seines Prämierministers Marquês de Pombal gegenüber dem Herzog von Aveiro war so groß, das auf königlichen Befehl hin, der Name der Stadt von Aveiro in Nova Bragança umgeändert wurde.
Aber als Königin Maria I, die Tochter von König José I, 1777 den Thron bestieg, entledigte sie sich des von ihr gehassten Prämierministers ihres Vaters und es war sie, die aus Nova Bragança wieder Aveiro machte.

Im Frühjahr 1808 wüteten wieder orkanartige Sturmfluten über Aveiro, die so stark waren, das die alte versandete Durchfahrt, die „barra“, wieder auf natürliche Weise größtenteils freigespült wurde.
Am 03. April 1808 konnte nach größten Anstrengungen endgültig ein neuer Zugang zum Atlantik hin eröffnet werden. Fortan schützte man diese für die Stadt so wertvolle Öffnung zum Meer vor neuerlicher Versandung mit zahlreichen Deichbauten und Wehren.
So konnte Aveiro in den letzten zwei Jahrhunderten seine Bedeutung als einer der besten Häfen Portugals wiedergewinnen.

Häufig wird Aveiro mit Amsterdam und Venedig verglichen – angesichts der nur drei vorhandenen Kanäle ein recht gewagter Vergleich.
Dennoch sorgen diese drei Kanäle – der Canal das Prâmides, der Canal de São Roque und der Canal dos Santos Mârtires – und die vielen mittelalterlichen Bauten in der Stadt für ein sehr schönes Stadtbild.
Das die Stadt sich solch eine einzigartige und reizvolle Atmosphäre bewahren konnte, hat sie auch ohne Zweifel den pittoresken Seetangbooten (port.: barcos moliceiros) zu verdanken, die heute hauptsächlich für touristische Zwecke benutzt werden.

„Moliceiros“ heißen die Seetangfischer von Aveiro, die mit eben diesen charakteristischen Booten heute noch teilweise in der Ria de Aveiro, dem Haff von Aveiro, Seetang „ernten“.
Das Wort „moliceiro“ kommt von dem Wort „moliço”, dem portugiesischen Wort für Algen oder Tang, bzw. dem daraus gewonnenen natürlichen Dünger für die Landwirtschaft.
Die „moliceiros“ fahren mit ihren zumeist aus Kiefernholz gezimmerten, an den großen Bugschnäbeln und am Heck mit naiven Darstellungen bunt bemalten Segelkähnen in das weit verzweigte Haff hinaus und fischen mit einem großen Rechen den dort vorhandenen Tang aus dem Wasser.
Bei genügend starkem Wind setzen die Fischer auf den bis zu 15 m langen und etwas über 2 m breiten Booten trapezförmige Segel. Ansonsten bewegen sie die Kähne mit langen Staken oder treideln sie in schmalen Kanälen auch mit langen Seilen.

In den letzten Jahrzehnten hat sich die Zahl der Barken in Aveiro von einst über tausend auf leider nur noch einpaar Dutzend registrierte Boote verringert. Die meisten werden für den Fremdenverkehr vermarktet um mit ihnen sehr reizvolle Kanalfahrten zu machen, aber einpaar werden auch für ihre eigentliche Bestimmung als Seetangboote genutzt.
Der früher sehr verbreitete, einträgliche Beruf des Tangfischers war eine zeitlang praktisch ausgestorben da die Landwirtschaft weitgehend zur Verwendung von Kunstdünger übergegangen war und harter Existenzkampf und Landflucht der Jugend an der Tagesordnung waren. In letzter Zeit aber, Dank der ökologischen Denkweise vieler Obst- und Gemüseproduzenten und der Verbraucher ist, der Absatz an Seetang etwas gestiegen und so gewinnt der Beruf des „moliceiro“ neuerdings etwas mehr an Bedeutung.

Anlässlich des Stadtfestes „Festa da Ria“, das alljährlich in den Sommermonaten Juli oder August stattfindet, treffen sich die letzten Tangfischer von Aveiro in der Ria zu einer Regatta, verbunden mit Geschicklichkeitswettbewerben und einem Wettstreit um die schönste Bootbemalung.
Ein Fest, dass man sich nicht entgehen lassen sollte!

Ebenso nicht entgehen lassen sollte man sich die vielen historischen Bauwerke in der Altstadt von Aveiro.
Die bedeutendsten von ihnen sind:

- das Kloster Mosteiro de Jesus
dieses Dominikanerkloster wurde 1458 gegründet und beherbergt heute das Stadtmuseum von Aveiro (port.: Museu de Aveiro), das auch unter dem Namen Museu da Santa Joana (dt.: Museum der Heiligen Johanna) bekannt ist.
Joana war eine portugiesische Infantin und wurde 1452 als Tochter von König Afonso V und seiner Gemahlin Königin Isabel geboren.
Im Jahre 1475 trat Joana in das Dominikanerkloster ein und blieb in diesem bis zu ihrem Tod am 12. Mai 1490. Im Kloster Mosteiro de Jesus wurde sie dann auch beigesetzt.
Im Jahre 1693 wurde Joana von Papst Innozenz XII selig gesprochen und obwohl die katholische Kirche sie bis heute nicht heilig gesprochen hat, wird sie hierzulande heute als Santa Joana (dt.: Heilige Johanna) verehrt.
Das sehenswerte Museum beherbergt zahlreiche Gemälde, Azulejos und religiöse Gegenstände, die dem Leben der Santa Joana gewidmet sind

- die Kirche Igreja São João Evangelsta (dt.: Sankt Johanneskirche)
in dieser Kirche waren einstmals im 17. Jahrhundert die Karmelitinnen untergebracht, weshalb die Kirche heute auch unter dem Namen Igreja das Carmelitas bekannt ist. Sie ist sehr prunkvoll ausgestattet, mit einer bemerkenswerten Kassettendecke, einem reich verzierten Altar und wunderschönen, sehenswerten Azulejos an den Wänden

- die Kathedrale von Aveiro (port.: Sé de São Domingos de Aveiro)
dieses Gotteshaus ist aus dem 15. Jahrhundert und dem Heiligen Dominikus gewidmet. Ursprünglich Hauptkirche des Dominikanerklosters der Stadt Aveiro, wurde sie im Jahre 1938 zur Kathedrale erhoben. Da die Kirche seit ihrer Gründung mehrmals umgebaut wurde, kann man heute an und in ihr verschiedene Stilrichtungen, wie Manierismus, Barock und Modernismus, bewundern

- die Kirche Igreja de Nossa Senhora da Apresentação (dt.: Kirche Unserer Lieben Frau in Jerusalem)
diese Kirche wurde im Jahre 1606 erbaut und ist in ihrem Inneren ein Überschwank an barockem, vergoldeten Holzschnitzereien, der so genannten „talha dourada“. Glanzpunkt der Innenausstattung der Kirche ist eine gotische Marienfigur aus Alabaster. Anfang des 18. Jahrhunderts wurden dann an der Außenfassade die zwei großen Azulejobilder angebracht.

Weitere sehenswerte Objekte in Aveiro sind das Stadttheater (port.: Teatro Aveirense), der alte Bahnhof (port.: Estação de comboios) mit seiner prachtvollen Azulejofassade, das schöne Rathaus und der Pranger (port.: pelourinho) aus dem 18. Jahrhundert.

Ein weiteres Highlight von Aveiro ist zweifellos seine Gastronomie.
Typische regionale Fischgerichte, wie z.B. Aaleintopf (port.: caldeirada de enguias), haben den Ruf zu den besten kulinarischen Speisen zu gehören, den das Land zu bieten hat.
Wenn man nicht gerade am Abnehmen ist, dann sollte man unbedingt die traditionellen „ovos moles“ (dt.: weiche Eier) probieren, eine Süßspeise die praktisch nur aus zwei Komponenten besteht, nämlich Eigelb und Zucker – sehr viel Zucker!

Aveiro ist zweifellos eine der schönsten und originellsten Städte in Portugal und zu jeder Zeit eine Reise wert!

Das Museum im Haus der grünen Fenster

$
0
0


In einem imposanten Stadtpalast, genau gegenüber den Docks von Alcântara im Stadtteil Santos-o-Velho, befindet sich heute eines der schönsten und bedeutendsten Museen Lissabons, das Nationalmuseum für Alte Kunst (port.: Museu Nacional de Arte Antiga).
„Casa das janelas verdes“ (dt.: „Haus der grünen Fenster“) hat der Volksmund das Haus einstmals wegen seiner grasgrünen gestrichenen Fensterläden getauft. Auch heute nennen es viele so und die Straße an dem das Museum liegt heißt ebenso, Rua das Janelas Verdes.

Der Bau des Palastes wurde einstmals Ende des 17. Jahrhundert von dem Adeligen Francisco de Tavora, dem ersten Grafen von Alvor (port.: Conde de Alvor), in Auftrag gegeben.
Als die Familie Tavora in Ungnade fiel und fast alle Mitglieder dieses Adelsgeschlecht auf Befehl König Josés und seines Prämierministers Sebastião José de Carvalho e Melo, dem Marques de Pombal, verhaftet, enteignet und hingerichtet wurden, kam der stattliche Palast in den Besitz von Paulo António de Carvalho e Mendonça, dem Bruder des Prämierministers.
Als Paulo António de Carvalho e Mendonça im Jahre 1770 starb, wurde sein Bruder Hausherr.
Ein großes Erdbeben legte Lissabon am 01. November 1755 in Schutt und Asche und zerstörte die meisten Gebäude der Stadt. Der Marques de Pombal befand sich an diesem Tag im Haus. Er hatte Glück, denn die Mauern seines Palastes waren fest und hielten Stand.

Als im Jahre 1782 Prämierminister Pombal starb vermachte er den Palast der Krone.
Diese konnte zuerst mit der Immobilie nichts anfangen, aber nachdem ab 1834 alle kirchlichen Besitztümer und Vermögen in Portugal eingezogen wurden, benutzte man das Haus als Depot für die zahlreichen Kunstwerke der vielen Klöster und Kirchen.

Im Jahre 1881 fand im Londoner Victoria and Albert Museum, auf Wunsch von Queen Victoria, die Ausstellung „Portuguese ans Spanish decorative arts“ (dt.: Portugiesische und Spanische dekorative Kunstausstellung / port.: Exposição retrospectiva de arte ornamental Portuguesa e Espanhola) statt, bei der besonders schöne Kunstwerke aus dem Fundus der „Casa das janelas verdes“ gezeigt wurden.
Im Jahr darauf, 1882, wurden diese Kunstwerke auch in Lissabon gezeigt – Ausstellungsort war das „Haus der grünen Fenster“.
Nachdem die Ausstellung sehr erfolgreich war, entschloss sich die Krone die Exponate fortan einem breiten Publikum zugänglich zu machen.
So wurde am 11. Mai 1884 das „Nationalmuseum der Schönen Künste und der Archäologie“ (port.: Museu Nacional de Bellas Artes e Arquelogia), der Vorläufer des heutigen Museums, von König Luis I im Palast eröffnet.
1893 wurde die archäologische Abteilung des Museums ausgegliedert und das Museum hieß fortan „Museu Nacional de Arte Antiga“ (dt.: Nationalmuseum für alte Kunst).

Als die Republik 1910 ausgerufen wurde, beschlossen die neuen Machthaber das Museum zu reformieren, d.h. es zu vergrößern.
Man war zu dem Entschluss gekommen, dass das Museum mit den Jahren nicht mehr genug Ausstellungsfläche hatte.
Durch viele Schenkungen und den nun beschlagnahmten Kunstobjekten des Königshauses war die Sammlung mit den Jahren zu einer stattlichen Größe angewachsen.
Dennoch dauerte es noch gut 40 Jahre, bis mit dem Bau eines neuen Museumsflügels im Jahre 1942 begonnen wurde. 1947 wurde dieser Flügel feierlich eröffnet.

Über die Jahrzehnte kamen dann immer mehr Schenkungen hinzu, und so ist das Museu Nacional de Arte Antiga heute einer der bedeutendsten und besuchenswertesten seiner Art, nicht nur in Portugal, sondern auf der gesamten Iberischen Halbinsel.
Aus zwei Gründen ist ein Besuch des Kunstmuseums anzuraten:
Erstens, man begegnet hier Werken aus portugiesischen Malerschulen, die man sonst kaum in dieser Vollendung sehen kann,
und zweitens, viele dieser Bilder, die von Malern wie z.B. Nuno Gonçalves, Gregório Lopes, Frei Carlos oder Cristovão de Morais stammen – ein jeder von ihnen ein großartiger Portraitist – sind sehr wertvolle historische Dokumentationen.

Nuno Gonçalves, der bedeutendste portugiesische Maler des 15. Jahrhunderts, ist im Museum mit einem grandiosen sechsteiligen Flügelaltar zu ehren des Stadtpatrons Lissabons, dem Heiligen Vinzenz (port.: Painéis de São Vicente), vertreten.
Noch heute streitet man sich um das Who´s Who der 60 vom Maler abgebildeten Figuren des Altars, in denen man aber mit Sicherheit König Afonso V und seine Frau Isabel, Heinrich den Seefahrer (port.: Henrique o Navegador), sowie Adlige, Ritter, Mönche, Botschafter, einen jüdischen Bankier, den Chronisten Fernão Lopes und Nuno Gonçalves selbst erkennen kann.
Der Flügelaltar wurde erst 1910 bei Umbauarbeiten am Kloster São Vicente de Fora wiederentdeckt und dann mit viel Sorgfalt restauriert. Er ist das wichtigste und wertvollste Bildwerk des Museums und ohne Übertreibung kann man sagen, dass dieses sechsflüglige Gemälde so etwas wie „Portugals Mona Lisa“ ist.

Auch Gregório Lopes, der Hofmaler der Könige Manuel I und João III, malte nach dem Leben und portraitierte viele Persönlichkeiten am Hof – von ihm ist im Museum ein authentisches Bild Vasco da Gamas zu sehen.

Cristovão de Morais, auch er Maler am portugiesischen Hof, verewigte ebenfalls Persönlichkeiten seiner Zeit auf Leinwand.
Sein berühmtestes Bild trägt den Namen „O Desejado“ (dt.: der sehnsüchtig erwartete) und zeigt den jungen König Sebastião.
Sebastião wurde mit nur drei Jahren auf den portugiesischen Thron gesetzt, nachdem sein Vater Infante João zwei Monate vor seiner Geburt gestorben war. Mit 14 übernahm er die Regentschaft und bereits mit 24 Jahren fiel er in einem unglücklichen Kreuzzug gegen die Mauren im marokkanischen Ksar-el-Kebir (port.: Alcácer-Quibir).
Nach der Schlacht von Ksar-el-Kebir wollten viele nicht an den Tod des Königs glauben, und so wurde er „sehnsüchtig erwartet“ – daher der Beiname „O Desejado“.
Aber Sebastião, ein phantastischer Träumer und finsterer Glaubenseiferer, tauchte nie wieder auf!

Da Sebastião auf dem Schlachtfeld ohne eigne Nachkommen starb, wurde sein nächster Verwandter, sein Onkel König Filipe II von Spanien, zwei Jahre nach seinem Tod zum König von Portugal proklamiert.
Über Filipe II, dem spanische Habsburger, glaubt man sei ein besonders wichtiges Bild nach Lissabon gelangt, nämlich „Die Versuchung des Heiligen Antonius“ (port.: „A tentação de Santo Antão“), von Hieronymus Bosch. Genau weiß man es nicht, aber was man weiß, ist das der spanische König mit Passion die unbequemen, gespenstigen, phantastischen Bilder des Niederländers gesammelt hat.

Verschiedene Werke von Albrecht Dürer, Hans Holbein dem Älteren, Lucas Cranach oder Francisco de Zubarán begründen ebenfalls den renommierten Ruf des Museums.
Im selben Stockwerk wie die Gemäldegalerie ist auch die prachtvolle Monstranz von Belém (port.: Custódia de Belém) untergebracht, die Gil Vicente 1506 aus dem ersten Gold formte, welches der Seefahrer Vasco da Gama aus seiner zweiten Indienreise mitbrachte.

Zur umfangreichen Sammlung des Museums gehören über 40.000 Exponate, unter anderem, antike Möbel, wertvolles Porzellan, wunderschöne Skulpturen, erlesene Wandteppiche und zahlreiche Kunstobjekte aus Brasilien, Portugiesisch-Indien, China, Japan und Afrika.

Ich kann jedem nur einen Besuch in diesem eindrucksvollen Museum, voller einzigartiger historischer Kunstobjekte, empfehlen!


Lissabon ist für Archäologen eine Last

$
0
0

In einem portugiesischen Fernsehkanal sah ich dieser Tage eine Reportage in dem sich englischsprachige Touristen – so weit ich verstanden habe handelte es sich bei diesen um Archäologiestudenten – begeistert über Lissabon als Reiseziel äußerten, sich aber darüber enttäuscht zeigten, dass die portugiesische Hauptstadt archäologisch so wenig zu bieten hatte.
Nun, um ehrlich zu sein, materielle Hinterlassenschaften der kulturellen Entwicklung der Menschen des „vorportugiesischen“ Altertums sind in Lissabon tatsächlich eher Mangelware.

Fakt ist, das seit über viertausend Jahren Menschen an der Tejomündung siedeln.
Man weiß heute nicht mehr mit Sicherheit wer als erster den kleinen Ort an der lieblichen Bucht „Olisippo“ nannte. Tatsache ist aber, dass die Geschichte der Stadt weit zurück in eine Zeit reicht, als die heutige Unterstadt, die Baixa, noch vom Wasser einer Tejobucht überflutet war. Wo heute der als Rossio bekannte Platz liegt, vereinigten sich in grauer Vorzeit zwei Seitenarme des Tejo. Der Verlauf der beiden Flussbetten ist heute noch deutlich zu erkennen: ihm folgen in einem auslaufenden V die blaue und die grüne U-Bahnlinien der Lissabonner Metro.

Die Phönizier, die Karthager und die Griechen benutzten Lissabon einstmals als idealen Naturhafen, als Ankerplatz und Handelsstation auf ihrem Weg vom Mittelmeer in den Norden Europas. Sie fühlten sich hier höchstwahrscheinlich sehr wohl und auch die Kelten und die Iberer scheinen sich hier geborgen gefühlt zu haben.

Im Zuge ihrer Auseinandersetzung mit dem nordafrikanischen Reich Karthago machten sich die Römer 218 v. Chr. an die Eroberung der Iberischen Halbinsel und standen bereits 13 Jahre später, 205 v. Chr., auch vor „Olisippo“, das sie später, wohl um Julius Cesar zu schmeicheln, in „Felicitas Julia“ umtauften.
Die Römer blieben dann über mehrere Jahrhunderte und ganz sicher frönten sie ihrer Baulust. So vermutet man heute unter den Grundmauern der Stadtburg Castelo de São Jorge Reste eines römischen Kastells, aber wie gesagt, man vermutet es nur.

Mit Sicherheit gefunden wurden, aber das auch nur per Zufall nach dem großen Erdbeben von 1755, z.B. in der Travessa do Almada, im heutigen Stadtteil Madalena, die Reste einer Therme und in der Rua da Prata, im Stadtteil Baixa, die Reste römischer Galerien. Von einem römischen Friedhof, der heute unter der Praça da Figueira liegt, hat man auch Kenntnisse, ebenso von einem Theater unweit der Rua de São Mamede.
Man kann sich das römische Lissabon mit Tempeln und Foren, Theater und Thermen vorstellen, vielleicht auch mit Parks über dem Wasser und mit den eitlen Standbildern des alten Rom.
Alleine beweisen lassen sich diese ganzen Bauwerke heute nur sehr schwer.

Nach dem Zusammenbruch des Römischen Reiches im 5. Jahrhundert n. Chr. wurde auch Lissabon von den Wirren der germanischen Völkerwanderung erfasst. Beim Ringen um die Vorherrschaft behielten schließlich die Westgoten die Oberhand.
Sie nannten die Stadt fortan „Ulixippona“ und bauten aus den Römersteinen die erste Stadtmauer. Die Mauer war wuchtig, plump und stabil, scheinbar war sie uneinnehmbar. Doch als sie den arabischen Mauren unter dem Feldherren Tariq Ibn Ziyad widerstehen sollte, widerstand sie nicht.

Die Mauren, die neuen Herren der Stadt, nannten „Ulixippona“ ab 711 n. Chr. „Al-Ushbuna“ (dt.: liebliche Bucht). Auf dem Alkazar, dem Vorläufer der Stadtburg Castelo de São Jorge, wehte für vierhundert Jahre die Fahne des Propheten. Die maurisch-islamische Kultur in „Al-Ushbuna“ strahlte hell und weit.
Das maurische Lissabon war, wie andere arabische Städte dieser Zeit auf der Iberischen Halbinsel, ein Kulturzentrum, mit dem sich die christlichen Niederlassungen nicht im entferntesten messen konnten.
Aber von all dieser arabischen Pracht, die immerhin 4 Jahrhunderte andauerte, blieb letztendlich weniger übrig als von den Römern.

Die eigentliche portugiesische Geschichte Lissabons begann erst im 12. Jahrhundert, als König Afonso Henriques aus dem Hause Burgund (port.: Borgonha) die Stadt mit Hilfe eines Kreuzfahrerheeres eroberte. „Al-Ushbuna“ wurde zu Lisboa, die Moscheen wurden zu Kirchen und man tauschte Allah gegen den christlichen Gott.
Kein Gebäude aus maurischer Zeit blieb original erhalten.
Nur die schmalen Treppenwege und die steinernen Bögen der Alfama verraten heute noch das vergangene arabische Erbe.

Es fehlen heute die Möglichkeiten und es fehlt aktuell vor allem das Geld um die Vergangenheit Lissabons vollends zu verifizieren.
So bleibt die Frühgeschichte Lissabons weiterhin im Dunkeln und ist oftmals nichts weiter als eine vage Vermutung.
Wahrlich, Lissabon ist für alle Archäologen eine Last!

Weltkulturerbe Cante Alentejano

$
0
0

Nach einer zweijährigen Bewerbungszeit ist heute morgen in Paris der „Cante Alentejano“ (dt.: Alentejo-Gesang) in die UNESCO-Liste des Immateriellen Weltkulturerbes (port.: Lista do Património Imaterial da Humanidade da UNESCO) aufgenommen worden.
Insgesamt 58 Volksbräuche, Traditionen und Kulturpraktiken aus aller Welt bewarben sich wieder einmal bei der UNESCO um eine Aufnahme in die berühmte Liste und glücklicherweise wurde der regionale Musikstil des Alentejo heute in Paris vom UNESCO-Komitee einstimmig anerkannt.

Als Portugiese, und vor allem als großer Freund des Alentejo, habe ich mich über die heutige Wahl der UNESCO sehr gefreut!
Nach dem Fado im Jahre 2011 ist der Cante Alentejano die zweite portugiesische Musikform die es auf die begehrte Liste des Weltkulturerbes geschafft hat.

Der Cante Alentejano, ein mehrstimmiger Chorgesang der immer von Amateuren ohne instrumentale Begleitung und fast immer in Tracht vorgetragen wird, erzählt in kleinen poetischen Versen über die Alltagsereignisse, die Liebe, die Freundschaft und den schweren Arbeitsalltag im ländlichen Alentejo.
Dieser Musikstil unterscheidet sich von anderen Chorgesängen vor allem durch sein langsames Tempo und seinen charakteristisch harmonisch-monotonen Takt.
Ohne Übertreibung kann man sagen, dass dieser sehr typische Chorgesang, durch die Kraft seiner Melodien und die ausdrucksstarke Poetik seiner Verse, auf ganz besondere Art und Weise die Seele des Alentejo und seiner Menschen widerspiegelt.

Über die Herkunft des Cante Alentejano weiß man heute leider wenig.
Man vermutet das dieser jahrhundertealte Musikstil entweder eines der kulturellen Erben der maurischen Herrschaft in Portugal ist oder aber das gregorianische Mönche, die im Alentejo im Mittelalter mehrere Gesangsschulen gründeten, die Vorfahren des Cante Alentejano sind.

Heute ist der Cante Alentejano, trotz vieler Versuche der Modernisierung und Kommerzialisierung, vor allem als die traditionelle Musik des Volkes der Alentejanos bekannt und wird von diesem mit Stolz vorgetragen und gesungen.
Aber immer mehr Nicht-Alentejanos – Portugiesen und Ausländer – verlieben sich in den Klang dieses sehr originellen Musikstils und fangen an diese „Volksmusik“ zu schätzen und anzuerkennen – so wie heute auch die Damen und Herren das Komitees der UNESCO.

Wer mal eine kurze Klangimpression des Cante Alentejano hören will, hier eines von vielen You-Tube-Links:



Zum Ersten Advent: Filhóses, frittierte Kürbiskrapfen

$
0
0

Meine Mutter Luisa ist wahrlich keine Fünf-Sterneköchin in der Küche und auch ich gehöre eher zur Fraktion der guten Esser anstatt zu der der guten Köche.
Nichtsdestotrotz wird bei uns sehr gerne gekocht und gegessen.
So kommt bei uns, vor allem jetzt in der Vorweihnachtszeit, immer die eine oder andere köstliche und traditionelle portugiesische Weihnachtsleckerei auf den Tisch.

Auf Anfragen und Bitten vieler meiner Freunde, die die Koch- und Backkünste meiner Mutter schon genießen durften, werde ich heute, und eventuell auch in den nächsten Adventswochenenden, das eine oder andere traditionelle Weihnachtsrezept meiner Mutter hier im Blog preisgeben.

Keines der Rezepte die ich hier posten werde ist – obwohl jedes von ihnen sehr wohl als Familienrezept gelten kann – ein Geheimrezept, d.h.: jeder kann diese Weihnachtsrezepte leicht nachkochen oder nachbacken.
Das größte Problem das ich beim niederschreiben der jeweiligen Rezepte hatte war letztendlich der, immer die genaue Mengenangabe der einzelnen Zutaten zu errechnen.
Da meine Mutter die Gabe hat ohne Kochbuch zu kochen und ohne Backbuch zu backen – sie wiegt und misst die Zutaten nie ab, sondern verwendet diese immer nach Augenmaß und Gefühl – war es zunächst vor allem schwierig hier die genauen Mengenangaben für die Rezepte zu finden.

Nach einigem Abwiegen und Abmessen und viel Geduld – Geduld ist wirklich die Zutat die meiner Mutter in der Küche am meisten fehlt – habe ich hier nun einige Weihnachtsrezepte zusammengetragen.
Für das Fehlschlagen beim ausführen dieser Rezepte übernehme ich keine Verantwortung, wogegen ich bei gutem Gelingen natürlich gerne alles auf meine Kappe nehme ;-)
Hier also ein Rezept zum Ersten Advent:

Filhóses, frittierte Kürbiskrapfen

Zutaten:

1 kg Kürbisfleisch
1 Prise Salz
Etwas Wasser zum Kochen des Kürbisfleisches
2 Orangen
10 g frische Hefe
4 Esslöffel Zucker
3 Eier
½ bis 1 halbes Glas Milch
1 Gläschen Schnaps oder 1 Glas Portwein
400 g Mehl
Olivenöl oder Fett zum frittieren
Zimt und Zucker zum bestreuen

1. Kürbisfleisch in kleine Stücke schneiden und mit einer Prise Salz in etwas Wasser weich kochen
2. nach dem kochen, das Kürbisfleisch aus dem Wasser nehmen und erkalten lassen
3. nun das erkaltete Kürbisfleisch mit der Hilfe eines Mixstabes pürieren
4. die frische Hefe im Saft der zwei Orangen auflösen und dann mit dem Zucker dem pürierten Kürbis hinzugeben
5. sodann die ganzen Eier, die geraspelte Schale der zwei Orangen, die Milch und zum Schluss den Schnaps oder den Portwein hinzufügen
6. dann das Mehl unter die entstandene Masse heben und alles zu einem eher dickflüssigen Teig zusammenmischen
7. nun den Teig bei normaler Zimmertemperatur zugedeckt gut eine Stunde gehen lassen
8. das Olivenöl oder Fett zum frittieren auf gut 180°C erhitzen und dann den Teig mit einer kleinen Kelle oder einem großen Esslöffel portioniert im heißen Öl ausbacken
9. wenn die eine Seite goldbraun gebacken ist, dann bitte die Filhós einmal wenden und nun von der anderen Seite goldbraun backen.
10. dann die Filhóses auf Küchenpapier abtropfen lassen und solange sie noch warm sind, in einem Zimt-Zucker-Gemisch wälzen

Die Filhóses können lauwarm gegessen werden, schmecken aber erkaltet genauso lecker.

Ich wünsche allen einen schönen und leckeren Ersten Advent!

Ovos moles – weiche Eier aus Aveiro

$
0
0


In meinem vorhergehenden Blogeintrag „Aveiro“, vom 13. April 2015, erwähne ich im Text unter anderem die „ovos moles“ (dt.: weichen Eier) von Aveiro.
Damit sind nicht etwa weich gekochte Fünf-Minuten-Eier gemeint, wie man sie in Deutschland zum Frühstück isst, sondern eine traditionelle und sehr leckere Eiersüßspeise dieser Hafenstadt.

Ich bin nun von zwei meiner Leserinnen, Annette und Martina, gefragt worden was „ovos moles“ genau sind, wie sie schmecken und welche Geschichte hinter dieser regionalen Spezialität steckt.
Nun, „ovos moles“ bestehen fast ausschließlich aus Eigelb und Zucker, sind daher logischerweise zuckersüße Kalorienbomben und die Geschichte dieser traditionellen Süßspeise der portugiesischen Küche reicht bis ins 14. Jahrhundert hinein.

Im Mittelalter war es üblich das Nonnen und Mönche der europäischen Ordensgemeinschaften ihre Tuniken und Soutanen mit der Hilfe von Eiklar stärkten, so auch die im damaligen Portugal.
Durch die Nutzung von Eiweiß zum Stärken der Ordenstrachten entstand so natürlich ein großer Überschuss an Eigelb in den einzelnen Klöstern. Da es damals keine Möglichkeit gab die Eidotter lange Zeit zu konservieren, da sie vor allem in den portugiesischen Sommern sofort verdarben, wurde dieser Überschuss meistens den Schweinen zum Fraß vorgeworfen.

Es ist historisch belegt, dass es Nonnen des altehrwürdigen Dominikanerklosters Mosteiro de Jesus in Aveiro waren, die als erste anfingen die Unmengen von Eidotter nicht mehr zu vernichten, sondern diese zu verarbeiten.
Sie stellten fest, dass wenn man den Eidotter eine bestimmte Menge an Zucker beimengte, diese dann nicht mehr so schnell verdarben.
Dies war die Geburtstunde der „ovos moles“.
Mit der Zeit stellten die Ordensfrauen fest, das sie durch den Verkauf der von ihnen hergestellten Süßspeise eine neue finanzielle Einnahmequelle gefunden hatten, denn der Adel und Klerus leckten sich die Finger nach diesem neuen Naschwerk und zahlten gut für dieses Produkt.

Die Nonnen des Klosters Mosteiro de Jesus gaben mit der Zeit ihre Rezeptur an die anderen Kirchenorden der Stadt weiter, und so kam es, dass im 14. und 15. Jahrhundert die Dominikanerinnen, Franziskanerinnen und Karmeliterinnen der Stadt Aveiro für ihre kalorienreiche Süßspeise im ganzen Königreich bekannt wurden.

Nun werden viele wohl denken:
„Was ist daran so schwierig ein paar Eidotter mit Zucker zu vermengen?“

Nun, es kommt immer auf das richtige Mischverhältnis zwischen Eidotter und Zucker an, auf die Temperatur mit der man das Gemisch zu einer gelungenen Masse vermengt und wie schnell oder langsam man die Masse rührt, bis diese die gewünschte cremige Konsistenz erreicht.
Diese drei Dinge sind das große Geheimnis bei der Herstellung der „ovos moles“!
Die Nonnen der Stadt Aveiro hüteten dieses Geheimnis erfolgreich über viele Jahrhunderte hinweg.

Als dann im Rahmen der Säkularisierung in Portugal, ab dem Jahre 1834, so gut wie alle Klöster und Kirchenorden schließen mussten, waren es Klosterschülerinnen die von den alten Nonnen in das Herstellungsgeheimnis der „ovos moles“ eingeweiht wurden.
Einige dieser ehemaligen Klosterschülerinnen gaben ihr Wissen weiter, und so ist uns das Originalrezept für „ovos moles“ nach Generationen bis heute erhalten geblieben.

Heute werden die „ovos moles“ entweder in kleinen handbemalten Holz- oder Porzellanfässchen angeboten oder die cremige Masse wird, in dünnem Oblatenpapier gehüllt, in Form von kleinen Fischen, Muscheln, Seesternen, Bötchen oder anderen maritimen Figuren zum Verkauf angeboten.

Die „ovos moles“ von Aveiro waren das erste Produkt Portugals, das im Jahre 2006 von der EU auf ihre Liste der landwirtschaftlichen Erzeugnisse und Lebensmittel als „Produkt mit geschützter geografischer Angabe“ (port.: Produto com Indicação Geográfica Protegida) aufgenommen wurde.
Und so sind nur die mit diesem Gütezeichen versehenen „ovos moles“ garantiert aus der Stadt Aveiro!

Wer aber nun diese süße Spezialität einmal probieren will, der muss nicht extra nach Aveiro fahren (auch wenn die Stadt sehr wohl einen Besuch wert ist!).
Jedes gut sortierte SB-Warenhaus hat für gewöhnlich mindestens eine oder zwei Schachteln dieser Nascherei jeden Tag frisch im Sortiment – zwar nicht immer, aber immer öfters…

Tomar

$
0
0





Das reizvoll in der mittelportugiesischen Landschaft Ribatejo, unweit nördlich vom Tejo, am Fluss Nabão gelegene Städtchen Tomar hat knapp 41.000 Einwohner und ist vor allem wegen seines mächtigen Ordenskloster der Christusritter, das seit 1983 UNESCO-Weltkulturerbe ist, bekannt.

Das Flüsschen Nabão teilt das recht ansprechende Städtchen in einen westlichen und einen östlichen Teil.
Das historische Zentrum befindet sich westlich des Flusses, rund um die Praça da República.
An diesem zentralen Platz, an dem ein Denkmal für den Stadtgründer Gualdim Pais steht, befindet sich die um 1490 erbaute Kirche São João Baptista mit ihrem wunderschönen, zierlichen manuelistischen Portal.
Vor dieser Kirche beginnt das nur alle vier Jahre stattfindende größte Stadtfest von Tomar, die „Festa dos Tabuleiros“ (port.: Fest der Präsentierplatten), mit einem traditionellen Volksfestumzug.

Bei dieser religiösen Prozession ziehen weißgekleidete Mädchen und Frauen durch die Straßen der Altstadt und balancieren auf ihren Köpfen hohe Präsentierplatten (port.: tabuleiros), auf denen sich immer 30 Brotlaibe türmen, die mit Ähren, bunten Papierblumen, Klatschmohn und Weinlaub geschmückt sind. Jeder „tabuleiro“ hat in der Regel die Höhe des Mädchens, das ihn auf den Kopf trägt.
Mit diesem Fest soll an die Zeremonie erinnert werden, mit der im 14. Jahrhundert vom Heilig-Geist-Orden Lebensmittel bei Prozessionen an die Armen verteilt wurden.

Etwas südlich von der Praça da República steht die aus dem 15. Jahrhundert stammende alte Synagoge im alten Judenviertel (port.: judiaria), indem sich das kleine jüdische Museum Abraão Zacuto (port.: Museu Luso-Hebraico Abraão Zacuto) befindet, das nach Abraham ben Samuel Zacuto, dem jüdischen Astronomen von König João II, benannt ist. Tomar gehört heute, auf Grund seiner jüdischen Geschichte, der „Rede de Judiarias“ an, einer Gruppe von historischen portugiesischen Stätten mit ehemals bedeutenden jüdischen Gemeinden, zu denen z.B. auch die Städte Belmonte, Évora, Lamego und Trancoso gehören.

Östlich von der Synagoge überquert die Ponte Velha (port.: Alte Brücke) den Rio Nabão.
In einer Sandbank des Flusses wurde der hübsche Park do Mouchão angelegt, in dessen Umgebung sich die Kirche Igreja de Santa Maria do Olival befindet, die lange Zeit Sitz des großen Ordenskapitels und Mutterkirche aller Ordenskirchen in Portugal und all seinen Kolonien war. Das Innere der ehemaligen Templerkirche entstammt überwiegend aus der Renaissancezeit und in ihr befinden sich die Gräber zahlreicher Ordensmeister und Ritter, auch das des Großmeisters und Stadtgründers Gualdim Pais.

Unweit der Kirche Igreja de Santa Maria do Olival führt, an der alten Kapelle Eremida de Nossa Senhora da Conceição vorbei, eine kurvenreiche Straße hinauf zur Christusritterordensburg (port.: Convento da Ordem de Cristo), der wohl bedeutendsten Sehenswürdigkeit der Stadt Tomar.

Der Christusritterorden (port.: Ordem de cavalharia de Nosso Senhor Jesus Cristo) wurde einstmals von den Templern zur „Verteidigung des Glaubens und zur Bekämpfung der Mauren“ als Templerorden im Jahre 1118 infolge des Ersten Kreuzzuges gegründet. Der Templerorden war der erste Orden der die bis dahin streng getrennten Stände der Mönche und Ritter miteinander verband.
Im Jahre 1159 siedelte sich der Templerorden unter seinem vierten Großmeister Gualdim Pais, einem Ritter der mit König Afonso Henriques in der Schlacht von Ourique gegen die Mauren gekämpft hatte, in Portugal an.
Gualdim Pais war es dann auch der ein Jahr drauf, 1160, hoch über dem rechten Ufer des Nabão eine Burg erbauen ließ – dies war die Geburtsstunde von Tomar.
Im Jahre 1312 wurde der Orden durch fadenscheinigen Anschuldungen des französischen Königs Philipp IV von Papst Clemens V aufgelöst und verboten.

Nach dem päpstlichen Verbot des Templerordens, der auch in Portugal befolgt werden musste, gründete im Jahre 1317 der portugiesische König Dinis den Christusritterorden. Vor allem französische Mitglieder des verbotenen Templerordens die vor König Philipp IV nach Portugal geflohen waren fanden in dem neuen Orden Zuflucht. Recht schnell erlangte der Christusritterorden an Bedeutung und vor allem unter den späteren Großmeistern Heinrich dem Seefahrer (port.: Henrique o Navegador) und König Manuel I hatte der Orden seine Glanzzeit.

Mit Mitteln des Ordens – die Güter und Reichtümer des ehemaligen Templerordens waren fast alle auf den Christusritterorden übertragen worden – wurden Entdeckungsexpeditionen an die Westküste Afrikas entsandt und damit die Kolonialerwerbung der europäischen Völker eingeleitet. Unter König Manuel I, Großmeister ab 1484, bildeten die Christusritter mit ihren Besitzungen in Afrika und Ostindien den reichsten Orden der Christenheit.

Die hoch über Tomar thronende Christusritterordensburg besteht heute aus mehreren stattlichen Bauten des 12. bis 17. Jahrhunderts, von dem einer der wichtigsten wohl die zinnengekrönte achteckige Templerkirche ist, mit deren Bau im Jahre 1162 begonnen und die nach dem Vorbild der Grabeskirche in Jerusalem errichtet wurde. Der überreiche Innenschmuck dieser Kirche – vergoldete Holzschnitzereien, Fresken und Statuen – stammt fast ausnahmslos aus dem 16. Jahrhundert.

Die an die Templerkirche angrenzende Christusritterkirche, mit deren Bau 1515 nach Plänen von João de Castilho – dem Baumeister der später auch am Hieronymuskloster in Lissabon und dem Kloster von Batalha mitgewirkt hat – begonnen wurde, gilt als eines der hervorragendsten Baudenkmäler manuelistischen Stils in Portugal. Das Äußere der Kirche ist über und über mit Schmuckwerk und Statuen beladen und vor allem das weltberühmte prunkvolle „Fenster von Tomar“ (port.: Janela de Tomar) des alten Kapitelsaals zeigt den manuelistischen Stil in seiner schönsten Vollendung.
Die Prachtentfaltung der Templerburg drückt sich ohne Zweifel vor allem in der Architektur der insgesamt acht Kreuzgänge (port.: claustros) aus, die man hier findet.

Da wäre zum einen der älteste Kreuzgang der Templerburg, der Claustro do Cemitério (dt.: Friedhofskreuzgang), der aus der Zeit des Großmeisters Heinrich dem Seefahrer stammt und mit wunderschönen Fliesen im Mudejarstil ausgestattet ist. In diesem Kreuzgang wurden einstmals traditionell die Ritter und Mönche des Christusordens bestattet.

Östlich neben dem Friedhofskreuzgang befindet sich der zweistöckige Claustro da Lavagem (dt.: Kreuzgang der Waschungen), ein weiterer Kreuzgang aus der Zeit des Großmeisters Heinrich des Seefahrers. In ihm fanden früher immer die religiösen Waschungen der Rittermönche statt.

Ein weiterer Kreuzgang der Templerburg ist der Claustro da Hospedaria (dt.: Kreuzgang der Beherbergung). Wie der Name schon andeutet war dieser Kreuzgang dazu bestimmt, die Personen zu beherbergen, die damals das Kloster als Besucher aufsuchten und dort verweilten.

In der Vorhalle des vom Architekten João de Castilho erbauten Claustro da Micha (dt.: Kreuzgang des Brotes) wurde einstmals das Brot an die Armen verteilt.

Der Claustro dos Corvos (dt.: Kreuzgang der Raben), der früher die Klosterküche beherbergte, ist der einzige Kreuzgang der Mönchsburganlage mit einem Garten.

Ein anderer Kreuzgang auf der Klosterburg ist der überaus prachtvolle Bau des  Claustro dos Filipes (dt.: Philippkreuzgang). Der Kreuzgang verfügt über zwei Stockwerke und von der Terrasse hat man einen grandiosen Überblick über die gesamte Klosteranlage. Hier im Claustro dos Filipes wurde im Jahre 1580 der spanische Monarch Felipe II als Filipe I zum König von Portugal gekrönt.

Vom Claustro dos Filipes gelangt man in den Claustro de Santa Barbara (dt.: Sankt-Barbara-Kreuzgang). Dieser kleine Kreuzgang wurde im Auftrag von König Manuel I im Stil der Frührenaissance erschaffen. Von der Terrasse dieses zweistöckigen Kreuzganges hat man den besten Nahblick auf das schon erwähnte prächtige manuelistische Fenster des Kapitelsaals der Christuskirche.
Das Fenster wird von zwei mächtigen Strebepfeilern, Tauwerk, Knoten, Bändern und vielem anderem, vor allem mit dem Motiv Meer verbundenem steinernem Schmuckwerk umgeben. Das portugiesische Wappen oberhalb des Fensters überragt heute noch das Kreuz der Christusritter.

Ein weiterer Kreuzgang ist der Claustro de João III (dt.: Kreuzgang von João III). Der Bau dieses Kreuzganges wurde unter König João III begonnen und erst unter dem Spanier Felipe II, der gleichzeitig auch König von Portugal war, und seinen Lieblingsarchitekten Filippo Terzi beendet. Filippo Terzi war auch der Baumeister der 6 km langen Wasserleitung Aqueduto dos Pegões, der die Klosterburg und die Stadt mit Wasser versorgte.

Im Jahre 1523 wurde der Christusritterorden auf Befehl von König João III zu einem reinen Mönchsorden. Die politische Bedeutung des Ordens nahm in den folgenden Jahrhunderten rapide ab, bis er im Zuge der Säkularisierung, aufgelöst wurde.
Der religiöse Orden wurde zwar aufgegeben, aber der Christusorden besteht seit 1834 als politische Auszeichnung für verschiedene Verdienste heute immer noch und ist der höchste Verdienstorden den Portugal aktuell zu vergeben hat.
Deutsche Träger des portugiesischen Christusordens waren und sind u. a. Alexander von Humboldt, Konrad Adenauer, Heinrich von Brentano, Gerhard Schröder und Hans-Diedrich Genscher.

Tomar ist zu jeder Jahreszeit einen Besuch wert.
Aber vor allem jetzt im Frühsommer, wenn es überall in der Stadt blüht und duftet, ist die Stadt am Ufer des Rio Nabão ein wundervolles Erlebnis für Augen und Sinne.

Dieses Jahr findet vom 04. bis zum 13. Juni das nur alle vier Jahre stattfindende und hier am Anfang dieses Textes schon erwähnte berühmte Stadtfest „Festa dos Tabuleiros“ statt, eine Festivität voll religiösem Brauchtum, geschichtlicher Tradition und gut gelaunten Menschen jeden Alters.
Zum Abschluss ein Link von den Festlichkeiten der letzten „Festa dos Tabuleiros“ im Jahre 2011, aufgenommen von dem von mir sehr geschätzten Antonio Rovisco:



Es gibt kein schlechtes Wetter, nur verschiedene Arten von gutem Wetter!

$
0
0

Heute hatten wir hier in Lissabon einen schönen sonnigen und recht warmen Tag.
Als Mitte des Monats meine Freundin Vanda in Portugal war, um hier ein paar Tage Urlaub an der Algarve zu machen, hatte sie mit dem Wetter weniger Glück, denn sie hat ziemlich regnerische, windige und leider auch kalte Urlaubstage abbekommen.

Als Vanda sich bei mir telefonisch über das Wetter beschwerte – als ob ich beim portugiesischen Wetterdienst arbeiten würde und daher für das schlechte Wetter zuständig wäre – gab ich ihr zum Trost als Antwort eine uralte portugiesische Bauernweisheit mit auf dem Weg:

„Abril, águas mil!“ – was ins deutsche übersetzt soviel heißt wie „Im Monat April, mach dich auf viel Wasser gefasst!“, d.h. der April gilt auch hierzulande als ein sehr unbeständiger und beim Wetter sehr unzuverlässiger Monat.

Heute bin ich von meinem Leser Peter, der dieses Jahr einen zweiwöchigen Urlaub hier in Portugal plant, gefragt worden welche die beste Reisezeit wäre, um in Portugal „so richtig geiles Wetter“ abzubekommen.

Nun, in Zeiten globaler Erderwärmung und extremen Klimawandel lässt sich leider nicht mehr so genau sagen, wie das Wetter am nächsten Tag, nächste Woche oder im nächsten Monat hierzulande sein wird.
Das war früher einfacher.
Da gab es hier in Portugal zuverlässig einen Frühling, einen Sommer, etwas Herbst und kaum einen Winter.
Aber heute ist das leider alles nicht mehr so eindeutig wie früher.

Meine Verbindungen zu Petrus sind in letzter Zeit nicht die allerbesten, aber ich glaube sagen zu dürfen das für gewöhnlich eine Rundfahrt durch Portugal, einen Aufenthalt an der Südküste oder auch einen Kulturtrip nach Lissabon sich der Frühling und der Herbst am besten anbieten, so etwa von März bis Anfang Juni sowie von Anfang September bis Anfang November.
An der Algarve kann man im Regelfall in diesen Monaten mit einem angenehm warmen und recht beständigen Wetter rechnen; es ist jedoch nie auszuschließen, dass es auch mal einige Tage lang recht heftig regnet – man frage die leidgeprüfte Vanda…

Wer einen Badeurlaub an der westlichen Atlantikküste plant, sollte den Hochsommer als Reisezeit wählen.
Ein beständig kräftig wehender Wind sorgt dafür, dass es nie zu heiß wird.
Im Norden bleiben selbst im Juli und August manchmal Regenfälle nicht aus und außerhalb der Algarve erreichen die Wassertemperaturen nur sehr selten die 18°C.
Erträglich ist ein Aufenthalt im Hochsommer eigentlich nur an der Algarve, wo die Höchsttemperaturen selten über 35°C steigen.
Da jedoch in Portugal die Sommermonate die Zeit des stärksten Reiseverkehrs sind, wird sich mancher im Gedränge an der Algarve und vor allem in den Seebädern um Lissabon herum nicht mehr so recht wohl fühlen.
Die portugiesische Südküste hat ein sehr wintermildes Klima. Die Tiefsttemperaturen sinken nur kurzzeitig unter 10°C; an einem geschützten Plätzchen kann man hier selbst im Dezember und Januar die Sonnenstrahlen genießen.

Da das Klima auf Madeira das ganze Jahr über mild bis subtropisch ist, wählen viele auch hierzulande die Atlantikinsel als Winter- und Frühjahrsreiseziel.
Sogar in den Wintermonaten sinkt die Temperatur in Funchal nur sehr, sehr selten unter 12°C, die Tageshöchsttemperaturen liegen bei 22°C.
Man muss damit rechnen, dass es hin und wieder regnet, meist handelt es sich jedoch um Schauer von kurzer Dauer.
Das Wasser ist selten kälter als 18°C.
Im Sommerhalbjahr sind die Niederschläge deutlich geringer; die höchsten Durchschnittstemperaturen werden in Funchal im August mit gut 25°C erreicht.

Dank des nach der Azorengruppe benannten Azorenhochs, macht es kaum einen Unterschied ob man im Hochsommer oder im Winter auf die Azoren reist.
Da die Inselgruppe im Bereich des Golfstroms liegt, hat sie das ganze Jahr über ein gleichmäßig mildes Klima, mit durchschnittlich 22°C.
Dennoch darf man auf den Azoren keinesfalls mit beständig schönem Wetter rechnen. Im Gegenteil, es ist ganz normal das man auf den Inseln an einem einzigen Tag die vier Jahreszeiten erleben kann.
Die hohen Niederschläge verteilen sich auf das ganze Jahr, zudem sind die Azoren ebenfalls das ganze Jahr beständigen Winden ausgesetzt.

Aber ob es nun regnet oder die Sonne scheint, man sollte einen Besuch in Portugal – außer man hat wie meine Freundin Vanda einen Badeurlaub geplant – nie vom Wetter abhängig machen.
Im Grunde genommen gibt es kein schlechtes Wetter, sondern nur verschiedene Arten von gutem Wetter!

Weltkulturerbe Cante Alentejano

$
0
0

Nach einer zweijährigen Bewerbungszeit ist heute morgen in Paris der „Cante Alentejano“ (dt.: Alentejo-Gesang) in die UNESCO-Liste des Immateriellen Weltkulturerbes (port.: Lista do Património Imaterial da Humanidade da UNESCO) aufgenommen worden.
Insgesamt 58 Volksbräuche, Traditionen und Kulturpraktiken aus aller Welt bewarben sich wieder einmal bei der UNESCO um eine Aufnahme in die berühmte Liste und glücklicherweise wurde der regionale Musikstil des Alentejo heute in Paris vom UNESCO-Komitee einstimmig anerkannt.

Als Portugiese, und vor allem als großer Freund des Alentejo, habe ich mich über die heutige Wahl der UNESCO sehr gefreut!
Nach dem Fado im Jahre 2011 ist der Cante Alentejano die zweite portugiesische Musikform die es auf die begehrte Liste des Weltkulturerbes geschafft hat.

Der Cante Alentejano, ein mehrstimmiger Chorgesang der immer von Amateuren ohne instrumentale Begleitung und fast immer in Tracht vorgetragen wird, erzählt in kleinen poetischen Versen über die Alltagsereignisse, die Liebe, die Freundschaft und den schweren Arbeitsalltag im ländlichen Alentejo.
Dieser Musikstil unterscheidet sich von anderen Chorgesängen vor allem durch sein langsames Tempo und seinen charakteristisch harmonisch-monotonen Takt.
Ohne Übertreibung kann man sagen, dass dieser sehr typische Chorgesang, durch die Kraft seiner Melodien und die ausdrucksstarke Poetik seiner Verse, auf ganz besondere Art und Weise die Seele des Alentejo und seiner Menschen widerspiegelt.

Über die Herkunft des Cante Alentejano weiß man heute leider wenig.
Man vermutet das dieser jahrhundertealte Musikstil entweder eines der kulturellen Erben der maurischen Herrschaft in Portugal ist oder aber das gregorianische Mönche, die im Alentejo im Mittelalter mehrere Gesangsschulen gründeten, die Vorfahren des Cante Alentejano sind.

Heute ist der Cante Alentejano, trotz vieler Versuche der Modernisierung und Kommerzialisierung, vor allem als die traditionelle Musik des Volkes der Alentejanos bekannt und wird von diesem mit Stolz vorgetragen und gesungen.
Aber immer mehr Nicht-Alentejanos – Portugiesen und Ausländer – verlieben sich in den Klang dieses sehr originellen Musikstils und fangen an diese „Volksmusik“ zu schätzen und anzuerkennen – so wie heute auch die Damen und Herren das Komitees der UNESCO.

Wer mal eine kurze Klangimpression des Cante Alentejano hören will, hier eines von vielen You-Tube-Links:




Zum Ersten Advent: Filhóses, frittierte Kürbiskrapfen

$
0
0

Meine Mutter Luisa ist wahrlich keine Fünf-Sterneköchin in der Küche und auch ich gehöre eher zur Fraktion der guten Esser anstatt zu der der guten Köche.
Nichtsdestotrotz wird bei uns sehr gerne gekocht und gegessen.
So kommt bei uns, vor allem jetzt in der Vorweihnachtszeit, immer die eine oder andere köstliche und traditionelle portugiesische Weihnachtsleckerei auf den Tisch.

Auf Anfragen und Bitten vieler meiner Freunde, die die Koch- und Backkünste meiner Mutter schon genießen durften, werde ich heute, und eventuell auch in den nächsten Adventswochenenden, das eine oder andere traditionelle Weihnachtsrezept meiner Mutter hier im Blog preisgeben.

Keines der Rezepte die ich hier posten werde ist – obwohl jedes von ihnen sehr wohl als Familienrezept gelten kann – ein Geheimrezept, d.h.: jeder kann diese Weihnachtsrezepte leicht nachkochen oder nachbacken.
Das größte Problem das ich beim niederschreiben der jeweiligen Rezepte hatte war letztendlich der, immer die genaue Mengenangabe der einzelnen Zutaten zu errechnen.
Da meine Mutter die Gabe hat ohne Kochbuch zu kochen und ohne Backbuch zu backen – sie wiegt und misst die Zutaten nie ab, sondern verwendet diese immer nach Augenmaß und Gefühl – war es zunächst vor allem schwierig hier die genauen Mengenangaben für die Rezepte zu finden.

Nach einigem Abwiegen und Abmessen und viel Geduld – Geduld ist wirklich die Zutat die meiner Mutter in der Küche am meisten fehlt – habe ich hier nun einige Weihnachtsrezepte zusammengetragen.
Für das Fehlschlagen beim ausführen dieser Rezepte übernehme ich keine Verantwortung, wogegen ich bei gutem Gelingen natürlich gerne alles auf meine Kappe nehme ;-)
Hier also ein Rezept zum Ersten Advent:

Filhóses, frittierte Kürbiskrapfen

Zutaten:

1 kg Kürbisfleisch
1 Prise Salz
Etwas Wasser zum Kochen des Kürbisfleisches
2 Orangen
10 g frische Hefe
4 Esslöffel Zucker
3 Eier
½ bis 1 halbes Glas Milch
1 Gläschen Schnaps oder 1 Glas Portwein
400 g Mehl
Olivenöl oder Fett zum frittieren
Zimt und Zucker zum bestreuen

1. Kürbisfleisch in kleine Stücke schneiden und mit einer Prise Salz in etwas Wasser weich kochen
2. nach dem kochen, das Kürbisfleisch aus dem Wasser nehmen und erkalten lassen
3. nun das erkaltete Kürbisfleisch mit der Hilfe eines Mixstabes pürieren
4. die frische Hefe im Saft der zwei Orangen auflösen und dann mit dem Zucker dem pürierten Kürbis hinzugeben
5. sodann die ganzen Eier, die geraspelte Schale der zwei Orangen, die Milch und zum Schluss den Schnaps oder den Portwein hinzufügen
6. dann das Mehl unter die entstandene Masse heben und alles zu einem eher dickflüssigen Teig zusammenmischen
7. nun den Teig bei normaler Zimmertemperatur zugedeckt gut eine Stunde gehen lassen
8. das Olivenöl oder Fett zum frittieren auf gut 180°C erhitzen und dann den Teig mit einer kleinen Kelle oder einem großen Esslöffel portioniert im heißen Öl ausbacken
9. wenn die eine Seite goldbraun gebacken ist, dann bitte die Filhós einmal wenden und nun von der anderen Seite goldbraun backen.
10. dann die Filhóses auf Küchenpapier abtropfen lassen und solange sie noch warm sind, in einem Zimt-Zucker-Gemisch wälzen

Die Filhóses können lauwarm gegessen werden, schmecken aber erkaltet genauso lecker.

Ich wünsche allen einen schönen und leckeren Ersten Advent!

Glückwunsch zum 374. Unabhängigkeitstag Portugal

$
0
0

Am heutigen Montag, den 01. Dezember, feiern wir hier in Portugal zum 374. Mal den „Dia da Restauração da Independência“ (dt.: „Tag der Wiederherstellung der Unabhängigkeit“). Dieses Datum erinnert an den Tag, an dem Portugal im Jahre 1640 die Selbstständigkeit von Spanien wiedererlangte, dem Land, mit dem Portugal seit 1580 in einer weniger glücklichen Personalunion verbunden war.

Damals beendeten ein paar mutige Männer mit einem revolutionären Aufstand gegen die spanische Statthalterin Margarete von Savoyen, der Herzogin von Mantua und Montferrato, die 60 Jahre andauernde Besatzungszeit der Spanier in Portugal.
Die Unabhängigkeit Portugals wurde damals am 01. Dezember 1640 besiegelt, der Unabhängigkeitskampf sollte aber noch gut 24 Jahre andauern.

Mitte des 19. Jahrhunderts machte man den 01. Dezember zum ersten politischen Feiertag des Landes und dies blieb er dann auch bis zum Jahre 2012, als er im Rahmen der drastischen Krisenmaßnahmen von der aktuellen Regierung Pedro Passos Coelho abgeschafft wurde.
Es ist grotesk, aber weder die Monarchie, noch die Republik oder eine 50 Jahre andauernde Diktatur haben den „Dia da Restauração“ etwas anhaben können; nein, erst das heutige demokratische Portugal hat es geschafft diesen Feiertag vom Festtagskalender zu streichen.

Aber, auch wenn der „Dia da Restauração“ seit zwei Jahren kein offizieller Feiertag mehr hierzulande ist, für die meisten Portugiesen wird er immer der markante Tag sein, an dem sie die Souveränität von Spanien erlangten.
Vielleicht muss ein solcher Tag als Feiertag erst abgeschafft werden, damit man ihn als solchen besser wertschätzen kann.

Glückwunsch zum 374. Unabhängigkeitstag Portugal!

Zum Zweiten Advent: Broas de Batata Doce, die portugiesischen Süßkartoffelnocken

$
0
0

Letzte Woche habe ich hier im Blog zum Ersten Advent ein Rezept für Filhóses – typische portugiesische Kürbiskrapfen – vorgestellt.
Das Rezept hatte ich von meiner Mutter Luisa, die uns jetzt in der Vorweihnachtszeit, oftmals mit der einen oder anderen traditionellen Weihnachtsleckerei überrascht.
Hier nun heute, zum Zweiten Advent, ein weiteres Weihnachtsrezept meiner Mutter.

Genauso wie das vorherige Rezept, so ist auch das heutige Backrezept leicht nachzubacken.
Da meine Mutter, wie ich letzte Woche schon schrieb, nicht nach Rezept backt oder kocht, sondern immer die Zutaten nach Augenmaß und Gefühl verwendet, war es für mich vor allem schwierig hier die genauen Mengenangaben für die Rezepte zu errechnen und dann aufzuschreiben.
Dennoch ist es mir nach einigem Abwiegen, Abmessen und viel Geduld – Geduld ist wirklich die Zutat die meiner Mutter in der Küche am meisten fehlt – gelungen einige Weihnachtsrezepte zusammenzutragen.

Wie letzte Woche, so gilt auch für diese Woche:
für das Fehlschlagen beim ausführen dieser Rezepte übernehme ich keine Verantwortung, wogegen ich bei gutem Gelingen dergleichen natürlich gerne alles auf meine Kappe nehme ;-)
Hier nun ein Rezept zum zweiten Advent:

Broas de Batata Doce, portugiesische Süßkartoffelnocken

Zutaten:

1 kg Süßkartoffeln (port.: batata doce)
Wasser zum Kochen der Süßkartoffel
1 Prise Salz
2 kg Zucker
300 g geriebene Mandeln
2 geriebene Orangenschalen
125 g Kokosraspeln
450 g Maismehl
200 g Weizenmehl
6 Eier
2 Eigelb zum streichen

1. die Süßkartoffeln schälen und mit einer Prise Salz in Wasser weich kochen
2. dann die Süßkartoffeln stampfen und mit dem Zucker unter ständigem Rühren in einem Topf zum kochen bringen
3. wenn die Masse kocht, die geriebenen Mandeln, die geriebenen Orangenschalen, die Kokosraspeln und 6 Eier unter ständigem Rühren dazugeben
4. den Topf vom Herd nehmen und nun sowohl das Maismehl als auch das Weizenmehl dazugeben und rühren, rühren, rühren
5. nun die Masse erkalten lassen und dann mit einem Esslöffel, den man vorher in heißes Wasser getaucht hat, Nocken abstechen. Vor dem abstechen eines jeden Nocken den Löffel bitte in heißes Wasser tauchen, damit die Teigmasse nicht am Löffel kleben bleibt
6. die Nocken mit genügend Abstand auf ein mit Mehl bestreutes Backblech setzen
7. wenn das Backblech mit Teigrohlingen voll ist, dann die Nocken etwas leicht andrücken und mit dem Eigelb bestreichen
8. nun die Nocken bei 180°C bis 200°C im Offen ca. 20 bis 30 min. goldbraun backen   

Nach dem backen die Süßkartoffelnocken erkalten und schmecken lassen.

Allen meinen Freunden und Lesern meines Blogs einen schönen und besinnlichen Zweiten Advent!

Das Welterbe der UNESCO in Portugal

$
0
0

Als Ende November dieses Jahres die UNESCO den originellen Chorgesang Cante Alentejano auf ihre Liste des Immateriellen Kulturwelterbes setzte, war diese prestigeträchtige Liste um eine kulturelle Tradition und Ausdrucksform reicher.
Nach dem Fado ist der Cante Alentejano die zweite portugiesische darstellende Kunst die es auf die Liste des Immateriellen Kulturerbes geschafft hat.

Die Liste des UNESCO-Welterbes umfasst aber nicht nur diese zwei portugiesischen Kulturformen, sondern auch 14 Weltkulturdenkmäler und ein Weltnaturdenkmal.
Außerdem sind im Rahmen des im Jahre 1992 gegründeten Programms „Memory of the World“ (port.: „Memória do Mundo“ / dt.: „Gedächtnis der Welt“) auch fünf wertvolle portugiesische Handschriften oder Handschriftensammlungen in das Weltdokumentenerbeverzeichnis aufgenommen worden.

Hier nun die Liste des gesamten UNESCO-Welterbes in Portugal:

Weltkulturerbe (port.: Património Mundial da Cultura)

-   Kloster der Heiligen Maria von Alcobaça
Das Kloster von Alcobaça (port.: Mosteiro de Santa Maria de Alcobaça) wurde im Jahre 1989 in die Weltkulturerbeliste aufgenommen. Aus dem 12. Jahrhundert stammend, beherbergt die riesige Zisterzienserklosteranlage, außer den üblichen Wirtschaftsräumen eines Klosters, fünf Kreuzgänge, sieben Dormitorien, eine Bibliothek und die größte Kirche Portugals
(lesen sie hierzu bitte auch meinen Blogeintrag „Alcobaça“ vom 17. November 2013)

-   Weinanbaugebiet des Alto Douro
Das steile Tal des Alto Douro und seine Weinanbaukultur (port.: Região Vinhateira do Alto Douro) sind seit 2001 Weltkulturerbe. Mit den Tälern weniger Nebenflüsse bildet der Alto Douro das älteste gesetzlich abgegrenzte Weinanbaugebiet der Welt! Es beginnt 100 km östlich der Stadt Porto und zieht sich über 120 km in Richtung spanisch-portugiesische Grenze. Nur in dieser Region, die auch als „País do Vinho“ (dt.: Weinland)  bezeichnet wird und in der seit über 2.000 Jahre Weinanbaukultur praktiziert wird, darf u. a. der weltberühmte Portwein angebaut werden.

-   Historisches Stadtzentrum von Angra do Heroismo
Die Stadt Angra do Heroismo, auf der Azoreninsel Terceira, ist die erste portugiesische Stadt die außerhalb Festlandportugals im Jahre 1534 gegründet wurde. Das historische Stadtzentrum von Angra do Heroismo hat mehrere besuchenswerte stattliche Barockbauten, eine schöne Kathedrale und eine mächtige Burg, den Castelo de São João Baptista, von dem man eine prächtige Panoramasicht über die Stadt hat. Bis 1822 war Angra do Heroismo die Hauptstadt der Azoren, bis es dann von Ponta Delgada, auf der Azoreninsel São Miguel, abgelöst wurde. Aber noch heute gilt die Stadt, die 1983 auf die Weltkulturerbeliste aufgenommen wurde, als der kulturelle Mittelpunkt der Azoren
(lesen sie hierzu auch bitte meinen Blogeintrag „Die Azoreninsel Terceira“ vom 8. September 2009)

-   Weinanbaukultur der Azoreninsel Pico
Der jungvulkanische Boden der Azoreninsel Pico ist auf weiten Stecken völlig ohne Humusdecke, was kaum eine erträgliche Landwirtschaft zulässt. Agrarisch ertragreich ist lediglich der Weinanbau an den mühevoll bearbeiteten Hängen des Pico Alto, einem noch heute tätigen Vulkan der mit 2.351 m die höchste Erhebung Portugals ist. Seit dem 15. Jahrhundert ist Pico für seine exquisiten Weine berühmt. Im Jahre 2004 nahm die UNESCO die Weinanbaukultur der Azoreninsel Pico (port.: Cultura da Vinha da Ilha do Pico) in ihre Welterbeliste auf
(lesen sie hierzu auch bitte einem Blogeintrag „Die Azoreninsel Pico“ vom 05. September 2009)

-   Kloster von Batalha
Die schlichte Stadt Batalha, zwischen Lissabon und Coimbra in einem fruchtbaren Talkessel des Flusses Lena gelegen, wäre wohl kaum jemanden bekannt, gäbe es da nicht das ehemalige Dominikanerkloster der Heiligen Maria der siegreichen Schlacht (port.: Mosteiro de Santa Maria da Vitótia da Batalha). Das sich an der Nordseite des Ortes erhebende Kloster wurde 1387 von König João I auf Grund eines Gelübdes gegründet, das er am 14. August 1385, zu Beginn der für die Unabhängigkeit Portugals vom Königreich Kastilien siegreichen und entscheidenden Schlacht von Aljubarrota, abgelegt hatte. Das Kloster von Batalha ist das große steinerne Freiheitsdenkmal der Portugiesen. Es wurde im Jahre 1840 zum Nationaldenkmal erklärt und ist seit 1983 Weltkulturerbe
(lesen sie hierzu auch meinen Eintrag „Batalha“ vom 21. Juni 2011)

-   Universität von Coimbra
In der Altstadt von Coimbra befindet sich die ehrwürdige Universität von Coimbra (port.: Universidade de Coimbra), mit all ihren alten Universitätsgebäuden, ihrer Universitätskirche, ihrer grandiosen Bibliothek und dem angrenzenden Botanischen Garten. Sie ist die älteste und bedeutendste Universität Portugals und eine der renommiertesten in Europa. Die Universität ist auch heute, über 700 Jahre nach ihrer Gründung, mit ihren Studenten ein kultureller und wissenschaftlicher Mittelpunkt Portugals
(lesen sie hierzu auch meine zwei Blogeinträge „Die Universität von Coimbra“ vom 18. Januar 2012 und „Coimbras Universität ist Weltkulturerbe“ vom 22. Juni 2013)

-   Die StadtElvas und ihre Befestigungsanlagen
Nahe der spanisch-portugiesischen Grenze liegt die alte Garnisonsstadt Elvas, mit ihren 220 registrierten Baudenkmälern. Als Stützpunkt gegen das nahe gelegene spanische Badajozwurde die „Königin der Grenze“, wie die Stadt auch genannt wird, seit dem späten Mittelalter mit immer umfangreicheren Mauern befestigt und im 17. und 18. Jahrhundert mit mächtigen Forts gesichert, die zu den eindruckvollsten ihrer Zeit in Portugal gehören. Die Befestigungsanlagen von Elvas sind die größten und besterhaltenen der Welt! Seit 2012 ist diese alte Stadt Weltkulturerbe der UNESCO
(lesen sie hierzu bitte meinen Eintrag „Elvas, die Königin der Grenze, ist auch UNESCO-Weltkulturerbe“, vom 01. Juli 2012)

-   Historisches Stadtzentrum von Évora
Évora, die ehemalige Hauptstadt der Provinz Alentejo, steht seit dem Jahre 1986 auf der Liste des Weltkulturerbes. Die Stadt wird hier in Portugal wegen ihrer vielen historisch bedeutenden Bauwerke, darunter zahlreiche Stadtpaläste, Kirchen und Klöster, auch stolz „Cidade Museu“ (dt.: Museumsstadt) genannt
(lesen sie hierzu auch bitte meinen Blogeintrag „Évora“ vom 11. November 2011)

-   Historisches Stadtzentrum von Guimarães
Guimarães, die Geburtsstadt des ersten portugiesischen Königs, Afonso Henriques I, war die erste Hauptstadt Portugals und trägt hierzulande auch den Beinamen „Berço da Nação“ (dt.: Wiege der Nation). Die recht malerische Altstadt von Guimarães mit ihrer stattlichen Burg, ihren zahlreichen Stadtpalästen, Kirchen, Klöstern und ihren blumengeschmückten Granithäusern ist seit 2001 Weltkulturerbe der UNESCO
(lesen sie hierzu bitte auch meinen Blogeintrag „Guimarães“ vom 02. Januar 2012)

-   Turm von Belém und Hieronymuskloster in Lissabon
Belém, der südwestlichste Stadtteil Lissabons, ist wegen seiner großartigen historischen Baudenkmäler und höchst sehenswerten Museen berühmt. Die zwei wohl bekanntesten Bauwerke Lissabons, der Turm von Belém (port.: Torre de Belém) und das ehemalige Hieronymuskloster (port.: Mosteiro dos Jerónimos) liegen in diesem Stadtteil. Beide Bauwerke sind bedeutende Beispiele manuelistischer Baukunst und eindrucksvolle Symbole für Portugals Macht und Reichtum zur Zeit der kolonialen Eroberungen. Sowohl der Turm als auch das Kloster sind seit 1983 Weltkulturerbe

-   Historisches Stadtzentrum von Porto
Die historische Altstadt von Porto (port.: Centro Histórico do Porto), der zweitgrößten Stadt Portugals, beherbergt mehrere bedeutende Bauwerke, wie etwa die gut erhaltene Stadtmauer, die imposante romanische Kathedrale, den neo-klassischen Börsenpalast oder die barocke Kirche Igreja dos Clérigos mit dem Wahrzeichen der Stadt, der Torre dos Clérigos, dem höchsten Kirchenglockenturm Portugals. Seit 1996 gehört das historische Stadtzentrum Portos zum Weltkulturerbe

-   Kulturlandschaft Sintra
Die von der UNESCO im Jahre 1995 qualifizierte Kulturlandschaft von Sintra (port.: Paisagem Cultural de Sintra) beinhaltet die Altstadt von Sintra und das romantische Sintragebirge mit all seinen exotischen Parks und prächtigen Gärten und den vielen architektonisch-einzigartigen Palästen, den jahrhundertealten Klöstern und den märchenhaften Schlössern
(lesen sie hierzu auch meinen Eintrag „Sintra“ vom 23. Juli 2013)

-   Christuskloster in Tomar
Die Tempelrittermönche des 1162 gegründeten Christusritterordens (port.: Ordem de cavalharia de Nosso Senhor Jesus Cristo) sind verantwortlich für den Bau der Klosteranlage von Tomar, die aus einer umfangreichen Gruppe imposanter und reich verzierter Gebäude des 12. bis 17. Jahrhunderts besteht. Einst „zur Verteidigung des Glaubens“ von den Tempelrittern erbaut, erlebte das im gotisch-manuelistischem Stil erbaute Christuskloster (port.: Convento de Cristo) unter seinen Großmeistern Heinrich dem Seefahrer und König Manuel I seine größte Blüte. Das Christuskloster wurde 1983 auf die Weltkulturerbeliste aufgenommen

-   Archäologischer Park im Tal des Côa
Im Nordosten Portugals befindet sich das Tal des Flusses Côa. In den steinernen Uferhängen dieses Flusstals wurden Ende des letzten Jahrhunderts mehrere Tausend eingravierte Felszeichnungen aus prähistorischer Zeit, manche von ihnen gut 30.000 Jahre alt, entdeckt. Diese Felsmalereien erstrecken sich über insgesamt 17 km im ganzen Tal und zeigen vor allem Tiermotive, wie man sie bisher nur aus Höhlen und Felsengrotten Mitteleuropas her kannte. Die prähistorischen Felsmalereien stehen seit 1998 auf der Liste des UNESCO-Welterbes

Weltnaturerbe (port.: Património Mundial da Natureza)

-   Der Lorbeerwald von Madeira
Der Lorbeerwald Madeiras bedeckt 20 % der Insel, also gut 150 qkm. Er besteht aus 20 verschiedenen, für die Insel charakteristischen Baumarten, wie z.B. den Madeira-Lorbeer (port.: vinhático / latein.: Persea indica), den Madeira-Holunder (port.: sabugueiro madeirense / latein.: Sambucus lanceolata), den Barbusano (port.: barbusano / latein.: Apollonias barbujana) oder den Stinklorbeer (port.: til / latein.: Ocotea foetens), sowie aus verschiedenen Farnarten. Im Dezember 1999 wurde dieser einzigartige Urwald zum UNESCO-Weltnaturerbe erklärt

Immaterielles Weltkulturerbe (port.: Património Cultural Imaterial da Humanidade)

-   Fado
Der Musikstil des Fado wurde 2011 von der UNESCO zum Immaterielles Kulturerbe der Menschheit (port.: Patrimônio Cultural Imaterial da Himanidade) ernannt. Er ist wohl der portugiesischste aller Musikstile in Portugal. Der Fado ist voller Schmerz und Sehnsucht, und handelt meistens von nicht erfüllter Liebe, vom Unglück, vom Schicksal und alten, verlorenen Zeiten. Dennoch ist der Fado, trotz dieser ganzen negativen Gefühle, voller Hoffnung und Leben. Da der Fado die wehmütigen Sehnsuchtsgefühle der Portugiesen so praktisch musikalisch symbolisiert, wird er oftmals – und das zu Recht – als „die Seele Portugals“ (port.: „a alma de Portugal“) bezeichnet
(lesen sie hierzu auch bitte meinen Blogeintrag „Weltkulturerbe Fado“ vom 27. November 2011)

-   Chorgesang Cante Alentejano
Auf den Tag genau drei Jahre nach dem Fado wurde der portugiesische Musikstil des Cante Alentejano im Jahre 2014 auf die Weltkulturerbeliste von der UNESCO gesetzt.
Der Cante Alentejano ist ein Chorgesang der ohne Instrumente in einem langsamen Tempo und in einem charakteristischen harmonisch-monotonem Takt gesungen wird. Fast immer handeln die vorgetragenen Lieder vom Alltag, von der Liebe, der Freundschaft und dem schweren Arbeitsalltag im Alentejo.
(lesen sie hierzu bitte auch meinen Blogeintrag „Weltkulturerbe Cante Alentejano“ vom 27. November 2014)

Weltdokumentenerbe (port.: Programa Memória do Mundo)

-   Brief über die Entdeckung Brasilien
Der Brief über die Entdeckung Brasiliens am 22. April 1500 (port.: Carta do Achamento do Brasil) ist ein dokumentarischer Bericht des Seefahrers Pedro Álvares Cabral an den portugiesischen König Manuel I. In diesem mit dem 01. Mai 1500 datierten Brief beschrieb der Chronikschreiber Pêro Vaz de Caminha an den König in Portugal die ersten Eindrücke der Portugiesen in der neu entdeckten Welt, ihre erste Begegnung mit den Ureinwohnern und ihre ersten Einblicke in die neue, unbekannte Flora und Fauna Südamerikas. Der vierzehn Seiten doppeltbeschriftete lange Brief, der eigentlich eine Art Chronik ist, befindet sich heute im portugiesischen Nationalarchiv Torre do Tombo und gilt als das erste literarische Dokument Brasiliens. Die UNESCO nahm den Brief über die Entdeckung Brasiliens im Jahre 2005 in die Weltdokumentenerbeliste auf
(bitte lesen sie hierzu auch meinen Blogbeitrag „Pero Vaz de Caminha“ vom 20. Februar 2012)

-   Vertrag von Tordesilhas
Der Vertrag von Tordesilhas (port.: Tratado de Tordesilhas), der am 07. Juni 1494 nach langwierigen Verhandlungen zwischen Portugal und Spanien abgeschlossen wurde, gilt als die dokumentierte Abschlussvereinbarung zwischen diesen beiden Königreichen, die damalige bekannte Welt untereinander aufzuteilen und die Hälfte des anderen zu respektieren. Der Vertrag von Tordesilhas gilt somit als der erste „Nichtangriffspakt“ zwischen Portugal und Spanien. Der Vertrag befindet sich heute im portugiesischen Nationalarchiv der Torre do Tombo und ist seit 2007 ein Welterbedokument

-   Chronologische Manuskriptsammlung „Corpo Cronologico“
Der „Corpo Cronologico“ ist eine Sammlung von verschiedenen Dokumenten und Manuskripten die zwischen 1756 und 1784 vom damaligen Leiter des Nationalarchivs Torre do Tombo, Manuel da Maia, zusammengetragen wurden. Die Sammlung umfasst insgesamt 83.212 verschiedene Verträge, Manuskripten und Dokumente des portugiesischen Staates die zwischen den Jahren 1161 und 1696 verfasst wurden.
Der Tatsache, das Manuel da Maia seinerseits die Schriftstücke alle chronologisch archivierte, versankt die Sammlung ihren Namen „Corpo Cronologico“. Seit 2007 ist die Sammlung, die sich weiterhin im Nationalarchiv Torre do Tombo befindet, Welterbedokument der UNESCO

-   Bericht der Flugpioniere Gago Coutinho und Sacadura Cabral
Im Jahre 1922 unternahmen die portugiesischen Flugpioniere Carlos Viegas Gago Coutinho und Artur de Sacadura Cabral den ersten Südatlantikflug der Geschichte. Am 30.März 1922 flogen beide Piloten mit ihrem Wasserdoppeldeckerflugzeug „Santa Cruz“ von Lissabon nach Rio de Janeiro in Brasilien. Über ihre Flugreise schrieben sie einen detaillierten Bericht (port.: Relatório dos aeronautas Gago Coutinho e Sacadura Cabral), der dann im Jahre 2010 als Welterbedokument von der UNESCO in ihre Liste aufgenommen wurden. Der Bericht der beiden Flugpioniere Coutinho und Cabral befinden sich heute im Archiv der Marinebibliothek in Lissabon

-   Reisetagebuch der ersten Indienfahrt des Vasco da Gama
Als der Seefahrer und Entdecker Vasco da Gama am 20. Mai 1498 seinen Fuß auf dem indischen Subkontinent setzte, hatte er als erster Mensch den Seeweg nach Indien entdeckt. Seine Reise hatte am 08. Juli 1497 in der portugiesischen Hauptstadt begonnen und erst zwei Jahre später, am 10. Juli 1499, segelte er wieder in Lissabon ein. Über seine Entdeckungsreise nach Indien verfasste er ein Reisetagebuch (port.: Diário da primeira viagem de Vasco da Gama), welches er später König Manuel I vorlegte. Dieses Reisetagebuch seiner ersten Indienfahrt ist 2013 von der UNESCO auf die Welterbedokumentenliste gesetzt worden. Es wird heute im Archiv der Stadtbibliothek von Porto aufbewahrt

Und hier nun eine Liste der von der portugiesischen Regierung nominierten Bauwerke und Naturschauplätze für eine zukünftige Bewerbung als Weltkultur- und Weltnaturerbe bei der UNESCO:

- die vulkanische Schachthöhle Angar do Carvão auf der Azoreninsel Terceira
- das historische Stadtzentrum von Santarém
- die Schwefelhöhle Furna do Enxofre auf der Azoreninsel Graciosa
- die von mittelalterlichen Mauern umgebene Kleinstadt Marvão und der kleine Berg auf dem es liegt
- die kleine unbewohnte Inselgruppe Ilhas Selvagens (dt.: Wilde Inseln) im Atlantik, vor der Küste Afrikas
- der Naturpark Südöstliche Alentejoküste im Alentejo
- die Lissabonner Unterstadt Baixa (port.: Baixa Pombalina)
- die Schloss- und Klosteranlage des Nationalpalastes von Mafra (port.: Palácio Nacional de Mafra)
- die Ortschaft Buçaco und das Waldgebiet in dem es liegt
- der Naturpark der Serra Arrábida
- die Dinosaurierfußspuren im Naturpark von Ourém-Torres Novas (port.: Parque Natural das Pegadas de Dinossáurio de Ourém-Torres Novas)

Wenn Vertrauen verloren geht

$
0
0

Es ist zum Kotzen, aber die Piloten der portugiesischen Fluggesellschaft TAP (port.: Transportes Aéreos Portugueses / dt.: Portugiesische Luftverkehrsgesellschaft) und die ihres Tochterunternehmens PGA-Portugália streiken wieder einmal.
Seit dem 01. Mai sind die Flugkapitäne der TAP im Ausstand und sie wollen diesen bis zum kommenden Sonntag, dem 10. Mai, fortsetzen – koste es was es wolle!

Trotz einer zweiwöchigen Vorankündigung Mitte April, hat dieser Streik bis dato, durch seine totalen Flugausfällen und extremen Verspätungen auf allen portugiesischen Lang- und Kurzstreckenflügen, zahlreichen Fluggästen eine Menge Geduld abverlangt.

Hintergrund des jetzigen Ausstandes, den hierzulande genauso wenige verstehen können wie etwa aktuell Millionen Bahnkunden in Deutschland, ist der festgefahrene Tarifkonflikt zwischen der portugiesischen Regierung und einigen der langzeiteingestellten Piloten der TAP, die zum einen höhere Löhne fordern und die zum anderen vor allem Angst um ihre vielen Privilegien haben, die sie bei der bestehenden Privatisierung der Fluggesellschaft vielleicht teilweise verlieren könnten und die sie um jeden Preis beibehalten möchten – auch wenn es die Nerven Hunderttausender Passagiere kostet!

Obwohl die Mehrheit der TAP-Angestellten sowie etwa 300.000 betroffener Passagiere gegen den laufenden Streik sind, will also eine kleine Anzahl an Piloten diesen Ausstand noch bis zum kommenden Wochenende fortführen.

Das Verhältnis zwischen der staatlichen portugiesischen Fluglinie TAP, die am 14. März dieses Jahres ihren siebzigsten Geburtstag gefeiert hat, und ihren auf allen Erdteilen verteilten Passagieren ist aktuell mehr als belastet.
Die traurige Wahrheit ist, dass am Ende dieses 10-tägigen Streiks ein paar wenige Piloten mit ihrem Muskelspiel nicht nur der portugiesischen Wirtschaft einen Schaden von vielen, vielen Millionen Euro zugefügt haben werden.
Nein, sie werden auch für etwas verantwortlich sein, das ein namhaftes Unternehmen nur sehr schwerlich wiederherstellen kann, wenn es das einmal verloren hat…

…das Vertrauen ihrer Kunden!

Viewing all 255 articles
Browse latest View live