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10. Internationales Festival der Iberischen Maske

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Der Lissabonner Altstadtplatz Rossio wird für die nächsten Tage der zentrale Ausgangspunkt für das alljährlich stattfindende Internationale Festival der Iberischen Maske (port.: Festival Internacional da Máscara Ibérica) sein, eine Veranstaltung die seit nunmehr 10 Jahren viele Freunde origineller und kunstvoller Gesichtsbedeckungen zusammenbringt.

Weit über 600 Mitglieder verschiedener Trachten- und Festumzugsgruppen aus ganz Nord- und Zentralportugal, sowie mehreren spanischen Regionen und dieses Jahr auch zum ersten Mal eine Volksgruppe aus dem italienischen Sardinien, nehmen an diesem bunten und fröhlichen Festival teil.

Die Benutzung von Masken in Portugal bei rituellen und religiösen Veranstaltungen, oft in Kombination mit einer Verkleidung, ist sehr lange bekannt.
Schon die Römer und später die arabischen Mauren, die beide über viele Jahrhunderte hinweg Besatzer eines großteils Iberiens waren, verwendeten bei vielen ihrer traditionellen Festen oftmals eine Kostümierung in Verbindung mit einer Maske.
Überhaupt geht das Wort Maske (port.: máscara) auf das arabische Wort „maskharat“ zurück, das wörtlich soviel wie Scherz, Narretei oder Posse bedeutet.

Nach den Römern und den Mauren, die zum herstellen ihrer Masken vor allem Holz, Ton, Leder und Pflanzenteile verwendeten, haben dann Portugiesen und Spanier in vielen ihrer Regionen und Provinzen die Tradition der Gesichtsmaske bei vielen religiösen und rituellen Brauchtümer beibehalten.
Und so ist die Sitte des Verhüllens des Gesichtes auch heute noch in manchen Gebieten Portugals bei Volksfesten allgegenwärtig.

Da nicht jeder diese Volksfeste besuchen kann und er so oftmals nicht die Möglichkeit hat die Originalität dieser Masken zu bewundern, empfehle ich jedem der am kommenden Wochenende in Lissabon verweilt, einmal in der Baixa vorbeizuschauen.

Außer einer täglich stattfindenden Maskenparade kann man sich auf dem Festival auch die gute Küche und Weine der verschiedenen Regionen Iberiens in über 30 Fressbuden schmecken lassen, sowie die volkstümliche Musik Portugals, Spaniens und Süditaliens auf einer riesigen Bühne Mitten auf dem Rossio genießen.

Das X. Internationale Festival der Iberischen Maske findet bis zum kommenden Sonntag, dem 10. Mai 2015, statt!


Die farbenfrohen und phantasievollen Bilder des Malers J. B. Durão

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Vor einpaar Tagen wurde ich von meiner Schwester Carla auf ein neues Bild des naiven Malers J. B. Durão aufmerksam gemacht.

Ich weiß nicht ob viele, zumal in Deutschland, die künstlerischen Arbeiten von J. B. Durão kennen.
Ich jedenfalls bin ein sehr großer Fan seiner Werke.

1957 in Lissabon geboren hat er sich in seiner Jugend das Malen autodidaktisch selber beigebracht.
Seit 1989 stellt er seine Gemälde, die er nur in seiner Freizeit malt, sowohl im Inland als auch im benachbarten Spanien aus.
Er malt sehr farbenfrohe, unbekümmerte und phantasievolle Bilder, voller Harmonie und Einzigartigkeit, die fast immer „sein“ geliebtes Lissabon zum Thema haben.
Auch das Meer spielt in den Werken von J. B. Durão, der einst als Offizier bei der Handelsmarine beschäftigt war, eine immer wiederkehrende Rolle.

Seine auf Leinwand verewigten Motive sind immer voller Leben und all seine vereinfacht dargestellten Gebäude, Verkehrsmittel, Gegenstande und Lebewesen springen einem richtig ins Auge.

J. B. Durão, der portugiesische Naivmaler von Morgen

Zum Zweiten Advent: Broas de Batata Doce, die portugiesischen Süßkartoffelnocken

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Letzte Woche habe ich hier im Blog zum Ersten Advent ein Rezept für Filhóses – typische portugiesische Kürbiskrapfen – vorgestellt.
Das Rezept hatte ich von meiner Mutter Luisa, die uns jetzt in der Vorweihnachtszeit, oftmals mit der einen oder anderen traditionellen Weihnachtsleckerei überrascht.
Hier nun heute, zum Zweiten Advent, ein weiteres Weihnachtsrezept meiner Mutter.

Genauso wie das vorherige Rezept, so ist auch das heutige Backrezept leicht nachzubacken.
Da meine Mutter, wie ich letzte Woche schon schrieb, nicht nach Rezept backt oder kocht, sondern immer die Zutaten nach Augenmaß und Gefühl verwendet, war es für mich vor allem schwierig hier die genauen Mengenangaben für die Rezepte zu errechnen und dann aufzuschreiben.
Dennoch ist es mir nach einigem Abwiegen, Abmessen und viel Geduld – Geduld ist wirklich die Zutat die meiner Mutter in der Küche am meisten fehlt – gelungen einige Weihnachtsrezepte zusammenzutragen.

Wie letzte Woche, so gilt auch für diese Woche:
für das Fehlschlagen beim ausführen dieser Rezepte übernehme ich keine Verantwortung, wogegen ich bei gutem Gelingen dergleichen natürlich gerne alles auf meine Kappe nehme ;-)
Hier nun ein Rezept zum zweiten Advent:

Broas de Batata Doce, portugiesische Süßkartoffelnocken

Zutaten:

1 kg Süßkartoffeln (port.: batata doce)
Wasser zum Kochen der Süßkartoffel
1 Prise Salz
2 kg Zucker
300 g geriebene Mandeln
2 geriebene Orangenschalen
125 g Kokosraspeln
450 g Maismehl
200 g Weizenmehl
6 Eier
2 Eigelb zum streichen

1. die Süßkartoffeln schälen und mit einer Prise Salz in Wasser weich kochen
2. dann die Süßkartoffeln stampfen und mit dem Zucker unter ständigem Rühren in einem Topf zum kochen bringen
3. wenn die Masse kocht, die geriebenen Mandeln, die geriebenen Orangenschalen, die Kokosraspeln und 6 Eier unter ständigem Rühren dazugeben
4. den Topf vom Herd nehmen und nun sowohl das Maismehl als auch das Weizenmehl dazugeben und rühren, rühren, rühren
5. nun die Masse erkalten lassen und dann mit einem Esslöffel, den man vorher in heißes Wasser getaucht hat, Nocken abstechen. Vor dem abstechen eines jeden Nocken den Löffel bitte in heißes Wasser tauchen, damit die Teigmasse nicht am Löffel kleben bleibt
6. die Nocken mit genügend Abstand auf ein mit Mehl bestreutes Backblech setzen
7. wenn das Backblech mit Teigrohlingen voll ist, dann die Nocken etwas leicht andrücken und mit dem Eigelb bestreichen
8. nun die Nocken bei 180°C bis 200°C im Offen ca. 20 bis 30 min. goldbraun backen   

Nach dem backen die Süßkartoffelnocken erkalten und schmecken lassen.

Allen meinen Freunden und Lesern meines Blogs einen schönen und besinnlichen Zweiten Advent!

Das Welterbe der UNESCO in Portugal

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Als Ende November dieses Jahres die UNESCO den originellen Chorgesang Cante Alentejano auf ihre Liste des Immateriellen Kulturwelterbes setzte, war diese prestigeträchtige Liste um eine kulturelle Tradition und Ausdrucksform reicher.
Nach dem Fado ist der Cante Alentejano die zweite portugiesische darstellende Kunst die es auf die Liste des Immateriellen Kulturerbes geschafft hat.

Die Liste des UNESCO-Welterbes umfasst aber nicht nur diese zwei portugiesischen Kulturformen, sondern auch 14 Weltkulturdenkmäler und ein Weltnaturdenkmal.
Außerdem sind im Rahmen des im Jahre 1992 gegründeten Programms „Memory of the World“ (port.: „Memória do Mundo“ / dt.: „Gedächtnis der Welt“) auch fünf wertvolle portugiesische Handschriften oder Handschriftensammlungen in das Weltdokumentenerbeverzeichnis aufgenommen worden.

Hier nun die Liste des gesamten UNESCO-Welterbes in Portugal:

Weltkulturerbe (port.: Património Mundial da Cultura)

-   Kloster der Heiligen Maria von Alcobaça
Das Kloster von Alcobaça (port.: Mosteiro de Santa Maria de Alcobaça) wurde im Jahre 1989 in die Weltkulturerbeliste aufgenommen. Aus dem 12. Jahrhundert stammend, beherbergt die riesige Zisterzienserklosteranlage, außer den üblichen Wirtschaftsräumen eines Klosters, fünf Kreuzgänge, sieben Dormitorien, eine Bibliothek und die größte Kirche Portugals
(lesen sie hierzu bitte auch meinen Blogeintrag „Alcobaça“ vom 17. November 2013)

-   Weinanbaugebiet des Alto Douro
Das steile Tal des Alto Douro und seine Weinanbaukultur (port.: Região Vinhateira do Alto Douro) sind seit 2001 Weltkulturerbe. Mit den Tälern weniger Nebenflüsse bildet der Alto Douro das älteste gesetzlich abgegrenzte Weinanbaugebiet der Welt! Es beginnt 100 km östlich der Stadt Porto und zieht sich über 120 km in Richtung spanisch-portugiesische Grenze. Nur in dieser Region, die auch als „País do Vinho“ (dt.: Weinland)  bezeichnet wird und in der seit über 2.000 Jahre Weinanbaukultur praktiziert wird, darf u. a. der weltberühmte Portwein angebaut werden.

-   Historisches Stadtzentrum von Angra do Heroismo
Die Stadt Angra do Heroismo, auf der Azoreninsel Terceira, ist die erste portugiesische Stadt die außerhalb Festlandportugals im Jahre 1534 gegründet wurde. Das historische Stadtzentrum von Angra do Heroismo hat mehrere besuchenswerte stattliche Barockbauten, eine schöne Kathedrale und eine mächtige Burg, den Castelo de São João Baptista, von dem man eine prächtige Panoramasicht über die Stadt hat. Bis 1822 war Angra do Heroismo die Hauptstadt der Azoren, bis es dann von Ponta Delgada, auf der Azoreninsel São Miguel, abgelöst wurde. Aber noch heute gilt die Stadt, die 1983 auf die Weltkulturerbeliste aufgenommen wurde, als der kulturelle Mittelpunkt der Azoren
(lesen sie hierzu auch bitte meinen Blogeintrag „Die Azoreninsel Terceira“ vom 8. September 2009)

-   Weinanbaukultur der Azoreninsel Pico
Der jungvulkanische Boden der Azoreninsel Pico ist auf weiten Stecken völlig ohne Humusdecke, was kaum eine erträgliche Landwirtschaft zulässt. Agrarisch ertragreich ist lediglich der Weinanbau an den mühevoll bearbeiteten Hängen des Pico Alto, einem noch heute tätigen Vulkan der mit 2.351 m die höchste Erhebung Portugals ist. Seit dem 15. Jahrhundert ist Pico für seine exquisiten Weine berühmt. Im Jahre 2004 nahm die UNESCO die Weinanbaukultur der Azoreninsel Pico (port.: Cultura da Vinha da Ilha do Pico) in ihre Welterbeliste auf
(lesen sie hierzu auch bitte einem Blogeintrag „Die Azoreninsel Pico“ vom 05. September 2009)

-   Kloster von Batalha
Die schlichte Stadt Batalha, zwischen Lissabon und Coimbra in einem fruchtbaren Talkessel des Flusses Lena gelegen, wäre wohl kaum jemanden bekannt, gäbe es da nicht das ehemalige Dominikanerkloster der Heiligen Maria der siegreichen Schlacht (port.: Mosteiro de Santa Maria da Vitótia da Batalha). Das sich an der Nordseite des Ortes erhebende Kloster wurde 1387 von König João I auf Grund eines Gelübdes gegründet, das er am 14. August 1385, zu Beginn der für die Unabhängigkeit Portugals vom Königreich Kastilien siegreichen und entscheidenden Schlacht von Aljubarrota, abgelegt hatte. Das Kloster von Batalha ist das große steinerne Freiheitsdenkmal der Portugiesen. Es wurde im Jahre 1840 zum Nationaldenkmal erklärt und ist seit 1983 Weltkulturerbe
(lesen sie hierzu auch meinen Eintrag „Batalha“ vom 21. Juni 2011)

-   Universität von Coimbra
In der Altstadt von Coimbra befindet sich die ehrwürdige Universität von Coimbra (port.: Universidade de Coimbra), mit all ihren alten Universitätsgebäuden, ihrer Universitätskirche, ihrer grandiosen Bibliothek und dem angrenzenden Botanischen Garten. Sie ist die älteste und bedeutendste Universität Portugals und eine der renommiertesten in Europa. Die Universität ist auch heute, über 700 Jahre nach ihrer Gründung, mit ihren Studenten ein kultureller und wissenschaftlicher Mittelpunkt Portugals
(lesen sie hierzu auch meine zwei Blogeinträge „Die Universität von Coimbra“ vom 18. Januar 2012 und „Coimbras Universität ist Weltkulturerbe“ vom 22. Juni 2013)

-   Die StadtElvas und ihre Befestigungsanlagen
Nahe der spanisch-portugiesischen Grenze liegt die alte Garnisonsstadt Elvas, mit ihren 220 registrierten Baudenkmälern. Als Stützpunkt gegen das nahe gelegene spanische Badajozwurde die „Königin der Grenze“, wie die Stadt auch genannt wird, seit dem späten Mittelalter mit immer umfangreicheren Mauern befestigt und im 17. und 18. Jahrhundert mit mächtigen Forts gesichert, die zu den eindruckvollsten ihrer Zeit in Portugal gehören. Die Befestigungsanlagen von Elvas sind die größten und besterhaltenen der Welt! Seit 2012 ist diese alte Stadt Weltkulturerbe der UNESCO
(lesen sie hierzu bitte meinen Eintrag „Elvas, die Königin der Grenze, ist auch UNESCO-Weltkulturerbe“, vom 01. Juli 2012)

-   Historisches Stadtzentrum von Évora
Évora, die ehemalige Hauptstadt der Provinz Alentejo, steht seit dem Jahre 1986 auf der Liste des Weltkulturerbes. Die Stadt wird hier in Portugal wegen ihrer vielen historisch bedeutenden Bauwerke, darunter zahlreiche Stadtpaläste, Kirchen und Klöster, auch stolz „Cidade Museu“ (dt.: Museumsstadt) genannt
(lesen sie hierzu auch bitte meinen Blogeintrag „Évora“ vom 11. November 2011)

-   Historisches Stadtzentrum von Guimarães
Guimarães, die Geburtsstadt des ersten portugiesischen Königs, Afonso Henriques I, war die erste Hauptstadt Portugals und trägt hierzulande auch den Beinamen „Berço da Nação“ (dt.: Wiege der Nation). Die recht malerische Altstadt von Guimarães mit ihrer stattlichen Burg, ihren zahlreichen Stadtpalästen, Kirchen, Klöstern und ihren blumengeschmückten Granithäusern ist seit 2001 Weltkulturerbe der UNESCO
(lesen sie hierzu bitte auch meinen Blogeintrag „Guimarães“ vom 02. Januar 2012)

-   Turm von Belém und Hieronymuskloster in Lissabon
Belém, der südwestlichste Stadtteil Lissabons, ist wegen seiner großartigen historischen Baudenkmäler und höchst sehenswerten Museen berühmt. Die zwei wohl bekanntesten Bauwerke Lissabons, der Turm von Belém (port.: Torre de Belém) und das ehemalige Hieronymuskloster (port.: Mosteiro dos Jerónimos) liegen in diesem Stadtteil. Beide Bauwerke sind bedeutende Beispiele manuelistischer Baukunst und eindrucksvolle Symbole für Portugals Macht und Reichtum zur Zeit der kolonialen Eroberungen. Sowohl der Turm als auch das Kloster sind seit 1983 Weltkulturerbe

-   Historisches Stadtzentrum von Porto
Die historische Altstadt von Porto (port.: Centro Histórico do Porto), der zweitgrößten Stadt Portugals, beherbergt mehrere bedeutende Bauwerke, wie etwa die gut erhaltene Stadtmauer, die imposante romanische Kathedrale, den neo-klassischen Börsenpalast oder die barocke Kirche Igreja dos Clérigos mit dem Wahrzeichen der Stadt, der Torre dos Clérigos, dem höchsten Kirchenglockenturm Portugals. Seit 1996 gehört das historische Stadtzentrum Portos zum Weltkulturerbe

-   Kulturlandschaft Sintra
Die von der UNESCO im Jahre 1995 qualifizierte Kulturlandschaft von Sintra (port.: Paisagem Cultural de Sintra) beinhaltet die Altstadt von Sintra und das romantische Sintragebirge mit all seinen exotischen Parks und prächtigen Gärten und den vielen architektonisch-einzigartigen Palästen, den jahrhundertealten Klöstern und den märchenhaften Schlössern
(lesen sie hierzu auch meinen Eintrag „Sintra“ vom 23. Juli 2013)

-   Christuskloster in Tomar
Die Tempelrittermönche des 1162 gegründeten Christusritterordens (port.: Ordem de cavalharia de Nosso Senhor Jesus Cristo) sind verantwortlich für den Bau der Klosteranlage von Tomar, die aus einer umfangreichen Gruppe imposanter und reich verzierter Gebäude des 12. bis 17. Jahrhunderts besteht. Einst „zur Verteidigung des Glaubens“ von den Tempelrittern erbaut, erlebte das im gotisch-manuelistischem Stil erbaute Christuskloster (port.: Convento de Cristo) unter seinen Großmeistern Heinrich dem Seefahrer und König Manuel I seine größte Blüte. Das Christuskloster wurde 1983 auf die Weltkulturerbeliste aufgenommen

-   Archäologischer Park im Tal des Côa
Im Nordosten Portugals befindet sich das Tal des Flusses Côa. In den steinernen Uferhängen dieses Flusstals wurden Ende des letzten Jahrhunderts mehrere Tausend eingravierte Felszeichnungen aus prähistorischer Zeit, manche von ihnen gut 30.000 Jahre alt, entdeckt. Diese Felsmalereien erstrecken sich über insgesamt 17 km im ganzen Tal und zeigen vor allem Tiermotive, wie man sie bisher nur aus Höhlen und Felsengrotten Mitteleuropas her kannte. Die prähistorischen Felsmalereien stehen seit 1998 auf der Liste des UNESCO-Welterbes

Weltnaturerbe (port.: Património Mundial da Natureza)

-   Der Lorbeerwald von Madeira
Der Lorbeerwald Madeiras bedeckt 20 % der Insel, also gut 150 qkm. Er besteht aus 20 verschiedenen, für die Insel charakteristischen Baumarten, wie z.B. den Madeira-Lorbeer (port.: vinhático / latein.: Persea indica), den Madeira-Holunder (port.: sabugueiro madeirense / latein.: Sambucus lanceolata), den Barbusano (port.: barbusano / latein.: Apollonias barbujana) oder den Stinklorbeer (port.: til / latein.: Ocotea foetens), sowie aus verschiedenen Farnarten. Im Dezember 1999 wurde dieser einzigartige Urwald zum UNESCO-Weltnaturerbe erklärt

Immaterielles Weltkulturerbe (port.: Património Cultural Imaterial da Humanidade)

-   Fado
Der Musikstil des Fado wurde 2011 von der UNESCO zum Immaterielles Kulturerbe der Menschheit (port.: Patrimônio Cultural Imaterial da Himanidade) ernannt. Er ist wohl der portugiesischste aller Musikstile in Portugal. Der Fado ist voller Schmerz und Sehnsucht, und handelt meistens von nicht erfüllter Liebe, vom Unglück, vom Schicksal und alten, verlorenen Zeiten. Dennoch ist der Fado, trotz dieser ganzen negativen Gefühle, voller Hoffnung und Leben. Da der Fado die wehmütigen Sehnsuchtsgefühle der Portugiesen so praktisch musikalisch symbolisiert, wird er oftmals – und das zu Recht – als „die Seele Portugals“ (port.: „a alma de Portugal“) bezeichnet
(lesen sie hierzu auch bitte meinen Blogeintrag „Weltkulturerbe Fado“ vom 27. November 2011)

-   Chorgesang Cante Alentejano
Auf den Tag genau drei Jahre nach dem Fado wurde der portugiesische Musikstil des Cante Alentejano im Jahre 2014 auf die Weltkulturerbeliste von der UNESCO gesetzt.
Der Cante Alentejano ist ein Chorgesang der ohne Instrumente in einem langsamen Tempo und in einem charakteristischen harmonisch-monotonem Takt gesungen wird. Fast immer handeln die vorgetragenen Lieder vom Alltag, von der Liebe, der Freundschaft und dem schweren Arbeitsalltag im Alentejo.
(lesen sie hierzu bitte auch meinen Blogeintrag „Weltkulturerbe Cante Alentejano“ vom 27. November 2014)

Weltdokumentenerbe (port.: Programa Memória do Mundo)

-   Brief über die Entdeckung Brasilien
Der Brief über die Entdeckung Brasiliens am 22. April 1500 (port.: Carta do Achamento do Brasil) ist ein dokumentarischer Bericht des Seefahrers Pedro Álvares Cabral an den portugiesischen König Manuel I. In diesem mit dem 01. Mai 1500 datierten Brief beschrieb der Chronikschreiber Pêro Vaz de Caminha an den König in Portugal die ersten Eindrücke der Portugiesen in der neu entdeckten Welt, ihre erste Begegnung mit den Ureinwohnern und ihre ersten Einblicke in die neue, unbekannte Flora und Fauna Südamerikas. Der vierzehn Seiten doppeltbeschriftete lange Brief, der eigentlich eine Art Chronik ist, befindet sich heute im portugiesischen Nationalarchiv Torre do Tombo und gilt als das erste literarische Dokument Brasiliens. Die UNESCO nahm den Brief über die Entdeckung Brasiliens im Jahre 2005 in die Weltdokumentenerbeliste auf
(bitte lesen sie hierzu auch meinen Blogbeitrag „Pero Vaz de Caminha“ vom 20. Februar 2012)

-   Vertrag von Tordesilhas
Der Vertrag von Tordesilhas (port.: Tratado de Tordesilhas), der am 07. Juni 1494 nach langwierigen Verhandlungen zwischen Portugal und Spanien abgeschlossen wurde, gilt als die dokumentierte Abschlussvereinbarung zwischen diesen beiden Königreichen, die damalige bekannte Welt untereinander aufzuteilen und die Hälfte des anderen zu respektieren. Der Vertrag von Tordesilhas gilt somit als der erste „Nichtangriffspakt“ zwischen Portugal und Spanien. Der Vertrag befindet sich heute im portugiesischen Nationalarchiv der Torre do Tombo und ist seit 2007 ein Welterbedokument

-   Chronologische Manuskriptsammlung „Corpo Cronologico“
Der „Corpo Cronologico“ ist eine Sammlung von verschiedenen Dokumenten und Manuskripten die zwischen 1756 und 1784 vom damaligen Leiter des Nationalarchivs Torre do Tombo, Manuel da Maia, zusammengetragen wurden. Die Sammlung umfasst insgesamt 83.212 verschiedene Verträge, Manuskripten und Dokumente des portugiesischen Staates die zwischen den Jahren 1161 und 1696 verfasst wurden.
Der Tatsache, das Manuel da Maia seinerseits die Schriftstücke alle chronologisch archivierte, versankt die Sammlung ihren Namen „Corpo Cronologico“. Seit 2007 ist die Sammlung, die sich weiterhin im Nationalarchiv Torre do Tombo befindet, Welterbedokument der UNESCO

-   Bericht der Flugpioniere Gago Coutinho und Sacadura Cabral
Im Jahre 1922 unternahmen die portugiesischen Flugpioniere Carlos Viegas Gago Coutinho und Artur de Sacadura Cabral den ersten Südatlantikflug der Geschichte. Am 30.März 1922 flogen beide Piloten mit ihrem Wasserdoppeldeckerflugzeug „Santa Cruz“ von Lissabon nach Rio de Janeiro in Brasilien. Über ihre Flugreise schrieben sie einen detaillierten Bericht (port.: Relatório dos aeronautas Gago Coutinho e Sacadura Cabral), der dann im Jahre 2010 als Welterbedokument von der UNESCO in ihre Liste aufgenommen wurden. Der Bericht der beiden Flugpioniere Coutinho und Cabral befinden sich heute im Archiv der Marinebibliothek in Lissabon

-   Reisetagebuch der ersten Indienfahrt des Vasco da Gama
Als der Seefahrer und Entdecker Vasco da Gama am 20. Mai 1498 seinen Fuß auf dem indischen Subkontinent setzte, hatte er als erster Mensch den Seeweg nach Indien entdeckt. Seine Reise hatte am 08. Juli 1497 in der portugiesischen Hauptstadt begonnen und erst zwei Jahre später, am 10. Juli 1499, segelte er wieder in Lissabon ein. Über seine Entdeckungsreise nach Indien verfasste er ein Reisetagebuch (port.: Diário da primeira viagem de Vasco da Gama), welches er später König Manuel I vorlegte. Dieses Reisetagebuch seiner ersten Indienfahrt ist 2013 von der UNESCO auf die Welterbedokumentenliste gesetzt worden. Es wird heute im Archiv der Stadtbibliothek von Porto aufbewahrt

Und hier nun eine Liste der von der portugiesischen Regierung nominierten Bauwerke und Naturschauplätze für eine zukünftige Bewerbung als Weltkultur- und Weltnaturerbe bei der UNESCO:

- die vulkanische Schachthöhle Angar do Carvão auf der Azoreninsel Terceira
- das historische Stadtzentrum von Santarém
- die Schwefelhöhle Furna do Enxofre auf der Azoreninsel Graciosa
- die von mittelalterlichen Mauern umgebene Kleinstadt Marvão und der kleine Berg auf dem es liegt
- die kleine unbewohnte Inselgruppe Ilhas Selvagens (dt.: Wilde Inseln) im Atlantik, vor der Küste Afrikas
- der Naturpark Südöstliche Alentejoküste im Alentejo
- die Lissabonner Unterstadt Baixa (port.: Baixa Pombalina)
- die Schloss- und Klosteranlage des Nationalpalastes von Mafra (port.: Palácio Nacional de Mafra)
- die Ortschaft Buçaco und das Waldgebiet in dem es liegt
- der Naturpark der Serra Arrábida
- die Dinosaurierfußspuren im Naturpark von Ourém-Torres Novas (port.: Parque Natural das Pegadas de Dinossáurio de Ourém-Torres Novas)

Zum Dritten Advent: Aletria, süße Milchfadennudeln

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Nachdem ich hier in meinem Blog die letzten zwei Adventswochenenden Weihnachtsrezepte meiner Mutter Luisa publiziert habe, möchte ich nun heute – zum Dritten Advent – ein weiteres leckeres portugiesisches Rezept zu Weihnachten bekannt machen.

Das heutige Rezept für süße Milchfadennudeln – hier in Portugal nennt man Fadennudeln „aletria“ – ist, wie die vorherigen zwei Rezepte, leicht nachzukochen.
Nachdem ich das jeweilige Gewicht und die Menge der Zutaten mit der Hilfe meiner Mutter, die immer ohne Kochbuch kocht und backt, berechnet habe, hier nun die Anleitung für eines meiner liebsten Weihnachtsleckereien:

Aletria, süße Milchfadennudeln

Zutaten

300g Fadennudeln (bitte nur dünne Nudelsorten verwenden!)
2 l Milch
10 gehäufte Esslöffel Zucker
1 große Zitronenschale
1 oder zwei Zimtstangen
2 Esslöffel Butter
8 Eigelbe

1. Milch in einem Kochtopf zusammen mit der Zitronenschale, den Zimtstangen, dem Zucker und der Butter unter ständigem Rühren zum kochen bringen
2. ist die Milch am kochen, gibt man die Fadennudeln hinzu und lässt diese gut 8 Min. bis 10 Min. weich kochen, bis eine cremige Masse entsteht
3. danach den Kochtopf mit der cremigen Nudelmasse vom Herd nehmen und gut 10 Min. etwas abkühlen lassen. Beim erkühlen, die Masse immer wieder durchrühren
4. dann die Zitronenschale und die Zimtstangen herausnehmen und die mit etwas Milch geschlagenen acht Eigelbe zügig, unter ständigem rühren, einrühren
5. unter ständigem Rühren noch mal gut 2 Min. kurz aufkochen lassen. Wichtig ist: rühren, rühren, rühren…
6. dann die Fadennudeln in Schälchen oder in eine Auflaufform gießen und erkalten lassen
7. wer will, kann nun die gekochten süßen Fadennudeln nach Geschmack mit Zimtpulver bestreuen oder dekorieren

Der genaue Ursprung der Aletria ist heute nicht mehr genau nachzuvollziehen.
Tatsache ist, dass die Aletria einstmals in den ländlichen Regionen der portugiesischen Provinzen Beira Alta und Beira Baixa ein fester Bestandteil des Mahls bei fast jeder Hochzeit war. Vom Hochzeitspaar und seinen Gästen traditionell nach dem Hochzeitsmahl eingenommen, bildete diese Süßspeise meistens den krönenden Abschluss des Menüs bei der Hochzeitsfeier.
Mit der Zeit wurde aus diesem typischen regionalen Hochzeitsnachtisch eine nationale Weihnachtssüßspeise.

Heute isst man hierzulande die Aletria nicht nur auf Hochzeiten und zur Weihnachtszeit, sondern oftmals auch außerhalb dieser Festtage, nämlich dann wenn man Lust auf sie hat.

Internationaler Museumstag 2015

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Am kommenden Montag, den 18. Mai 2015, ist hier in Portugal der Internationale Museumstag (port.: Dia Internacional dos Museus). Am Samstagabend zuvor, den 16. Mai, findet die hierzulande sehr beliebte Museumsnacht statt.
Im Gegensatz zu Deutschland, wo der Museumstag immer am dritten Sonntag im Mai stattfindet, wird dieser Tag hier landesweit also Wochentags begangen.
An diesem seit 1978 alljährlichen stattfindenden internationalen Ereignistag machen die verschiedensten Museen weltweit auf die große Vielfalt und die kulturelle Bedeutung ihrer historischen Gebäude und ihren oftmals wertvollen Kunstsammlungen aufmerksam.

Über 70 Museen werden sich an diesem Tag hier in Portugal mit über 400 kostenlosen Aktionen, wie Sonderführungen, Museumsfesten und den schon erwähnten Museumsnächten, präsentieren.

Genauso wie in anderen Ländern, entwickelt sich der Internationale Museumstag immer mehr zu einem kulturell vielfältigen und mancherorts auch aktionsreicher Familientag der immer kostenlos ist.

Hier nun einige der besonders sehenswertesten Bauwerke und Museen Portugals die am Internationalen Museumstag teilnehmen und die nicht nur an diesem Tag einen Besuch wert sind:

Alcobaça
- Mosteiro de Alcobaça (dt.: Kloster von Alcobaça)

Aveiro
- Museu da Cidade de Aveiro (dt.: Stadtmuseum von Aveiro)

Batalha
- Mosteiro da Batalha (dt.: Kloster von Batalha)

Caldas da Rainha
Museu de José Malhoa (dt.: Museum José Malhoa)

Coimbra
- Museu Monográfico de Conimbriga (dt.: Archäologisches Museum von Conimbriga)
- Museu Nacional de Machado de Castro (dt.: Nationalmuseum Machado de Castro)

Guarda
- Museu da Cidade da Guarda (dt.: Stadtmuseum von Guarda)

Lisboa
- Museu de Arte Popular (dt.: Volkskundemuseum)
- Museu Calouste Gulbenkian (dt.: Gulbenkianmuseum)
- Museu da Carris (dt.: Straßenbahn- und Busmuseum)
- Museu do Chiado (dt.: Museum für zeitgenössische Kunst)
- Museu da Cidade de Lisboa (dt.: Lissabonner Stadtmuseum)
- Museu do Fado (dt.: Fadomuseum)
- Mosteiro dos Jerónimos em Belém (dt.: Hieronymitenkloster in Belém)
- Museu da Musica (dt.: Musikmuseum)
- Museu Nacional de Arquelogia (dt.: Nationalmuseum für Archäologie)
- Museu Nacional de Arte Antiga (dt.: Nationalmuseum für Alte Kunst)
- Museu Nacional do Azulejo (dt.: Nationales Kachelmuseum)
- Museu Nacional dos Coches (dt.: Nationales Kutschenmuseum)
- Museu Nacional de Etnologia (dt.: Ethnologisches Nationalmuseum)
- Museu Nacional do Teatro de da Dança (dt.: Nationalmuseum für Theater und Tanz)
- Museu Nacional do Traje (dt.: Nationales Trachtenmuseum)
- Palácio Nacional da Ajuda (dt.: Nationalpalast von Ajuda)
- Panteão Nacional (dt.: Nationales Pantheon)
- Torre de Belém (dt.: Turm von Belém)


Mafra
- Palácio Nacional de Mafra (dt.: Nationalpalast von Mafra)

Porto
- Museu Nacional de Soares dos Reis (dt.: Nationalmuseum Soares dos Reis)

Portimão
- Museu da Cidade Portimão (dt.: Stadtmuseum von Portimão an der Algarve

Tomar
- Convento de Cristo (dt.: Christuskloster)

Viseu
- Museu Grão Vasco (dt.: Museum des Malers Grão Vasco)

Miss Sardinha 2015

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Die Lissabonner Stadtverwaltung hat die fünf Sieger des diesjährigen Wettbewerbes, welches die schönsten Sardinen (port.: sardinhas)als Maskottchen für das im Juni stattfindenden Lissabonner Stadtfest (port.: Festas de Lisboa) darstellen sollen, bekannt gegeben.

In einem öffentlichen Wettbewerb konnte jeder – ob Portugiese oder Ausländer, ob in Lissabon wohnhaft oder nicht, ob Kleinkind, Jugendlicher oder Erwachsener – eine im Internet vorgegebene Sardinensilhouette kreativ und originell ausmalen, und diese dann einreichen.
Eine Jury, bestehend aus Mitglieder der Stadtverwaltung und Bürgern, entschied sich dann in einem Auswahlverfahren für die für sie schönsten Sardinen.

And the winner is…

Die Siegersardinen dieses Jahres, sind die der Portugiesen Alberto Faria, Delfim Ruas und Rui Fazenda, sowie die der Italienerin Marta Sorte und die des Franzosen Martin Jarrie.
Jeder Gewinner erhielt einen Geldpreis von jeweils 2.000 Euro.
Aber die wohl bedeutendste Auszeichnung für die Sieger dieses Wettbewerbes ist wohl die Tatsache, dass sie ihre Sardinen diesen ganzen Sommer lang auf Plakaten an jeder Ecke der Hauptstadt und an jedem Bus und Straßenbahn als Symbol des größten Festes Lissabons werden bestaunen können.

Etwas gewöhnungsbedürftig: Kuttel nach Porto-Art

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Wie in anderen mediterranen Ländern auch, wird hier in Portugal mittags und abends dem Essen eine große Beachtung geschenkt.
Ob Fleisch- oder Fischgerichte, die portugiesische Küche ist sehr vielfältig, durchaus lecker und obwohl die portugiesischen Nationalgerichte oftmals als sehr einfach gelten, bestehen sie fast immer aus qualitativ hochwertigen Produkten.

Eines der ausgefallensten portugiesischen Gerichte feiert dieses Jahr seinen offiziellen 600. Geburtstag – die „Tripas à moda do Porto“ (dt.: Kutteln nach Porto-Art), in Südportugal oftmals auch unter dem Namen „dobrada“ bekannt.

Zugegebener Maßen, Kutteln sind nicht jedermanns Geschmack – meins ist es jedenfalls nicht! – aber viele meiner Landsleute, vor allem die aus der Stadt Porto und dem nördlichen Portugal, lieben Kutteln so sehr, das sie sie irgendwann zum wichtigsten Bestandteil ihres Stadtgerichts „Tripas à moda do Porto“ machten.

Aber wie wurden aus Kutteln (port.: tripas), die eigentlich nichts anderes als Rindermägen oder –pansen sind und oftmals nur als Hundefutter Verwertung finden, ein hier in Portugal so beliebtes Gericht???

Nun, als am 25 Juli 1415 der damalige König von Portugal, João I, mit einer Armee von 20.000 Mann Lissabon verließ und sich anschickte die damalige Hochburg der arabischen Mauren, die marokkanische Stadt Ceute, zu erobern, wurde er von seinen Brüdern begleitet, unter ihnen auch der junge Infante Henrique, der später unter dem Namen „Heinrich der Seefahrer“ Weltruhm erlangen sollte.

Infante Henrique war im Jahre 1394 als vierter Sohn von König João I und seiner Gemahlin Königin Filipa de Lencastre (engl.: Philippa of Lancaster) in der Stadt Porto geboren und war seit seinen Kindestagen mit seiner Geburtsstadt immer sehr verbunden.
Diese Bindung war so groß, das König João I, als er für seine Flotte im ganzen Königreich Lebensmittel für die groß angelegte Militäraktion in Marokko zusammentragen ließ, er seinen jüngeren Bruder Henrique darum bat in der Stadt Porto, die schon immer nicht besonders königstreu war, ein gutes Wort bei den Bürgern der Stadt für ihn einzulegen.

Dies tat Henrique auch, und die Bürger von Porto, die ihn schon damals sehr verehrten, trugen im Frühjahr 1415 alles Essbare zusammen, darunter jede Menge Gemüse, Eier, Fisch, Zitrusfrüchte, Getreide und Fleisch – sehr viel Fleisch!
Alles an Fleisch wurde damals mit Salz konserviert und später auf die über 200 Schiffe der Armada gebracht.
Für die Bevölkerung von Porto blieben, so hieß es später, lediglich nur die Innereien übrig.

Mehr gezwungen als freiwillig ihren gewohnten Lebensmitteln beraubt, musste die Stadtbevölkerung nun eine Alternative finden um sich Überbrückungsweise mit hochwertigen Nährstoffen und Proteinen vernünftig zu ernähren.

Und so kam es, der Legende nach, das irgendwann vor 600 Jahren einer oder mehrere Bürger der Stadt Porto auf die Idee kamen, die Rindermägen die ihnen übrig geblieben waren, zu säubern, in kleine Streifen zu schneiden, diese in einen Topf mit Wurst, Speck und weißen Bohnen zu schmeißen und daraus dann eine gastronomischen Besonderheit zu machen.

Die „Tripas à moda do Porto“ sind heute wohl die charakteristischste Spezialität Portos.
Die Bürger von Porto identifizieren sich so sehr mit diesem traditionellen Eintopf, das sie heute voller Stolz den Spitznamen „tripeiros“ (dt.: „Kuttelesser“) tragen und diesen in keinster Weise als Schimpfwort betrachten!



Degenfisch oder Schwertfisch? – Hauptsache Fisch!

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Meine liebe Freundin Regina aus Schwäbisch-Hall verbringt derzeit ein paar erholsame Tage hier in Cascais.
Gestern hat sie mir von ihrem dortigen Besuch auf dem Fischmarkt (port.: mercado de peixe) erzählt und wie sehr ihr die immense Auswahl an frischem Fisch imponiert hat.

Von so vielem frischen Fisch inspiriert, wollte sie dann in einem Restaurant zum Mittagessen Fisch essen.
Auf der deutschsprachigen Menükarte, die ihr nach dem feststellen ihrer Nationalität gereicht wurde, entdeckte sie „Schwertfisch“ und wollte diesen dann auch gerne mal probieren.

Leider sind ja die meisten ins deutsche übersetzten portugiesischen Speise- oder Getränkekarten hierzulande einfach nur grottensschlechte grammatikale Peinlichkeiten, und diese, die man Regina in Cascais in die Hand drückte, scheint so ein mit wenig Sorgfalt übersetztes Exemplar gewesen zu sein, denn anstatt „Schwertfisch“ (port.: espadarte) setzte man ihr „Degenfisch“ (port.: peixe-espada) vor.
Zwischen einem Schwert und einem Degen mag es keinen allzu großen Unterschied geben, zwischen einem Schwertfisch und einem Degenfisch aber ist der Unterschied riesengroß – sowohl biologisch als auch geschmacklich!
Na ja, Hauptsache der Fisch war lecker und hat ihr geschmeckt.
Und leckeren Fisch bekommt man hier in Portugal Gott sei Dank mit Leichtigkeit!

Die Fischerei hat in Portugal traditionsgemäß große Bedeutung.
Aktuell werden, durch die von der EU auferlegten Fischfangquoten bedingt, jährlich nur gut 160.000 t Meeresfisch vor der portugiesischen Küste oder auf hoher See gefangen, obwohl sich das portugiesische Meereshoheitsgebiet über stolze 3.877.408 km² erstreckt und bei weitem das größte Europas ist.
Große Bedeutung kommt hierzulande der Sardinen-Fischerei zu, sowie dem Schellfischfang (port.: bacalhau) vor der nordamerikanischen Küste zwischen Grönland und Neufundland.

Die mittel- und nordportugiesischen Fischanlandungsgebiete, wie Sesimbra, Matosinhos, Peniche oder Figueira da Foz, sind die produktivsten.
Aber auch die Inselarchipel der Azoren und Madeira sind sehr fischreich.

Die zehn wichtigsten Fischanlandungshäfen Portugals sind:

- Sesimbra (Zentrum) mit 25.000 t
- Matosinhos (Norden) mit 21.450 t
- Peniche (Zentrum) mit 14.300 t
- Figueira da Foz (Zentrum) mit 11.800 t
- Olhão (Algarve) mit 11.700 t
- Aveiro (Zentrum) mit 11.000 t
- Sines (Alentejo) mit 8.800 t
- São Miguel (Azoren) mit 6.000 t
- Portimão (Algarve) mit 5.500 t
- Funchal (Madeira) mit 4.100 t

Andere wichtige portugiesische Fischereihäfen sind Nazaré, Setúbal, Póvoa de Varzim, Tavira und Cascais.

Statistisch gesehen essen wir Portugiesen ca. 57 kg Fisch im Jahr!
Damit ist Portugal absoluter Spitzenreiter in der EU.
Weltweit liegt Portugal auf den 3. Platz des Fischkonsums. Lediglich die Isländer und die Japaner vertilgen pro Kopf mehr Fisch als die Portugiesen.
Da Portugals Fischfangflotte lediglich aus 4.469 registrierten Fischerbooten besteht, können diese den nationalen Konsum an Fisch bei weitem nicht decken und so muss Portugal 2/3 seines Fischbedarfes in gesalzener, getrockneter, geräucherter oder tief gefrorener Form importieren.
Die in Portugal am meisten gefischten und zum Verkauf angebotenen Fischarten sind Sardinen (sardinha), Makrelen (port.: carapau), Dorsch (port.: pescada), Schellfisch (port.: bacalhau) und Degenfisch (port.: peixe-espada).
Eine Meerestierart die biologisch natürlich nicht zu den Fischen gehört, die hier in Portugal aber immer zu diesen gezählt wird und die man auf jedem Markt neben den einzelnen Fischsorten bewundern kann, sind Kopffüßler wie Tintenfische (port.: polvo), Sepia (port.: choco) und Kalmare (lula).

So wichtig die Hochsee- und Küstenfischerei für Portugal ernährungstechnisch und wirtschaftlich auch sein mag, die Fluss- bzw. die Süßwasserfischerei spielt in Portugal keine relevante Rolle.
Nur in einigen Gegenden Portugals, zumeist im Landesinneren, greift man auf Süßwasserfische wie Aal (port.: enguia), Barbe (port.: barbo), Forelle (port.: truta) oder Neunauge (port.: lampreia) zum Verzehr zurück.

Folgend nun einpaar portugiesische Fischnamen, die einem Deutschen hier auf einem Fischmarkt, in einem Supermarkt oder auf einer Speisekarte jederzeit begegnen können:

- atum (dt.: Thunfisch)
- bacalhau (dt.: Schellfisch)
- carapau / cavala (dt.: Makrele)
- cherne / garoupa (dt.: Zackenbarsch)
- choco (dt.: Sepia)
- dourada (dt.: Dorade)
- espadarte (dt.: Schwertfisch)
- faneca (dt.: Franzosendorsch)
- linguado (dt.: Seezunge)
- lula (dt.: Kalmare)
- goraz (dt.: Rote Fleckbrasse)
- peixe-espada(dt.: Degenfisch)
- pescada (dt.: Hechtdorsch)
- polvo (dt.: Tintenfisch)
- pregado (dt.: Steinbutt)
- raia (dt.: Rochen)
- robalo (dt.: Wolfsbarsch)
- safio (dt.: Meeraal)
- salmão (dt.: Lachs)
- almonete (dt.: Streifenbarbe)
- sardinha (dt.: Sardine)
- sargo (dt.: Geißbrasse)
- tamboril (dt.: Seeteufel)

Wer viele der hier oben genannten Meeresfische einmal nicht nur tot in einer Markthalle oder auf seinem Teller sehen will, sondern lebend und schwimmend im Wasser, dem empfehle ich einen Besuch im Lissabonner Ozeanarium (port.: Oceanário de Lisboa), Europas größtem Aquarium auf dem ehemaligen EXPO-Gelände (bitte lesen sie hierzu auch meinen Blogeintrag „Ozeanarium – Oceanário, vom 14. August 2009).

Ihrer Zeit weit voraus – die Barockmalerin Josefa de Óbidos

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Wer in den nächsten Wochen hier in Lissabon verweilt und plant das berühmte Museum für Alte Kunst (port.: Museu de Arte Antiga) aufzusuchen, der wird die Gelegenheit haben eine faszinierende Sonderausstellung zu besuchen, die den Namen „Josefa de Óbidos e a invenção do barroco português“ (dt.: Josefa de Óbidos und die Erfindung des portugiesischen Barocks“) trägt, und die den Werken der Barockmalerin Josefa de Óbidos gewidmet ist.

Josefa de Óbidos, die eigentlich als Josefa de Ayala Figueira im Jahre 1630 in der spanischen Stadt Sevilla geboren wurde und die sich erst später in ihrem Leben mit dem Namen ihrer Wahlheimat Óbidos titulierte, war die bedeutendste portugiesische Malerin des Barocks und ohne Zweifel eine für ihre Zeit sehr ungewöhnliche Frau.

Josefa de Óbidos wurde im Februar des Jahres 1630, der genaue Tag ist leider nicht bekannt, als Tochter des portugiesischen Malers Baltazar Gomes Figueira im andalusischen Sevilla geboren.
Sie wurde, dem Taufbuch der Kirche San Vicente nach, am 20. Februar 1630 in dieser Kirche in Sevilla getauft.
Ihr Vater war als junger Mann im Jahre 1626 aus Portugal nach Sevilla gezogen, um dort beim Militär eine Karriere zu machen.
Doch dann entschloss er sich, er der anscheinend immer einen Hang für die schönen Künste besaß, an der damals einflussreichen Sevillaner Malerschule (esp.: Escuela de Sevilla) das Malen zu erlernen.
Sevilla übte im damaligen vereinigten Portugal und Spanien einen sehr großen Einfluss auf das gesamtiberische Kunstschaffen aus.
Die Maler die Anfang des 17. Jahrhunderts in Sevilla lebten und arbeiteten belieferten nicht nur die zahlreichen Kirchen, Klöster und Paläste im damaligen Vereinigten Königreich Spanien-Portugal mit ihren Bildern, sondern auch die vielen in dieser Zeit neu entstehenden Kirchen und Klöster in den Kolonien Mittel- und Südamerikas.

In Sevilla lernte Baltazar Gomes Figueira seine spätere Ehefrau, die andalusische Adelige Catarina de Ayala Camacho Cabrera Romero, kennen und ehelichte diese im Jahre 1628.
1634, Josefa war gerade mal vier Jahre alt geworden, verließen ihre Eltern mit ihr und ihrer kleinen Schwester Luisa, die 1632 auf die Welt gekommen war, Sevilla und zogen nach Portugal zurück.
Da ihr Vater keinen Hehl daraus machte, dass er die portugiesische Unabhängigkeitsbewegung unterstützte, wurde er zur „persona non grata“ erklärt und ihm wurde das Arbeiten in Spanien unmöglich gemacht.
Nach dem Verlassen Spaniens lebte die Familie zuerst in der kleinen Stadt Peniche, an der Atlantikküste, wo ihr Vater eine Anstellung gefunden hatte.
Doch etwas später, als Josefa sechs Jahre alt wurde, fanden sie und ihre Eltern in der Stadt Óbidos, auf dem Landgut Quinta da Capeleira, der zum Familienbesitz ihres Vaters gehörte, ihr neues Zuhause.

Seit ihrer frühesten Kindheit schaute sie ihrem Vater beim malen über die Schultern und dieser brachte ihr die ersten Pinselstriche bei.
Josefa war das, was man heute wohl ein „künstlerisch begabtes Kind“ nennen würde, denn sie fing nicht nur an ihre Zeichnungen und Malereien zu perfektionieren – sie spezialisierte sich vor allem darauf Blumen, Früchte und andere Stillleben (port.: natureza morta) zu malen – sondern zeigte auch viel Fingerfertigkeit beim gravieren, töpfern, Silber- und Goldschmieden.

Als sich Portugal im Jahre 1640 von der Personalunion mit Spanien löste und wieder unabhängig wurde, wurde ihr Vater Baltazar Gomes Figueira nach Lissabon berufen, wo er am Hofe des neuen Königs João IV Hofmaler wurde.
Josefa blieb mit ihrer Mutter und ihrer kleinen Schwester in der Provinz, in Óbidos, zurück.
Der Vater kam nur noch sporadisch nach Óbidos, da ihn seine Arbeit als Hofmaler in Lissabon voll beschäftigte.
Trotz der geographischen Trennung, bekamen Josefas Eltern in den folgenden Jahren noch fünf weitere Kinder: Francisco im Jahre 1634, Basilia 1635, José 1637, Antonia 1639 und nach dem frühen Tod des ersten Josés bekamen die Eltern 1643 noch einen Sohn, den sie ebenfalls José nannten.

Wohl ab dem Jahre 1644, so belegen Unterlagen des Augustinerklosters Santa Ana in der Stadt Coimbra, besuchte sie die dortige Klosterschule und erhielt religiösen Unterricht.
Für sie war eine Zukunft als Nonne vorgesehen – so hatten es wohl jedenfalls ihre Eltern geplant.
Doch sie zeigte wenig interessierte an dem religiösen Leben; das einzig spirituelle das für sie damals wohl Bedeutung hatte, waren die biblischen Motive die sie auf ihre Leinwände pinselte. Beweis dafür waren ihre ersten erhaltenen zwei Gravuren – eine „Santa Catarina“ und ein „São José“ -, welche sie mit 14 und 15 Jahren im Kloster in Coimbra malte.

Um 1653 verließ Josefa mit Erlaubnis ihres Vaters das Kloster Santa Ana und kehrte von Coimbra nach Óbidos in ihr Elternhaus zurück. Doch bevor sie Coimbra verließ, malte sie noch für die dortige Universität und für die Kathedrale auf Wunsch mehrere Bilder, darunter die Bilder „Santa Maria Madalena“ und „São Francisco e Santa Clara adorando o menino Jesus“, ihre wohl berühmtesten Frühwerke.

In Óbidos wieder angekommen fing sie an, im Alter von 23 Jahren, ihre ersten bezahlten Auftragswerke zu malen. Diese zwei Gemälde – eine Mutter Gottes und ein Christuskind – malte sie für das Franziskanerkloster Convento de Varatojo in der Stadt Torres Vedras.

Sowohl dem Klerus als auch dem Adel gefielen ihre Werke äußerst gut und so begann sie regelrecht im Akkord zu malen.
Zeitgenossen sagten über Josefa, sie würde so schnell und gut Bilder malen, wie ein Bäcker schnell gutes Brot backen würde.

Die nächsten Aufträge die sie malte waren verschiedene Gemälde mit biblischen Motiven für das Kloster in Alcobaça (port.: Mosteiro de Alcobaça), das Kloster in Batalha (port.: Mosteiro da Batalha) und das Kloster São Jerónimo in Vale Bem-Feito, bei Mirandela.
Für die Kathedrale von Évora malte sie um 1662 eines ihrer schönsten und berühmtesten Bilder, ein von Blumen umringtes Osterlamm (port.: cordeiro pascal), das heute im Regionalmuseum von Évora (port.: Museu Regional de Évora) hängt.
Diesen Bildern folgen noch viele andere für Kirchen, Klöster und Adelspaläste darunter z.B. Werke wie „Natureza morta: caixa com potes“ (1660) oder „O Mês de Março“ (1668).

Ab 1668 fing Josefa an ihre Bilder mit „Josefa de Óbidos“ zu unterschreiben, einen Namen mit dem sie fortan ihre Bilder bis an ihr Lebensende signierte.

Mit den Jahren entwickelt sich Josefa de Óbidos, die immer in der Provinz blieb und die so niemals die Barockhochburgen Italien oder Flandern kennen lernte und die nicht mit anderen Barockmalern wie Caravaggio, Rubens, Rembrandt, Vermeer oder van Dyck verkehrte, hierzulande zu einer Meisterin dieser Malkunst.
Ihre zahlreichen religiösen Bilder, die sie voller Frömmigkeit malte und dabei perfekt das Sakrale mit dem Profanen verband, ihre einzigartigen Portraits, die die gemalte Personen immer sehr real zeigten, als auch ihre vielen ästhetischen Stillleben mit den verschiedensten Motiven, wie z.B. Obst, Fische, Jagdwild oder Blumen – vor allem Blumen – waren immer von Licht und Schatten geprägt und voller Leben und kräftiger Farbigkeit.

Beste Beispiele aus dieser Zeit sind z.B. „Adoração dos Pastores“ (1669), „Natureza morta: frutos e flores“ (1670), „Menino Jesus Peregrino“ (1672),  „Transverberação de Santa Teresa“ (1672), „Visão de São João da Cruz“ (1673) und „O menino Jesus Salvador do Mundo“ (1673).

Als ihr Vater 1674 starb, erhielt sie vom Königshaus den Auftrag verschiedene Porträts zu malen, darunter eines von Königin Maria Francisca Luisa Isabel de Saboia, Gattin des neuen Königs Pedro II, und eines der einzigen Tochter des Königpaares, der Infantin Isabel Luisa de Bragança.
Zur Hofmalerin machte Pedro II sie nicht, obwohl der Monarch anscheinend sehr mit ihren Arbeiten zufrieden war.
Aber eine Frau als Hofmalerin, das wäre dann doch zu viel des Guten gewesen, für die damalige konservative Zeit.

Andere Bilder die sie nach dem Tod ihres Vaters malte waren u.a. so berühmte wie „Cesta com cerejas, queijos e barros“ (1675), „Anunciação“ (1676), „Calvario“ (1679) und „Natureza morta: vaso de flores“ (1680).

Nach dem Tod ihres Vaters Baltazar wurde Josefa die alleinige Ernährerin ihrer Mutter, ihrer Geschwister sowie ihrer Nichten.
Da ihre Gemälde immer bekannter und beliebter wurden, konnte sie ihre Familie gut über die Runden bringen, sowie das Haus und den Hof.
Josefa selbst trat nie in den Stand der Ehe ein.
An Kunden für ihre gemalten Kunstwerke mangelte es Josefa nicht. Es wird erzählt, das alles was damals Rang und Namen hatte, und im benachbarten Badeort Caldas da Rainha zur Kur ging, bei ihr in Óbidos vorbeischaute um eins oder gleich mehrere Bilder in Auftrag zu geben.

Am 22. Juli 1684 verstarb Josefa de Óbidos – heute würde man sagen „plötzlich und unerwartet“ – im Alter von nur 54 Jahren.
Sie war so bekannt und beliebt, dass man sie unter dem Altar der Stadtkirche São Pedro in Óbidos beisetzte, wo sie heute noch liegt.

Josefa de Óbidos, war eine gebildete und für die damalige Zeit sehr moderne, emanzipierte Frau, die damals, in einer von Männern beherrschten Welt, mit vielen, vielen Tabus brach.
Ihre Werke zeigen uns heute noch, wie viel künstlerische Begabung in dieser rein autodidaktischen Künstlerin steckte.

Wie am Anfang dieses Textes schon erwähnt, kann man in den nächsten Monaten im renommierten Museum für Alte Kunst (port.: Museu de Arte Antiga) in Lissabon eine Sonderausstellung besuchen, die dieser großen Künstlerin und den über 130 ihrer Werke gewidmet ist, die für diese Exposition zusammengetragen wurden.
Ich kann jedem diese Ausstellung nur wärmstens ans Herz legen!

Museu de Arte Antiga – Lisboa
Exposição Josefa de Óbidos e a ivenção do barroco português
16. Mai – 06. September 2015

Deuladeu Martins, die Verteidigerin von Monção

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Anfang des Jahres, als meine Familie aus Deutschland hier in Portugal zu Besuch war, kam bei uns ein Wein mit einem besonderen Namen auf den Tisch, nämlich eine Flasche Vinho Verde (dt.: grüner Wein) mit dem Namen „Deu lá Deu“.
Wie kommt dieser „grüne Wein“, der seinen Namen nicht etwa einer grünen Farbe verdankt – schließlich gibt es auch tiefrote „grüne Weine“ – sondern der diesen Namen trägt, weil er ein besonders junger Wein ist, zu dem fremd klingenden Namen „Deu lá Deu“?

Nun, der Vinho Verde, der wohl bekannteste Tischwein Portugals, ist ein Wein das nördlich und östlich der Stadt Porto angebaut wird. Ein besonders guter Vinho Verde ist der aus der Alvarinho-Traube in der Gegend der Kleinstadt Monção erzeugte „Deu lá Deu“.

Das nordportugiesische Monção bekam schon im Jahre 1261 die Stadtrechte durch König Afonso III verliehen. Das Grenzstädtchen liegt genau gegenüber dem spanischen Ort Salvatierra de Miño (port.: Salvaterra do Minho), am linken Ufer des Flusses Minho (port.: rio Minho). Er ist insbesondere wegen seiner Thermalquellen und des guten Alvarinho-Weines, mit dem Namen „Deu lá Deu“, berühmt.
Benannt ist dieser spritzige Wein nach der Lokalheldin der Stadt, Deuladeu Martins, die sich im Jahre 1369 im Kampf gegen die Kastilier auszeichnete.

Damals, während des ersten Fernandinischen Krieges (port.: Primeira Guerra fernandina), als die Truppen des portugiesischen Königs Fernando I und des kastilischen Königs Enrique II sich zwischen 1369 und 1370 gegenüberstanden, besetzten die Kastilier mit einem riesigen Heer das Städtchen Monção.

Der Legende nach soll Deuladeu Martins, die mit dem damaligen Bürgermeister der Stadt Vasco Rodrigues de Abreu verheiratet war, nachdem die Belagerung schon ein paar Monate andauerte und die Lebensmittel sich in der Stadt langsam dem Ende neigten, auf sehr kuriose Art und Weise die spanischen Besatzer zur Aufgabe der Belagerung gebracht haben.

Dem Volksmund nach soll Deuladeu Martins damals, aus dem wenigen Mehl was noch in der Stadt aufzutreiben war, ein paar Brote gebacken haben, und dieses dann, den reichlich verdutzten und von der bis dahin erfolglosen Belagerung schon sehr ausgehungerten Kastilier, von der Stadtmauer mit folgenden Worten zugeworfen haben:

„Olhem, graças a Deus estamos bem servidos e fartos.
Vos enviamos este pão e vos daremos mais se o pedirem...
Deus lo deu, Deus lo há dado

(dt.: „Seht her, Gott sei Dank haben wir mehr als genug.
Wir geben Euch dieses Brot und wir geben Euch mehr, wenn ihr wollt…
Gott hat es uns gegeben, Gott wird es Euch geben“)

Die reichlich demoralisierten Kastilier hoben daraufhin die Belagerung der Stadt auf, in der Annahme, in der Stadt seien noch mehr als genug Lebensmittel vorhanden, und eine Belagerung sei auf kurze Zeit nicht erfolgreich zu beenden.
Frustriert zogen sich die Spanier nach dieser psychologischen Kriegsführung und wahrhaft weiblichen Krigslist nach Kastilien zurück.

Ob sich die Geschichte der Belagerung von Monção sich wirklich so vor knapp 650 Jahren zugetragen hat, ist heute nicht mehr nachzuvollziehen.
Tatsache ist, dass die Stadt Monção während der Fernandinischen Kriege wirklich belagert und von den Portugiesen erfolgreich gehalten wurde.
Welche Rolle die Bürgermeisterfrau Deuladeu Martins wirklich bei der Verteidigung von Monção hatte und was letztendlich durch die Jahrhunderte hinweg zur reinen Fiktion wurde, bleibt ein Geheimnis der Geschichte.
Fakt ist, das die Lokalheldin Deuladeu heute im Stadtwappen von Monção auf immer und ewig verewigt ist.

Das neue Kutschenmuseum in Lissabon

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D. Afonso de Albuquerque, einst Vizekönig in Indien, blickt gelassen, in Bronze, von einer pseudo-manuelinischen Säule auf den gleichnamigen Platz und Grünanlage im Lissabonner Stadtteil Belém herab.
Am Nordende der Praça Afonso de Albuquerque befindet sich das alte Gebäude des nationalen Kutschenmuseums (port.: Museu Nacional dos Coches), eines der meistbesuchten Museen der portugiesischen Hauptstadt.
Auf der anderen Straßenseite, praktisch gegenüber des alten Museums, ist am vergangenen Wochenende, nach einer langen Plan- und Bauphase, endlich das neue Gebäude des Kutschenmuseums eröffnet worden. Eigentlich ist das neue Museumsgebäude bereits seit 2013 fertig gebaut, konnte aber aufgrund der schlechten finanziellen Lage in Portugal erst jetzt eröffnet werden.

„Portugals Seewege sind seine besten Trophäen. Die grässlichen Landwege stapft höchstens der Teufel entlang, und selbst der Belzebub würde umkehren, grau von Staub und krumm von Mühsal und höllisch fluchend vor Entsetzen.“
Diese wenig schmeichelhaften Reiseerinnerungen eines Franzosen sind über 150 Jahre alt. Aber die Kutschen, Karossen, Tragstühle und Sänften im alten und im neuen Lissabonner Kutschenmuseum sind um vieles älter (lesen sie hierzu bitte auch meinen Blogeintrag „Das Kutschenmuseum in Belém“, vom 06. Januar 2010).

Das imposante Museumsgebäude das am 23. Mai 2015 eröffnet wurde, auf den Tag genau 110 Jahre nach der Eröffnung des ersten Kutschenmuseums im Jahre 1905, ist ein Werk des brasilianischen Stararchitekten und renommierten Pritzker-Preisträgers Paulo Mendes da Rocha und des Portugiesen Ricardo Bak Gordon.

Insgesamt hat das neue Museum eine Ausstellungsfläche von 6.000 m², bestehend aus zwei riesigen Ausstellungshallen und einer großen Halle für Sonderausstellungen, sowie einem Auditorium und einer Bibliothek. Somit ist das neue Museum drei Mal so groß wie das alte Ausstellungsgebäude.

Vorerst 80 Kutschen und Karossen aus verschiedenen Epochen und Ländern, wie Italien, Frankreich, Spanien, Österreich und natürlich auch Portugal, werden im neuen Museumsgebäude ausgestellt.
55 Reisegefährte wurden vom alten in das neue Museum transportiert und 25 Kutschen wurden aus dem Museum der ehemaligen Königsresidenz, dem Herzogspalast von Vila Viçosa, nach Lissabon gebracht.
Zu besichtigen sind fortan im neuen Kutschenmuseum so prachtvolle und aufwendig gestaltete Kutschen wie

– Coche de D. Filipe II (dt.: Kutsche von Philipp II)
mit dieser Reisekutsche, die älteste des Museums, reiste der spanische König Philipp II im Jahre 1581 von Madrid nach Lissabon, um sich hier die portugiesische Königskrone aufzusetzen und so die portugiesisch-spanische Personalunion zu proklamieren

– Coche de D. Maria Francisca de Sabóia (dt.: Kutsche von Maria Francisca von Savoyen)
diese besonders schöne Kutsche aus dem 17. Jahrh., eine französische Arbeit, gehörte zum Fuhrpark der Nichte des französischen Sonnenkönigs Ludwig XIV, Königin Maria Francisca, die hintereinander Gattin zweier portugiesischer Könige war

– Coche do Embaixador (dt.: Kutsche des Botschafters)
mit dieser prachtvollen Kutsche fuhr im Jahre 1716 der portugiesische Botschafter D. Rodrigo de Almeida e Meneses bei Papst Clemens XI in Rom vor. Der prunksüchtige portugiesische König João V ließ diese pompöse, goldverzierte Kutsche einstmals in Rom bauen. Große mythische Figuren die die Flüsse Tiber und Tejo und die Städte Rom und Lissabon symbolisieren, zieren die Seitenwände des offenen Wagens.
In überlieferten Schriften heißt es, die anderen Diplomaten hätten sich damals geniert in ihren eigenen Kutschen beim Heiligen Vater vorzufahren. Diese Galakutsche war eine von fünf Kutschen die König João V einstmals in Rom anfertigen ließ. Zwei andere dieser fünf Kutschen waren die Kutsche der Ozeane und die Lissabonner Krönungskutsche

– Coche dos Oceanos (dt.: Kutsche der Ozeane)
Dies war eine weitere Kutsche die der damalige Botschafter Portugals, D. Rodrigo de Almeida e Meneses, im Jahre 1716 bei seinen diplomatischen Missionen in Rom bei Papst Clemens XI benutzte.
Auch sie wurde, wie die so genannte Kutsche des Botschafters, von König João V in Rom in Auftrag gegeben.
Das besondere an dieser pompösen Kutschesind die vergoldeten Putten, die den Atlantik, den Indischen Ozean, den Pazifik und das Mittelmeer symbolisieren 

– Coche da Coroação de Lisboa (dt.: Lissabonner Krönungskutsche)
auch diese Kutsche ließ sich der prunkliebende König João V im Jahre 1716 in Rom anfertigen. Im Gegensatz zu den anderen Kutschen die sich der König in Italien anfertigen ließ, war diese nicht für den diplomatischen Dienst angefertigt worden, sondern war für zukünftige Krönungszeremonien in Lissabon gedacht.
Da die Kutsche über 7 m lang und 3 m breit war ist sie in den damaligen engen Straßen Lissabons nie im Einsatz gewesen. Nach ihrer Fertigung wurde diese prachtvolle Kutsche per Segelschiff nach Lissabon gebracht

– Coche da Coroa (dt.: Kutsche der Krone)
diese Galakutsche aus dem Anfang des 18. Jahrh. wurde von vom portugiesischen König João V in Frankreich in Auftrag gegeben und von dessen Botschafter am Hofe des Sonnenkönigs, Luis Manuel da Câmara Graf von Ribeira Grande, benutzt

– Coche Papa Clemente XI (dt.: Kutsche von Papst Clemens XI)
König João V erhielt diese Kutsche im Jahre 1715 von Papst Clemens XI als Geschenk zur Geburt seines Sohnes, des portugiesischen Thronfolgers José, geschenkt

– Coche de D. Pedro II (dt.: Kutsche von Pedro II)
diese mit vergoldeten Holzschnitzereien versehene Kutsche aus dem 17. Jahrh. gehörte einstmals dem Bragança-König Pedro II. Sie ist im französischen Stil aber in Portugal angefertigt worden

– Coche dos Patriarcas (dt.: Kutsche der Patriarchen)
die Lissabonner Patriarchen ließen sich in dieser im 17. Jahrh. gebauten und mit silberbesticktem Samtbrokat versehenen Kutsche anno dazumal über das schlechte Pflaster schaukeln

– Coche de D. Maria Ana de Austria (dt.: Kutsche von Maria Ana von Österreich)
als die Habsburger Erzherzogin Maria Ana von Österreich im Oktober 1708 mit einer Flotte von elf Schiffen in Lissabon eintraf um den portugiesischen König João V zu ehelichen, brachte sie unter anderem aus ihrer Heimat eine prachtvolle Kutsche mit.
Diese Kutsche, die heute ihren Namen trägt, wurde vom Bruder von Maria Ana, Kaiser Josef I, in Österreich in Auftrag gegeben und dort von österreichischen und holländischen Handwerkern gebaut

– Coche de D. João V (dt.: Kutsche von João V)
in Portugal hergestellt, ist diese Kutsche eine der wenigen, von denen man mit Sicherheit sagen kann wer sie gebaut, bzw. dekoriert hat.
Anfang des 18. Jahrh. bat der portugiesische Monarch João V die Brüder José de Almeida, Bildhauer, und Felix Vicente de Almeida, Holzschnitzer, darum ihm eine Prunkkarosse zu bauen. Für die malerischen Verzierungen und Bilder an der Kutsche wurden die beiden Maler José da Costa Negreiros und der Franzose Pierre-Antoine Quillard herangeholt.
Das Ergebnis ist die prachtvolle Kutsche die man heute im Kutschenmuseum bewundern kann  

– Coche de D. José I (dt.: Kutsche von José I)
diese in Portugal, im Stile Louis XV erbaute Kutsche, wurde im 18. Jahrh. von König José I in Auftrag gegeben.
Für ihren Bau waren die Brüder José de Almeida und Felix Vicente de Almeida verantwortlich. Die Malereien die den Wagen zieren werden dem portugiesischen Künstler Cirilo Volkmar Machado zugeschrieben

– Carruagem da Coroa (dt.: Staatskarosse)
König João VI gab diese Kutsche im Jahre 1824, kurz nachdem er aus Brasilien nach Portugal zurückgekehrt war, in Auftrag.
Sie diente ihm und seinen Nachfolgern als Staatskarosse. Im Jahre 1889 wurde die Kutsche signifikant umgebaut um dem Monarchen Carlos I als Krönungskutsche zu dienen.
1957 wurde die Kutsche anlässlich des Staatsbesuches von Königin Elisabeth II von Großbritannien aus dem Museum geholt und nochmals als Staatskarosse benutzt.
Dies war das letzte Mal, bis auf die kurze Reise die sie jetzt vom alten ins neue Museumsgebäude gemacht hat, das die Kutsche das Museum verlassen hat  

– Landau do Regicidio (dt.: Landauer des Königsmord)
diese viersitzige, vierrädrige und an beiden Achsen gefederte Kutsche, Landauer genannt, ist ein portugiesisches Fabrikat und stammt aus dem Ende des 19. Jahrh. Dieser Landauer ist das Fahrzeug, auf den am 01. Februar 1908 ein Attentat gegen den König verübt wurde.
Als der königliche Landauer an diesem Tag den zentralen Platz Terreiro do Paço überquerte, feuerten zwei Attentäter auf die königliche Familie.
König Carlos I und der Thronfolger Luis Filipe kamen bei diesem Königsmord (port.: regicidio) ums Leben. Nur Königin D. Amélia, die Begründerin des ersten Kutschenmuseums, und der zweitälteste Sohn des Königpaares, Manuel,  überlebten das Attentat.
An dem ausgestellten Landauer kann man heute noch sehr deutlich die entsprechenden Einschusslöcher erkennen.

Das neue Museu dos Coches, das pro Jahr an die 350.000 Besucher anziehen soll, hat dem portugiesischen Staat 40 Millionen Euro gekostet.
Am jetzigen Eröffnungswochenende besuchten knapp 20.000 Besucher die neuen Ausstellungshallen.

Ohne Sardinen – keine Santos populares – kein Volksfest!

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Nun ist er endlich da, der Monat Juni, der hierzulande der „Monat der Volksheiligen“ (port.: „mês dos Santos populares“) genannt wird.
Als Volksheilige werden die drei Heiligen Santo António (dt.: Heiliger Anton), São João (dt.: Sankt Johann) und São Pedro (dt.: Sankt Peter) bezeichnet.
Traditionell ist der Juni der Monat, indem hier in Portugal landauf landab viele kirchliche Zeremonien, Prozessionen, Wallfahrten und Volksfeste stattfinden. Vor allem in Lissabon (Santo António), in der nordportugiesischen Metropole Porto (São João) und in vielen Städten der Algarve (São Pedro) wird dieser Monat mit viel Belustigungen, Umzügen, Tanz, Gesang, Brauchtum, gutem Essen und Trinken gefeiert.

Festschmaus der landesweit stattfindenden Feste sind traditionell gegrillte Sardinien (port.: sardinhas assadas).
Was die Weißwürste für München, das Eisbein für Berlin und die gekochten Rippchen für Frankfurt sind, sind ohne Zweifel die Sardinen für Lissabon und Porto in der Volksfestzeit.

Sardinen sind das Symbol, das Wahrzeichen des feiernden Portugals – ein Wahrzeichen das langsam in den Meeren Portugals selten wird.
Um es deutlicher zu sagen, dieser hier so beliebte Fisch droht regelrecht auszusterben!

Laut einer Schätzung des Instituto Português do Mar e da Atmosfera (dt.: Portugiesisches Institut des Meeres und der Atmosphäre), einem Institut welches die Aufgabe hat die Öffentlichkeit über Forschungsaktivitäten und Expertisen zu informieren und unabhängige Veröffentlichungen herauszubringen, werden dieses Jahr im Feiermonat Juni schätzungsweise nur ca. 2.000 t Sardinen von portugiesischen Trawlern aus dem Meer geholt werden.

2.000 t Sardinen entsprechen, so haben es einpaar kluge Köpfe ausgerechnet, schätzungsweise 35 Millionen Sardinen.
Da der Monat 30 Tage hat, heißt das mit anderen Worten, das etwas mehr als 1 Million dieser Fische diesen Monat hierzulande auf den Tisch kommen werden, das sind 48.000 Sardinen jede Stunde, 805 Sardinen pro Minute oder 13 Sardinen jede Sekunde.

Das mag jetzt einem unheimlich viel erscheinen, aber Tatsache ist, dass die Sardinenfischerei hierzulande jedes Jahr geringere Fangresultate aufweisen kann – dieses Jahr die kleinste Menge an Sardinen der letzten 75 Jahre überhaupt!

Vor 30 Jahren konnte Portugal gut 200.000 t Sardinen anlanden.
Vor zehn Jahren waren es dann, wegen jahrelanger Überfischung und immer stärker werdenden klimatischen Veränderungen, nur noch 100.000 t.
Während portugiesische Trawler im Jahre 2012 gut 32.000 t Sardinen aus dem Meer holten, waren es 2013 bereits nur noch 28.000 t und 2014 gar nur noch 16.000 t, d.h. in zwei Jahren hat sich die Fangmenge um ganze 50% reduziert.
Für das Jahr 2015 ist eine Fangquote von lediglich nur noch 13.500 t vorgesehen, was den Preis dieses Fisches ins astronomische katapultiert hat.
Hat man letztes Jahr für ein Kilo Sardinen noch um die 3,50 Euro bezahlt, so wird man dieses Jahr wohl bereits gut 5,00 Euro für das Kilo hinblättern müssen.

Nichtsdestotrotz sind die meisten Portugiesen weiterhin bereit Sardinen zu kaufen, auch wenn diese fast unerschwinglich geworden sind.
Denn jeder Portugiese ist sich über eines im Klaren:

ohne Sardinen – keine Santos populares – kein Volksfest!

Das neue Stierkampfmuseum in der Arena von Lissabon

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Die portugiesische Hauptstadt ist seit dieser Woche um ein Museum reicher!
Nachdem letzten Monat der Neubau des Kutschenmuseums (port.: Museu dos Coches) im Stadtteil Belém der Öffentlichkeit übergeben wurde, ist jetzt im Stadtteil Campo Pequeno das neue Stierkampfmuseum (port.: Museu Tauromáquico do Campo Pequeno) eröffnet worden.

Das neue Museum befindet sich im zweiten Stockwerk der arabisierten Stierkampfarena (port.: praça de touros) Lissabons, unweit des Haupteingangs.
In fünf neu renovierten Ausstellungsräumen versucht das Museum einem breiten Publikum die jahrhunderte alte Tradition und die Kunst des portugiesischen Stierkampfes (port.: tourada) – der sich wesentlich vom spanischen Stierkampf unterscheidet – näher zu bringen.

Im ersten Ausstellungsraum, dem Hauptsaal, wird die Geschichte und das kulturelle Erbe des Stierkampfes in Portugal anhand von über 400 Stierkampfutensilien, Bekleidungsstücken, Gemälden, Fotografien, Grafiken und alten Plakaten erzählt.
Die „tourada“ war und ist ein buntes, farbenprächtiges, ritualisiertes Schauspiel, in das sich das Publikum für gewöhnlich integriert, das aber nicht jedermanns Sache ist.

Der nachfolgende Ausstellungsbereich widmet sich der Geschichte und den Geschichten der imposanten Lissabonner Stierkampfarena. Die Arena wurde 1892 erbaut und ist mit 10.000 Sitzplätzen die größte des Landes.
In diesem Raum sind zahlreiche Erinnerungsstücke von berühmten Stierkämpfern, wie z.B. António Ribeiro Telles, Joaquim Bastinhas oder dem berühmten Simão da Veiga, ausgestellt.

Im dritten Raum werden die „forcados“ thematisiert, eines der wichtigsten und typischsten Bestandteile des portugiesischen Stierkampfes. Als „forcados“ wird die Gruppe junger Männer bezeichnet, die am Ende eines jeden Stierkampfes in Teamarbeit versucht den Stier in der Arena „bei den Hörnern zu packen“ und ihn so festzuhalten.

Der vierte Ausstellungsraum widmet sich ausschließlich dem Hauptakteur eines jeden Stierkampfes, dem Kampfstier (port.: touro).
Eindrucksvoll wird hier der Ursprung, das Aussehen, die Aufzucht und das Verbreitungsgebiet dieser besonderen Rinderrasse anhand von zahlreichen Bildern und Ausstellungsobjekten dokumentiert. Eine besondere Aufmerksamkeit widmet man hier historischen Kampfstieren, die einst in der Arena von Lissabon Geschichte machten.

Im fünften und letzten Ausstellungsraum ist ein Multimediasaal eingerichtet, in dem verschiedene Animationen und Videoaufnahmen den Stier und den Stierkampf filmisch zum Thema machen.

Das neu eröffnete Stierkampfmuseum ist mit nur 3,00 Euro Eintritt eines der billigsten in Lissabon. Verbindet man den Besuch des neuen Museums mit einer Besichtigung der im preudo-arabischen Stil erbauten Arena, so beträgt der Preis 5,00 Euro.

Die Anredeform „Dom“ und „Dona“

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Vor wenigen Tagen, am 28. Mai, veröffentlichte ich hier in meinem Blog einen Beitrag mit dem Titel „Das neue Kutschenmuseum in Lissabon“.
Besagter Beitrag fing folgendermaßen an:
„D. Afonso de Albuquerque, einst Vizekönig in Indien…“

Claudia, eine Leserin meines Blogs, hat mich jetzt angeschrieben und mich gefragt was das „D“ vor dem Namen bedeuten würde, ob es überhaupt eine Bedeutung hat oder ob es lediglich ein Schreibfehler ist.
Nun, um es vorweg zu nehmen, das „D“ ist kein Schreibfehler und somit hat es sehr wohl eine Bedeutung!

Das „D“ steht für die respektvolle und höfliche Anredeform „Dom“ (männlich) und ist eigentlich ein altes Adelsprädikat. Diese heute hier in Portugal im Alltag doch eher seltene Anredensform, war früher die Anrede für einen Adligen und wird heute praktisch nur noch ab und zu als Namenszusatz verwendet.
Die weibliche Form des „Dom“ lautet „Dona“ und wird hierzulande im Alltag noch des öfteren benutzt.

Ursprünglich wurde diese Anredeform vom portugiesischen Monarchen an bestimmte standesherrliche Familien des Hochadels verliehen.
Die Anrede „Dom“ oder „Dona“ stammen von den lateinischen Wörtern „dominus“ (dt.: Herr, Gebieter, Meister) und „domina“ (dt.: Herrin, Gebieterin, Meisterin) ab.
Auch in anderen lateinischen Sprachen, wie dem spanischen und dem italienischen, gibt es diese Anrede, und zwar als „Don“ oder „Dona“.

So selten die Anredeformen „Dom“ oder „Dona“ heute auch sind, in der portugiesischen Gesellschaftsgeschichte waren sie einstmals fundamental.
Das „Dom“ oder das „Dona“, abgekürzt mit einem einfachen „D“, waren und sind ein Namenszusatz und stehen immer vor dem Vornamen, niemals vor dem Nachnamen. Das setzen der Anrede „Dom“ oder „Dona“ vor dem Nachnamen gilt hierzulande als sehr unhöfflich, ja beleidigend!

Beispiele richtig: D. Vasco, D. Carlos, D. Afonso, D. Maria, etc.
Beispiele falsch: D. Alves, D. Cavaco, D. Soares, D. Mendes, etc.

In den ersten Jahrhunderten der portugiesischen Geschichte stand es alleine dem jeweiligen König, der Königin und den königlichen Prinzen zu, diesen Titel zu tragen.
Ab dem 15. Jahrhundert fingen die portugiesischen Könige an einige Mitglieder des höchsten Adels (port.: grandes do reino) aber auch nichtadlige Bürger, die sich um die Nation verdient gemacht hatten, mit dem Titel eines „Dom“ oder „Dona“ zu versehen.
Ein gutes Beispiel ist hierfür der Seefahrer Vasco da Gama, der von Geburt an zwar kein Adliger war, aber als Dank für die Entdeckung des Seeweges nach Indien, von König Manuel den Titel „Dom“ verliehen bekam.

Als König Philipp II von Spanien, der gleichzeitig auch als Filipe I König von Portugal war, den portugiesischen Thron bestieg, erließ er während seiner Regierungszeit die so genannte „Philippinische Rechtsprechung“ (port.: código filipino).
Dieses neue Recht besagte unter anderem, das ab 1595 alle Herzöge, Fürsten, Grafen und Barone, sowie alle Kardinäle, Erzbischöfe und Bischöfe und alle Generäle und Admiräle zur See den Titel eines „Dom“ vor ihrem Namen tragen durften und diesen auch vererben durften.

Eine Anredeform, die also ursprünglich als ein Prädikat gedacht war, wurde mit dem Gesetzt des spanischen Königs zu etwas ganz Gewöhnliches.
Dies war eine der Formen die Philipp II gefunden hatte, um den portugiesischen Hochadel zu etwas ganz vulgäres zu machen!

So kam es, das es über die Jahrhunderte hinweg immer mehr Personen gab, die den Titel eines „Dom“ oder „Dona“ trugen.
Mit dem Ende der Monarchie und dem Wegfall der öffentlich-rechtlichen Verankerung des Adels in Portugal im Jahre 1910 wurde aus dem Titel „Dom“ oder „Dona“ eine reine Anredeform.

Als obsolete Höflichkeitsform ist die Anrede „Dom“ heute eigentlich nur noch bei männlichen Nachkommen des Adels und hohen Kirchenmännern, wie Kardinäle, Erzbischofe oder Bischofe, hier in Portugal üblich.
Die weibliche Anredeform „Dona“ dagegen ist auch heute noch verbreitet. Generell benutzt man diese als Höflichkeits- und Respektbezeugung gegenüber allen zumeist etwas älteren Frauen.


Lamego

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Der heutige Mittwoch ist hier in Portugal ein Feiertag.
Man feiert hier den Portugal-Tag (port.: Dia de Portugal, de Camões e das Comunidades Portuguesas), einen Nationalfeiertag der hierzulande immer am 10. Juni gefeiert wird und der überall auf der Welt von Portugiesen als Feiertag begangen wird. Außerdem gedenkt man an diesem Tag dem im Jahre 1580 verstorbenen Nationaldichter Luis de Camões.
Jedes Jahr wird eine Stadt vom Staatspräsidenten auserkoren, die die offiziellen Feierlichkeiten ausrichten darf.
Letztes Jahr gebührte es z.B. der Stadt Guarda die zentrale Feier zum Feiertag des 10. Juni abzuhalten.

Dieses Jahr hat Präsident Anibal Cavaco Silva die nordportugiesische Kleinstadt Lamego, die im Weinanbaugebiet des Douro liegt, für die traditionellen Feierlichkeiten auserwählt.

Das reizvoll am Abhang des Monte Penude, ca. 100 km östlich von Porto, inmitten von Weinbergen und Feldern gelegene und heute an die 13.000 Einwohner zählende Bischofstädtchen Lamego ist wohl einstmals von den iberischen Stämmen der Keltiberern gegründet und später von Römern besiedelt worden.
Nach den Römern besiedelten die Westgoten Lamego, christianisierten den Ort und machten ihn bereits im Jahre 570 zum Bischofsitz.

Als sich die arabischen Mauren ab dem 7. Jahrhundert n. Chr. daran machten die Iberische Halbinsel zu besetzen, nahem sie in der Folgezeit ihrer Eroberungen auch Lamego in Besitz.
Erst unter dem leon-kastilischen König Ferdinand I (esp.: Fernando I de León), der Lamego im November 1057 im Rahmen der Reconquista eroberte, kam der Ort wieder unter christliche Herrschaft, wurde erneut Bischofsitz und in der Folgezeit ein wichtiger Handels- und Umschlagplatz für die landwirtschaftlichen Erzeugnisse seiner fruchtbaren Umgebung.

Im Jahre 1143 versammelten sich in der Stadt Lamego erstmals die portugiesischen Landstände (port.: cortes) in der Kirche Santa Maria de Almacave, um den Grafen von Portucale feierlich und hochoffiziell als D. Afonso Henriques zum König des neuen Staates zu proklamieren.
Hier in Lamego beschlossen sowohl König Afonso Henriques als auch seine Gefolgsleute das neu gegründete Königreich nach dem Namen der Grafschaft Portucale (port.: Condado Portucalense) zu titulieren, und nannten es fortan „Portugal“.

Lamego wurde zu einer der bedeutendsten Städte im portugiesischen Mittelalter.
Im Jahre 1290 erhielt Lamego die Marktrechte und wurde zu einem der wichtigsten Handelsplätze des Königreiches. Kaufleute aus der ganzen Iberischen Halbinsel, selbst die aus den entlegenen arabischen Königreichen Granada und Cordoba, machten zu dieser Zeit in der Stadt ihre Geschäfte.
Bis ins 15. Jahrh. hinein profitierte Lamego von seiner guten Lage und den vielen Handelsrouten die hier zusammentrafen. Erst die aufkommenden portugiesischen Entdeckungsreisen sorgten dafür das Lamego handelspolitisch an Bedeutung verlor, da mit den Entdeckungen andere Handelswege erschlossen wurden.

Nichtsdestotrotz blieb Lamego über die Jahrhunderte hinweg ein kleines und schlichtes Städtchen, mit viel Esprit und Charme; einem Charme den es vor allem seinen zahlreichen schönen Bürgerhäusern (port.: casas brasonadas) aus dem 16. bis 18. Jahrh und den vielen geschichtsträchtigen Bauwerken zu verdanken hat.

Im Zentrum der Stadt erhebt sich auch heute noch die im Jahre 1129 von König Afonso Henriques gegründete imposante Kathedrale, die Sé.
Im 16. und 17. Jahrh. wurde der wuchtige Bau der Kathedrale stark verändert, so dass von dem ursprünglichen gotischen Gebäude alleine der massige, rechteckige Turm erhalten blieb. Im 18. Jahrhundert wurde das Innere der Sé im Renaissancestil umgebaut. Die Kathedrale ist heute die Hauptkirche der Diözese von Lamego.

Schräg gegenüber der Kathedrale, am Largo de Camões, wurde im ehemaligen Bischöflichen Palais (port.: Paço Episcopal) aus dem 18. Jahrhundert das bemerkenswerte Stadtmuseum (port.: Museu da Cidade) untergebracht. Gezeigt werden hier u.a. flämische Gobelins aus dem 16. Jahrh., die von jeher zur Ausstattung des Bischöflichen Palais gehörten, portugiesische Malerei aus dem 16. bis 18. Jahrh., Plastiken des 13. bis 17. Jahrh. sowie sakrale Kunst und Volkskunst.

Südlich der Kathedrale, an der nach Guarda führenden Hauptstraße liegt die kleine Capela do Desterro. Die um 1840 erbaute Kapelle besitzt ein Renaissanceportal und ist im Inneren reichlich mit vergoldeten Holzschnitzereien, der so genanten „talha dourada“ und Azulejos sowie einer schön bemalten Kassettendecke ausgestattet.

Auf einer Anhöhe über der Stadt erhebt sich die ursprünglich maurische Burg (port.: castelo) aus dem 11. Jahrh. Von ihr sind heute lediglich der Bergfried und einige Mauerreste erhalten geblieben.

Unterhalb der Burgruine steht die romanische Kirche Igreja de Santa Maria de  Almacave, die einige beachtenswerte Plastiken vorweisen kann. In dieser Kirche wurde einstmals Afonso Henriques zum ersten König Portugals proklamiert.

Hauptsehenswürdigkeit von Lamego ist aber zweifelsohne die im Rokokostil gehaltene Wallfahrtskirche Nossa Senhora dos Remédios.
Von der Stadt führt eine prächtige 686-stufige Treppenanlage mit 14 Stationskapellen aufwärts zur weithin sichtbaren Wallfahrtskapelle auf den Monte de Santo Estevão. Der Bau wurde im 18. Jahrh. recht prunkvoll mit einer doppeltürmigen Hauptfassade errichtet.
Alljährlich suchen hier in den ersten Tagen des Monats September Tausende von Gläubigen Trost und Heilung von ihren Gebrechen.
Auf der Terrasse, unterhalb der Kirche, sind die Statuen von Königen und biblischen Gestalten versammelt. Die Mitte schmücken ein mit Reliefen versehener Obelisk und eine über 700 Jahre alte, mit Efeu überwucherte, Kastanie.
Mehr als Skulpturenschmuck und Kastanie überzeugt jedoch der überragende Blick – er reicht von hier weit über Lamego und seine fruchtbare Umgebung.

Aber Lamego ist nicht nur wegen seinen zahlreichen historischen und kirchlichen Bauwerke berühmt.
Nein, auch die Gastronomie der Stadt und der Region in der sie liegt ist in ganz Portugal berühmt.
Besonders erwähnungswert sind hier das Zicklein und der Hase, die im Ofen gebraten werden, der berühmte Käse Queijo da Serra und natürlich die „bôlas“, schmackhafte Brote die z.B. mit Schinken, Salami, Hähnchenfleisch, Thunfisch, Bacalhau und noch vielem anderem gebacken werden.
Auch wegen seiner vielen guten Weine aus der Douro-Region und dem prickelnden Schaumwein „Raposeira“ ist Lamego hier in Portugal sprichwörtlich in aller Munde.

Lamego, mit seiner malerischen Lage in geringer Entfernung zum Douro und seinen vielen Weinbergen, gehört ohne Zweifel zu den schönsten Städten Nordportugals.
Klein, überschaubar, historisch, traditionsreich, kulinarisch wertvoll und zu jeder Jahreszeit einen Besuch wert – das ist Lamego!

Die Nacht der Nächte – die Sankt Antoniusnacht in Lissabon

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In der Werbung, in der Musik und  in der Literatur wird uns Portugiesen oftmals suggeriert wie leicht das Leben doch ist.
Außerdem glauben wir hier das unsere Freunde stets für uns da sind und das wir immer einen guten Wein und einen guten Café zum trinken haben.
Auch glauben wir felsenfest, dass unsere „seleção“, unsere Fußballnationalmannschaft, jedes Turnier gewinnen kann und dass ein Volksfest ohne uns kein richtiges Volksfest ist.

Sicher, dies alles mag ja das ganze Jahr über reine Wunschvorstellung sein.
Aber spätestens in der Nacht vom 12. auf den 13. Juni, wenn Lissabon ausgelassen die Sankt Antoniusnacht (port.: noite de Santo António) feiert und die Bürger der Stadt mit viel Musik und Tanz, bunten Umzügen, reichlich gutem Essen und Trinken diese besondere Nacht zum Tag machen, spätestens dann werden all diese Traumvorstellungen für uns Lissabonner Realität – und sei es mit Hilfe von Alkohol, viel Alkohol.

Das Lissabonner Stadtfest (port.: festas de Lisboa) findet im Rahmen der Feierlichkeiten für die drei Volksheiligen (port.: santos populares) – die drei Volksheiligen sind Santo António, São João und São Pedro –  den ganzen Monat Juni statt, erreicht aber am Vorabend des Sankt Antoniustag (port.: dia de Santo António), seinen Höhepunkt.

Gewidmet ist dieses Fest dem Heiligen Antonius, der einst in Lissabon geboren wurde, dann aber unter dem Namen „Antonius von Padua“ weltweit Berühmtheit erlangte.
Antonius, der Überlieferung nach ein wortgewaltiger Redner dem sogar die Fische zuhörten, ist Lissabons Schutzpatron.

Gestern feierten die Lissabonner, viele Zugereiste und Touristen, wieder eine fröhliche – teilweise auch feuchtfröhliche – Antoniusnacht und heute kann jeder den Stadtfeiertag ausgelassen genießen…

Schönen Feiertag!
Bom feriado!

Chegas de bois – wenn in Nordportugal die Hörner krachen

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Wer jemals einem typisch-portugiesischen Stierkampf beigewohnt hat, der weiß dass dieser wesentlich unblutiger über die Bühne läuft als etwa z.B. die spanische Version dieses Schauspiels.
Wem aber die portugiesische „tourada“ trotz allem doch ein wenig zu „gewalttätig“ ist, der sollte eine der in Nordportugal um diese Jahreszeit üblichen „chegas de bois“ besuchen.

Im Gegensatz zu einem normalen Stierkampf in der Arena, bei dem sich immer Mensch und Tier gegenüber stehen, ist die „chegas de bois“ immer nur ein Kräftemessen zwischen zwei Tieren.
Diese Duelle zwischen zwei Stieren, bei dem die männlichen Tiere auf natürliche Art und Weise ihre Rangordnung klären, gehen für gewöhnlich immer unblutig aus. Sobald einer der kämpfenden Tiere mit den Knien den Boden berührt oder er vor seinem Gegner Reißaus nimmt, ist der Kampf beendet.
So ein Wettbewerb kann nur wenige Sekunden lang dauern, kann sich aber auch über eine gute halbe Stunde hinziehen – es kommt immer auf das Aggressionspotential der einzelnen Tiere an.

Der Kampf zwischen zwei männlichen Rindern, bei dem die Tiere instinktiv ihre Rangfolge klären, war schon bei den alten Römern ein beliebtes Schauspiel. Mit den Jahrhunderten aber starb diese Art des Spektakels aus und der klassische Stierkampf, zwischen Torero und Stier, setzte sich hierzulande durch.

Erst vor einpaar Jahrzehnten kam die seit vielen Generationen ausgestorbene Tradition der „chegas de bois“ wieder in Mode.
Durch die immer größer werdende technische Industrialisierung der Landwirtschaft nach der Nelkenrevolution in Portugal waren sehr viele heimische landwirtschaftliche Nutztiere, die nicht rentabel waren, plötzlich vom aussterben bedroht.
So „entdeckten“ einige Bauern und Grundbesitzer in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts die „chegas de bois“ wieder, organisierten zahlreiche Wettbewerbe, schrieben Preisgelder für die Duelle aus, erlaubten das Wetten und machten so auf diese Weise fast ausgestorbene Rinderrassen für Züchter und Publikum wieder attraktiv.

Der Ausdruck „chegas de bois“, mancherorts auch unter dem Begriff „chegas de touros“ bekannt, setzt sich aus dem portugiesischen Verb „chegar“ (dt.: beikommen, annähern) und dem Wort für Stier (port.: boi, touro) zusammen, und beschreibt einfach so die „Annährung von Stieren“ (port.: „chegas de bois“) die miteinander kämpfen wollen.

Zwei fast ausgestorbene portugiesische Rinderrassen kamen durch diese ausgefallenen Stierkämpfe bei Bauern und Rinderzüchtern wieder in Mode:
das kleine Barrosão-Rind (port.: raça barrosã), mit seinen langen, geschwungenen und bis zu 100 cm langen Hörnern, das in der Region um die nordportugiesischen Städte Montalegre, Alfândiga da Fé, Mirandela und Vila Flor seine Heimat hat und das bis 1.200 kg schwere und temperamentvolle Mirandesa-Rind (port.: raça mirandesa), aus der Gegend um die Städte Miranda do Douro, Bragança, Vinhais, Vimioso und Mogadouro, in der nordöstlichsten Provinz Portugals, dem Trás-os-Montes.

Die meisten Stiere dieser beiden Rinderrassen die zum Kampfwettbewerb antreten, gehören heute zumeist privaten Züchtern und Bauern.
Doch einige Dörfer und Gemeinden im Norden Portugals, in denen traditionsgemäß das Vieh immer der ganzen Dorfgemeinschaft gehörte und gehört, stellen heute noch so genannte „bois do povo“ (dt.: Volksstiere / Allgemeinheitsstiere) zum Kampf auf.

Die „chegas de bois“ finden den ganzen Sommer lang – meistens bis Mitte August – in vielen Städten und Dörfern Nordportugals statt und sind ein imposantes und spektakuläres Schauspiel, das ich jedem nur empfehlen kann!

Erinnerungen an die EXPO 98

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Im imposanten Portugal-Pavillon (port.: Pavilhão de Portugal), das auf dem ehemaligen Gelände der EXPO 98 steht, ist seit kurzem ein Informationszentrum (port.: Centro Interpretativo do Parque das Nações) eingerichtet worden.
Dieses neue Informationszentrum, im Lissabonner Stadtteil Parque das Nações gelegen, dient als Museum und zeigt momentan in seinen Innenräumen die Ausstellung „A Cidade Imaginada“ (dt.: die erdachte / erfundene Stadt).

Mit zahlreichen Fotografien – die vor, während und nach der Weltausstellung aufgenommen wurden – und verschiedenen Bauplänen und Miniaturmodellen ehemaliger EXPO-Gebäude wird hier an die erste Weltausstellung auf portugiesischem Boden vor 17 Jahren gedacht – eine Weltausstellung die zweifelsohne das Gesicht Lissabons sowohl architektonisch, urbanistisch als auch umweltpolitisch für immer verändert hat!

Einstmals ein heruntergekommenes, brach liegendes und umweltverschmutztes Hafen- und Industriegelände ist der Stadtteil Parque das Nações (dt.: Park der Nationen) heute die beliebteste und teuerste Wohn- und Bürogegend der portugiesischen Hauptstadt.

Wer die Geschichte dieses Lissabonner Stadtteils kennen lernen oder in Erinnerungen schwelgen möchte, kann dies bis zum 30. September 2015 machen.
Solange nämlich wird die Ausstellung „A Cidade Imaginada“ im Portugal-Pavillon kostenlos zu besichtigen sein.

Der Brand der Rua da Madalena in Lissabon

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Brände haben seit jeher die Geschichte der Städte mitgeschrieben, sei es durch die immer wieder vernichtenden Feuersbrünste die oftmals immense materielle Schäden verursachten oder durch die manchmal zahlreichen Menschenopfer die die Brände forderten.
Die Stadt Lissabon ist da keine Ausnahme!

Oftmals in der Stadtgeschichte Lissabons mussten ihre Einwohner hilflos mit ansehen wie Teile der Hauptstadt Opfer wütender Flammen wurden und zusehen wie wichtige Gebäude ihrer Stadt durchs Feuer bis auf ihre Grundmauern zerstört wurden, so z.B. im Jahre 1996 als das Rathaus (port.: Câmara Municipal) brannte – davor hatte ein Feuer bereits 1863 das Gebäude völlig zerstört – oder im August 1988 als der halbe Stadtteil Chiado ein Opfer der Flammen wurde.
Im August 1959 versank die Barockkirche São Domingos (port.: Igreja de São Domingos) am Rossio in Schutt und Asche und wenige Jahre darauf, im Dezember 1964, brannte ein Flamenmeer das Nationaltheater D. Maria II (port.: Teatro Nacional D. Maria II), ebenfalls am Rossio liegend, nieder.
Als am 01. November 1755 nach einem verheerenden Erdbeben die Stadt völlig zerstört wurde, brannte sie tagelang lichterloh und auch 1363, als das Lissabonner Judenviertel (port.: Jadiaria) durch Brandstiftung ein Raub der Flammen wurde, brannte dieser  Teil der Stadt mehrere Tage.

Ein Großbrand, der den Bürgern Lissabons bis heute im Gedächtnis geblieben ist, auch wenn er schon vor über Hundert Jahre gewütet hat, ist ein Brand der unter dem Namen „Incêndio da Rua da Madalena“ (dt.: Brand der Rua da Madalena) bekannt ist und der sich damals in der Straße gleichen Namens, in der Lissabonner Unterstadt Baixa, ereignet hat.
In den Morgenstunden des 10. April 1907, also auf den Tag genau vor 108 Jahren, breitete sich in einem vierstöckigen Wohn- und Lagerhaus in der Rua da Madalena / Ecke Escadinhas de Santa Justa ein Brand aus, bei dem 14 Menschen starben.
Zehn der Opfer kamen in den Flammen um, die vier anderen wiederum starben, weil sie sich in den oberen Stockwerken befanden und sie auf die Straße sprangen. Ihnen war durch die lodernden Flammen der Fluchtweg auf die Straße versperrt gewesen.
37 Personen konnten sich aber, zum Teil schwer verletzt, retten.

Für den Brand wurden damals zwei spanische Bürger – Leandro Gonzalez und Antonio Fernandez – verantwortlich gemacht, zwei Männer die im Untergeschoß des Gebäudes ein kleines Stofflager betrieben.
Nach dem Brand kam heraus, dass die zwei Spanier nur drei Monate vor dem Brand eine hohe Versicherung für ihr Lager im Erdgeschoß des Gebäudes und die darin befindliche Ware abgeschlossen hatten. Außerdem fand man später in einem anderen Lager der beiden Spanier mehrere Kanister des Brandbeschleunigers Ethanol.
Nachdem Gonzalez und Fernandez der Brandstiftung überführt waren und sie die Tat gestanden, wurden die zwei festgenommen und zu lebenslänglichen Haftstrafen verurteilt.
Antonio Fernandez starb nach drei Jahren Zuchthaus im Jahre 1910.
Leandro Gonzalez reichte nach acht Jahren Haft – in der Zwischenzeit war aus dem monarchistischen Portugal eine Republik geworden – einen Gnadengesuch bei dem ersten verfassungsmäßig gewählten Staatspräsidenten Manuel de Arriaga ein.
Arriaga, der von Haus aus Jurist und als ehemaliger Generalstaatsanwalt für seine Kompromisslosigkeit in Rechtsdingen bekannt war, gab dem Gnadengesuch nicht statt und ließ den Häftling daraufhin wissen:
„Politische Systeme mögen kommen und gehen, das Rechtsbewusstsein eines Menschen aber sollte unumstößlich sein.
Ich kann einem Mörder keine Gnade vor Recht gewähren!...“.

Erst zehn Jahren später, 1917, gab der neue Präsident Bernardino Machado, auf Druck Spaniens, endlich dem Gnadengesuch von Leandro Gonzales statt, verwaiste ihn aber, sobald er das Zuchthaus verlassen hatte, des Landes.

Heute steht an der Stelle, an der vor über Hundert Jahren eine der größten Brandkatastrophen des modernen Lissabon stattgefunden hat, ein Wohn- und Geschäftshaus das nach Originalplänen des ursprünglichen Gebäudes errichtet wurde.

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